Kaiserslautern Ein musikalisches Denkmal

Die zurzeit wohl eindrucksvollste Leonard-Cohen-Tribute-Show brachte am Freitagabend die Formation „Field Commander C“ im Ramsteiner Congress Center auf die Bühne. Im Programm hatte sie die Songs von Cohens 1979er Tour, die auch für den Meister selbst die besten waren, darunter unvergessene Klassiker wie „Suzanne“, „So Long Marianne“ oder „Sisters of Mercy“. Ein unvergessliches Erlebnis.

Cohens Live-Auftritte 1979 sind legendär. Die gefeierten Konzerte mit großer Besetzung wurden erst im 2001 erschienenen Album „Field Commander Cohen“ dokumentiert. Der Band „Field Commander C.“ gab das den Namen. Zehn fantastische und überaus sensibel agierende Musiker zelebrierten die Songs eines der großen Musikpoeten unserer Zeit. Schon beim ersten Song mit dem Titel „The Guests“ erlebte das Publikum einen Aha-Effekt. Mit seiner sonoren Stimme erinnerte der Bandleader Rolf Ableiter an den jungen Leonard Cohen. Der 50 Jahre alte Karlsruher bestach mit schwarzsamtiger Tiefe und einer fülligen, weichen Mittellage. Und mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit beherrschte er die meist melancholischen Klangfarben Cohens. Seiner Gitarre entlockte er dazu mit virtuoser Fingerpicking-Technik und wohltönenden, sensiblen, runden Linien einen satten Sound. Einen satten Sound entwickelte auch die zehnköpfige Formation. Wenn dann noch der Chor einfallsreich aufgefächerte Harmonien sang, fingen die ersten Härchen an, sich aufzustellen. Bestechend der intensive Vortragsstil der Band, die es verstand, sich dynamisch übergangslos zu steigern, um schlagartig wieder leiser zu werden. Ob „Gipsy`s Wife“, „The Smokey Life“ oder „Bird on the wire“ – die Klangfarben der Band waren ungeheuer vielfältig und mitreißend. Ständig geschah musikalisch Neues. Da streute der Pianist und Organist Klaus Eichberger mit seinem differenzierten Anschlag perlende Läufe ein und verstand es, die Töne zu beseelen. Mit expressivem Ton, markantem Strich und einfühlsamem Vibrato begeisterte immer wieder der geniale Nikolas Mavridis auf der Geige, der extra für dieses Konzert aus Griechenland eingeflogen kam. Eine Prise vibrierende Melancholie gab Patrick Damiani auf der Mandoline dazu, und Jörg Dudys brachte auf der E-Gitarre mit spitzen, kantigen, beißenden Sounds sowie mit Splitter-, Jaul- und Überlagerungsklängen eine erregende Seite mit ins Spiel. Die Meditation Coltranes verstand Klaus Buchner auf dem Saxofon mit der Lyrik von Miles Davis zu verbinden. Und doch besaß sein Ton, wie in „Famous blue raincoat“, Expression. Technisch versiert, mit Feeling und perfektem Timing sorgte Marcel Millot für den grundsoliden Rhythmus, und Claus Bubick legte einen unentwegt pulsenden Bass als Hauptschlagader für die Klang-Konstruktion aus. In rockigen Stücken wie „Who by Fire“ oder „Memories“ schienen die beiden den Groove einprogrammiert zu haben. Neben Ableiter bereicherten zwei Vokal-Artistinnen das Konzert. In „Song for Bernadette“ glänzte die Mannheimerin Ira Diehr mit kultivierter, sensibler Stimme. Mit ihrer klaren, tiefen Stimme bestach die gebürtige Pfälzerin und Wahl-Frankfurterin Esther Oberle in „Coming back to you“, indem sie ausdrucksmäßig wie Ella Fitzgerald und phrasierungsmäßig wie Sarah Vaughan klang. So faszinierten die Musiker auf der ganzen Linie mit Intensität und Werktreue. Cohen schien direkt wieder auferstanden, denn die Band schaffte es auf berührende wie mitreißende Weise die Klassiker im Geiste ihrer Entstehungszeit zu interpretieren und Cohen ein Denkmal zu setzen – ohne ihn jedoch zu covern. Klassiker wie „Lover, lover“ und „Suzanne“ sangen die meisten mit. Die Stimmung war prächtig. Nach dem letzten Song riss es die Zuhörer regelrecht von den Sitzen, und sie skandierten „Zugabe“. Mit „Halleluja“ verzauberte die Band die Besucher total. Gänsehaut pur.

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