Kreis Kaiserslautern Ein Pfälzer Eck im Himmel

Der Teufel (Nina Frescher/Mitte) piesackt die beiden Pfälzer Schorsch von Kusel (Niklas Schäfer/links) und Philp von Speyer (Raj
Der Teufel (Nina Frescher/Mitte) piesackt die beiden Pfälzer Schorsch von Kusel (Niklas Schäfer/links) und Philp von Speyer (Rajko Schäfer).

Zum ersten Mal seit 78 Jahren wurde am Wochenende auf der Naturbühne wieder regulär Theater gespielt. Unter der Regie von Rajko Schäfer sahen am Samstag und am Sonntag jeweils fast 250 Zuschauer Paul Münchs „Pfälzers Höllen- und Himmelfahrt“.

Der sanfte Berghang wird von alten Eichen gesäumt. Nach vorne hin geht er über in die schmale, begrünte Naturbühne. Links ragt mächtig ein bizarr ausgewaschener Sandsteinklotz auf: der Falkenstein. Gespannte Waldesruh liegt über der Szenerie. Da zerreißt ein scharfer Knall das scheinbare Waldidyll und hellroter Rauch wabert hinter einem flachen Erdwall hervor. Der Teufel (Nina Frescher) springt aus dem dichten Gewölk. Nur hüpfend und springend spektakelt er mit fast akrobatischer Behändigkeit im Eichenhain umher. Immer engere Kreise zieht die schmale Luzifer-Gestalt um einen bauchigen Bottich auf der Feuerstelle. Da fliegt der Deckel auf, Wasser schwappt über den Rand. Schimpfend, jammernd und prustend taucht der „Schorsch von Kusel“ (Niklas Schäfer) daraus auf. Wenig später wird der zweite Pfälzer, „Philp von Speyer“ (Rajko Schäfer), in die Hölle eingeliefert. Alles Jammern und Schimpfen hilft den Pfälzern, beide von wuchtiger Gestalt, nichts. Der Teufel piesackt sie durch Pieksen und Kitzeln und ruft zur Begründung: „Ihr habt Sinn und Zweck der Hölle nicht erfasst.“ Doch die beiden Pfälzer, Hutmachersohn der eine und Brezelbub der andere, überlisten den Teufel schließlich doch, bringen ihn zu Boden, verschnüren ihn und fliehen. Doch auch im Himmel läuft zunächst nicht alles glatt. Nach einem Rückruf aus der Hölle pöbeln die beiden Raubeine derart, dass Petrus (Tommy Bohl) der Heiligenschein herunterfällt. Schließlich stellt sich heraus, dass durch einen irrtümlichen Eintrag im Himmelsbuch eigentlich nur Philp aus Speyer in die Hölle zurück müsste. Weil sie aber Pfälzer sind, solidarisieren sich die beiden. Dies wiederum imponiert dem heiligen Remigius (Benedikt Fritzinger) so sehr, dass er eigenmächtig den Verbleib im Himmel verfügt. Nun beginnt für Schorsch und Philp die schönste Zeit im Himmel. Ein Pfälzer Eck wird eingerichtet. Und gemeinsam mit den Großen der pfälzischen Geschichte, St. Remigius, St. Disibodus (Steffen Klingel), St. Pirminius (Andreas Bürstlein), Franz von Sickingen (Henry Bleyer) und dem Kurfürsten Friedrich (Jonas Galm) jagt nun ein wüstes Weinfest das nächste. Selbst der Versuch des Erzengels Michael, mit dem Schwert in der Hand den himmlischen Willen und Frieden durchzusetzen, trifft auf den geschlossenen Widerstand der Pfälzer. In der Schlussszene erwacht der Kuseler Schorsch neben seiner Frau Katherine (Nina Frescher) und die dramatische Handlung stellt sich als Traum des Hutmachersohns nach einem ausgiebigen Kneipenbummel heraus. Des „Pfälzers Höllen- und Himmelfahrt“ ist kein Stück, das von der Spannung auf den Ausgang lebt. Die Szenen müssen im felsgesäumten Eichenhain im eigentlichen Wortsinne erlebt werden: Eben noch tut sich Franz von Sickingen in schönster Gelage-Stimmung hervor, Erzengel Michael bleibt machtlos, Kurfürst Friedrich kommandiert: „Fuß auf den Stuhl. Es wird ihnen ein Licht aufgehen, wie wir Pfälzer zusammenstehen!“, sagt er gerade noch, als Katherines grell-helle Stimme zwischen den Eichenstämmen aus halber Höhe hervortönt. In scharlachrotem, bodenlangem Kleid stürmt die Kuseler Rachegöttin, das Sündenregister auf den Lippen, aus dem Waldesdunkel auf die Helden im Pfälzer Eck zu. Was die himmlischen Gewalten nicht vermocht haben, das Kuseler Ehegespann macht dem weinseligen und den himmlischen Ruf schädigenden Treiben schlagartig ein Ende. Die Bühne ist leer gefegt.

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