Kreis Kaiserslautern Ein Riesenlaib und Torte im Glas

Nur noch Zierde: Die gusseiserner Ofenklappe an der Bäckerei Sprengard hat keine Funktion mehr. Aber sie erinnert Daniel Sprenga
Nur noch Zierde: Die gusseiserner Ofenklappe an der Bäckerei Sprengard hat keine Funktion mehr. Aber sie erinnert Daniel Sprengard an die Ursprünge des Familienunternehmens.

«Martinshöhe.»Aus vier mach eins: Eine von ehemals vier Bäckereien in Martinshöhe ist verblieben. Dort bäckt Bäckermeister Daniel Sprengard das Brot so ursprünglich wie der Vater und der Großvater. Die Torte im Becher beweist hingegen, dass der Betrieb mit der Zeit geht.

Nach 10 Uhr herrscht Ruhe in der großen Backstube der Bäckerei Sprengard in Martinshöhe. Das Handwerk ist vollbracht. Am nächsten Morgen um 2 Uhr in der Frühe geht es für Bäckermeister Daniel Sprengard und seine drei Gesellen von vorne los, dann backen sie wieder Brot, Brötchen, Kuchen und Kaffeestückchen, und zwar nach alter Handwerksart. Vorgebackenes oder Tiefkühlware kommt dem 39-jährigen Meister nicht in die Finger, dafür der Sauerteig, den er selbst zieht. Einst gab es in Martinshöhe vier Bäckereien. Heute brennt das nächtliche Licht nur noch in der Backstube Sprengard, die direkt hinter dem Laden in der Zweibrücker Straße liegt. Dort wird nicht nur für das Geschäft an der Backstube gebacken, dort entsteht auch, was in den Filialen in Hütschenhausen, Hauptstuhl und im saarländischen Kirrberg verkauft wird. Ein Bäckerauto versorgt zudem die umliegenden Ortschaften mit Backwaren. „Das ist unser Service für die Senioren, die nicht mehr so mobil sind“, sagt Sprengard. Denn rund um Martinshöhe fehlen die Bäcker bereits ganz. Längst hilft die Knetmaschine in der Backstube, wo sie kann. Den Teig abwiegen, die Laibe formen, die Brötchen entstehen lassen, all das ist hier aber noch Handarbeit. Auch beim Einschießen der Brote in den Ofen hat der Bäcker die Hand am langen Holzbrett. Meist werden Brotlaibe mit gerade mal 500 Gramm in die Hitze geschoben. „Wir backen heute pro Tag nur noch einen einzigen Sechs-Pfünder“, kommt Daniel Sprengard auf eine gravierende Veränderung im Sortiment zu sprechen. Der große Laib wird geviertelt und geschnitten verkauft. „Das große Brot schmeckt einfach anders“, will Sprengard den Riesenlaib nicht ganz aus der Backstube verbannen. Alle anderen Brote sind kleiner geworden, wie die Familien eben auch. „In meiner Lehrzeit gab es gar keine Ein-Pfünder. Wir haben damals nur die Sechs- und Vierpfünder gebacken“, blickt Karl Sprengard, der Senior, auf die 1960er Jahre zurück. Damals gab es auch nicht diese tägliche Flut an Kaffeestückchen, Kuchen und Torten. Zum Wochenende hat der Bäcker die Kuchen gebacken und in großer Stückzahl verkauft. Heute wolle der Kunde jeden Tag alles haben. War früher der Kuchen am Wochenende ein Muss, so entsagen heute viele diesem Genuss. „Es wird sich immer weniger gegönnt“, spricht Daniel Sprengard aus seiner Erfahrung und vermutet, dass der Gesundheitstrend dahintersteckt. Der hat sich natürlich auch in der Backstube breitgemacht. Der Meister backt viel mehr dunkle und Körnerbrötchen als früher. „Sojabrot gab es bei uns schon lange vor der Fitnesswelle“, stellt Sprengard allerdings lachend fest. Im Bäckerladen stehen Fachverkäuferinnen hinter dem Tresen, auch in den Filialen. Die verkaufen in Martinshöhe auch die Lebensmittel, die hier neben Backwaren und belegten Brötchen im Angebot sind. Und sie verkaufen immer öfter auch „Kuchen und Torte für ,auf die Hand’“. Da liegt dann der frische Marmorkuchen in Scheiben geschnitten bereits in der Tüte oder es gibt das Stück Torte im Becher. „Eine ganze Torte backen und stückweise verkaufen, das ist kaum noch möglich“, hat sich Meister Sprengard etwas einfallen lassen, damit die Torte nicht untergeht. Ganz leicht sieht Bäckermeister Sprengard die Zukunft ob der Supermärkte und Ketten wie „Backwerk“ nicht. Aber, und das freut ihn außerordentlich, „im August kommt wieder ein Lehrbub“. Der verstärkt dann das Team in der im vergangenen Jahr zum Wohle der hier arbeitenden Gesellen vergrößerten Backstube. Vorher sei es nämlich schon arg eng gewesen beim nächtlichen Brotbacken.

x