Kaiserslautern Ein wichtiger Winter

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Geschafft. Den Umzug ins eigene Büro haben Sascha Vogel, Artur Bäcker und Andreas Angel hinter sich gebracht. In den vergangenen Wochen dürften bei den Spieleentwicklern von Grimbart Tales einige graue Haare dazugekommen sein: Die finanzielle Belastung ist gestiegen, ebenso der Wille, mit dem Spiel „Itorah – Forest of Tonantzin“ Qualität abzuliefern. Ein schwieriger Spagat.

Aus einem Gemeinschaftsbüro in der Pariser Straße sind Grimbart Tales zum 1. April in die Blumenstraße umgezogen. In den frisch renovierten Räumen sind die Schreibtische aufgestellt, die Computer vernetzt und eine Couchecke samt großem Fernseher lädt zum gemeinsamen Zocken ein. Vogel, der Mann fürs Geschäftliche, freut sich sichtlich: „Mit den neuen Räumen sind wir über Jahre hinweg flexibel, haben noch Platz für weitere Schreibtische.“ Bäcker ergänzt: „Die ehemaligen Industrieräume sind richtig cool. Das passt. Wir haben hier eine sehr schöne Arbeitsatmosphäre.“ Finanziert werden die neuen Räume privat von den drei Grimbart-Tales-Gründern. Vogel: „Wir gehen über zwei, drei Jahre in Vorleistung.“ Eben bis das fertige Spiel veröffentlicht wird. Das Geld haben sich die ehemaligen Studenten der Hochschule Kaiserslautern – Vogel und Bäcker haben ihren Bachelor-Abschluss in der Tasche, Angel arbeitet noch daran – sich mit Nebenjobs erarbeitet oder geliehen. Vogel: „So ziemlich alle Einmalkosten, also Server, Computer und Softwarelizenzen, haben wir uns über Aufträge erarbeitet.“ Oft kleinere Grafikjobs, erläutern sie. Gerade im März, kurz vorm Umzug, sei die finanzielle Lage ein wichtiges Thema gewesen. Ein Unternehmensberater habe schon vor Monaten für die junge Firma nach Töpfen mit Fördergeldern gesucht – erfolglos. Angel: „Die klassischen Finanziers verstehen unsere Welt nicht.“ Vogel erzählt von Gesprächen mit potenziellen Geldgebern: „Die haben uns gefragt, ob wir mit dem Spiel Lerninhalte transportieren. Dann könne man was machen. Oder ob wir unser Wissen nicht lieber in die Entwicklung von Benutzerinterfaces stecken wollten, da könne man doch viel mehr Geld verdienen.“ Angel: „Wir sind ein Indie-Entwickler und wollen unser Spiel machen, in das wir viel Herzblut gesteckt haben – und nicht unser Spiel solange ändern, bis es vielleicht förderfähig wäre ...“ Immerhin: Beim Besuch des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Volker Wissing vergangene Woche in Kaiserslautern, konnten Grimbart Tales im kleinen Kreis ihre ganz spezielle Problematik vorstellen. Vogel: „Ich hatte schon den Eindruck, dass der Minister sich für unsere Anliegen interessiert.“ Wichtig ist dem Trio, dass es hier nicht um Almosen geht, sondern um eine Anschubfinanzierung. Vogel: „Wir sitzen ja nicht hier und fordern nur. Wir arbeiten hart an unserem Spiel.“ Schlaflose Nächte bereitet die finanzielle Situation den jungen Computerspieleentwicklern nicht, Sorgen schon, wie sie zugeben. Angel: „Natürlich würde jeder von uns gern mit ,Itorah’ Geld verdienen.“ Wohl im Spätherbst soll eine Crowdfunding-Kampagne die Entwicklung merklich beschleunigen. Vogel: „Dazu ist allerdings noch viel Vorbereitung nötig.“ Abseits des Geschäftlichen hat sich in den vergangenen Wochen auch am Spiel viel getan: Für die Messe Cebit ist ein erster spielbarer Prototyp erstellt worden, damit sich Fachbesucher einen ersten Eindruck verschaffen konnten. Bis Ende Mai soll an dem wenige Minuten langen Spielabschnitt weiter gefeilt werden. Dann wird „Itorah – Forest of Tonantzin“ anlässlich der German Dev Days in Frankfurt Spieleentwicklern aus ganz Deutschland vorgestellt. „Das war ein wichtiger Winter für uns“, sagt Angel, „jetzt sind wir schon auf das Feedback gespannt.“ Im besten Fall macht der kurze Spielausschnitt Lust auf mehr. Bäcker freut sich: „Wir fangen mit den sozialen Netzwerken gerade an, erste Fans zu generieren.“ Das sei, gerade mit Blick auf die Crowdfunding-Kampagne wichtig.

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