Kaiserslautern Ein Abend der Entdeckungen

Setzten auf Ungewohntes: die Musiker des SBO.
Setzten auf Ungewohntes: die Musiker des SBO.

Die Einladung des Symphonischen Blasorchesters des Landkreises Kaiserslautern (SBO) zu einem Soiree-Konzert am Samstag in den Deutschordensaal der Kreissparkasse versprach Instrumentalmusik pur und zudem Einblicke ins aktuelle Niveau der Truppe um den musikalischen Leiter Jochen Lorenz. Darüber hinaus wurde das Konzert jedoch zu einem Abend der Entdeckungen.

Galante, Deleruyelle, Yagisawa, Bürki, Kraas – wäre da nicht mittendrin Johannes Brahms vorgekommen, hätte sich den meisten Konzertbesuchern eine unbekannte Komponistenwelt aufgetan. Also hieß es diesmal sich weniger mit vertrautem Klassikrepertoire „berieseln“ zu lassen, als sich vielmehr auf teils ausgesprochen melodische bis an Volksliedgut erinnernde, teils experimentelle bis ins lautmalerisch hinein klingende Kompositionen einzulassen. Jedes Stück setzte fast einmalige Akzente, fiel auf in Tempi, Melodik oder archaischer Robustheit und huldigte einer Hommage gleich dem Klang einzelner Instrumente. Dem Klangkörper entströmten kaskadenhaft perlenden Tonberge und -täler. Windige, plätschernde, raschelnde oder gar scheppernd schreiende Klänge kamen aus Trompeten, Posaunen, Klarinetten oder Flöten und verbanden sich genial zum schlüssigen Ergebnis. Einfach mitreißend, dieser magische Klangsog, diese fließende Logik kontrastierender Elemente. Überwog neben Brahms’ „Ungarischem Tanz Nr. 5“ im Eingangsstück „Aurora Borealis“ (Galante) stimmungsvolles Flanieren wie bei einer melodischen Landpartie, so kristallisierten sich jene experimentellen Artikulationen besonders in Bürkis „Bernhart Matter“ bis zur Perfektion heraus. Eine spannende Anforderung ans Zuhören. Das erfolgreiche Resultat lautet unter der Prämisse, dass Musikhören zuallererst ein emotionaler Vorgang bleibt: Die SBOler, so erfreulich jung sie teilweise in den Orchesterreihen sitzen, verstehen ihr Handwerk. So sehr, dass ihnen der Freiraum künstlerisch-kreativer Ausdrucksformen offen steht. Und so bleibt zu sagen, dass das Orchester einen Abend der Neuigkeiten sogar für regelmäßige Konzertbesucher bot.

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