Kaiserslautern Ein Hauch von Innsbruck

Schwer zu halten: Luisa Wennemann landet mit Schwung am Längsgriff und wird rausgeschleudert.
Schwer zu halten: Luisa Wennemann landet mit Schwung am Längsgriff und wird rausgeschleudert.

«Kaiserslautern.»Thomas Tauporn wirft noch mal einen prüfenden Blick nach oben, chalkt sich die Hände, springt hoch an den Startgriff, klammert sich am Block fest. Drei Boulderer sind schon vor ihm gescheitert. Aber daran denkt er gerade ebenso wenig wie dass der Weg ins Finale viel Kraft gekostet hat. Die Uhr zählt vier Minuten runter, nach einer hängt er am Top-Griff, dem Ziel, springt auf die Matte und strahlt.

Tauporn gewinnt die Männerwertung der RockTown Originals, eines Wettbewerbs, den die Kaiserslauterer Boulderhalle ausgerichtet hat. Den Frauen-Titel holt sich Annika Pidde, Finalteilnehmerin der Deutschen Meisterschaft in diesem Jahr. Es riecht ein bisschen nach München und nach Innsbruck, nach Boulder-Weltcup und Kletter-WM. Nebel zieht durch die Halle, vermischt sich mit dem Magnesiumstaub. Scheinwerfer werfen ihre Strahlen auf die Finalboulder, die darauf warten, bezwungen zu werden oder eben nicht. Mehr als 100 Sportler haben sich beim Klettern in Absprunghöhe an den 40 Routen versucht, die für die besten Sechs jeder Kategorie den Weg ins Finale geebnet haben. „Es war ein starkes Teilnehmerfeld“, sagt Katrin Brady vom Hallenteam, die am Ende im Finale stand. Tauporn, der viel internationale Erfahrung mitbringt, kommt aus der Nähe von Tübingen, Annika Pidde hat, als sie noch in der Pfalz wohnte, mit dem RockTown-Team die Hardmoves gewonnen. Finalteilnehmerin Florence Grünewald war für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Die Teilnehmer kamen bis aus Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland. Robin Gray, einer der Haupt-Routenbauer (neben Luke Brady und Tobi Recktenwald), war aus München angereist. Herausgekommen ist ein anspruchsvoller Wettbewerb mit Bouldern, an denen sich selbst so mancher Crack die Zähne ausbiss. Beispielsweise am ersten der drei Finalboulder für die Frauen. An dem scheiterte Pidde. Die spätere Siegerin wollte sich damit aber nicht abfinden, spurtete, als der Wettkampf vorbei war und alle auf die Siegerehrung warteten, über die Matte und machte sich heimlich noch mal an das Rätsel an der Wand. Sie turnte nach oben, nahm Schwung, konnte den glatten Griff auf der anderen Seite der Halbkugel an der Wand wieder nicht halten, wurde aus der Wand gedreht und landete mit einem harten Plopp auf der weichen Matte. Das Publikum – allesamt Boulderer – litt mit ihr und freute sich mit den Teilnehmern, die es bis zum Schlussgriff schafften – nachdem sie geschmeidig durch kraftraubende Züge geturnt waren, kopfüber hängend entspannt und in den Magnesiabeutel gegriffen hatten. Mit einer Bewegung, die aussah, als hätten sie die Route, die sie vorher noch nie gesehen haben, schon hundertmal geübt. Zahlenspiegel

x