Kaiserslautern Eben doch ein bisschen anders

Stimmungsvolles Konzert: Stephan Flesch in der Stiftskirche.
Stimmungsvolles Konzert: Stephan Flesch in der Stiftskirche.

Man könnte ja meinen, dass es nach über 40-jähriger Tätigkeit als Musiker keine echten Neuerungen mehr bei Stephan Flesch gebe. Dass dem nicht so ist, zeigte der Auftritt des Kaiserslauterer Sängers und Gitarristen zusammen mit dem Schlagzeuger/Perkussionisten Thomas Rieder am Freitagabend in der Stiftskirche.

Es war nämlich ein Konzert der mehrfachen Premieren. Zum einen spielte Flesch – obwohl Gemeindemitglied – zum allerersten Mal in diesem Gotteshaus. Zum anderen hörte Gastgeber Pfarrer Stefan Bergmann, wie er in seiner Begrüßung des bis in die hintersten Reihen der Kirche sitzenden großen Publikums erwähnte, Stephan Flesch zum ersten Mal live. Und ganz nebenbei wurde an diesem Abend erstmals auch der neue Stifter-Wein ausgeschenkt, mit dessen Erlös die Sanierung der Kirche mitfinanziert werden soll. Ansonsten aber und in Sachen Programm und dessen Qualität gab es indes tatsächlich wenig Überraschungen – und das war auch gut so. Flesch performte einfach so wie immer: technisch präzise, interpretatorisch gelegentlich etwas abseits des Gewohnten (was manchen altbekannten Stücken neues Leben einhauchte), das Ganze eingebettet in eine zurückgenommene, aber umso wirksamere Conférence. Die besondere Stimmung in einer Kirche, die noch durch die wie immer passende rot-blaue Beleuchtung des Bühnenraums verstärkt wurde, war dabei das atmosphärische Fundament. Jene in der speziellen Flesch-Art vorgetragenen Titel wie Peter Gabriels „The Book Of Love“, Oasis’ „Wonderwall“, Stings „An Englishman In New York“ oder gar Beethovens „Ode an die Freude“ (in einer besonders ausdrucksvollen, an diesem Abend fast schon ins Gospelhafte gehenden Version) repräsentierte darüber den breit angelegten Überbau, den Flesch passend zu Stimmung und Stimme angelegt hatte. Eigentlich braucht einer wie er ja keine große Unterstützung. Eine einfache Gitarre und seine sonore Stimme, ein bisschen Smalltalk mit dem Publikum, das auch immer mal wieder gerne mitklatschte und als großer Background-Chor mitsang – das reicht bei Stephan Flesch. Eigentlich. Dennoch ist es ein zusätzlicher Gewinn, wenn da noch ein wenig rhythmische Unterfütterung dazukommt. Sie kam in Person des Drummers/Perkussionisten Thomas Rieder, der sich mit kleinem Equipment und großem Können dezent, aber wirkungsstark einbrachte. Auch deshalb erschienen manche der präsentierten Titel in einem ungewohnt stringenteren, dadurch angenehm pointierten akustischen Look. So wurde dieses Konzert an einem nicht alltäglichen Ort mit bisweilen in unerwarteter Form dargebotenen Stücken insgesamt zu etwas, was man nicht alle Tage erlebt. Das ging so bis in den kraftvollen Zugabenteil hinein, in dem Flesch und Rieder unter anderem das zu einer Art „Paradestück“ des Repertoires gewordene „Purple Rain“ interpretierten. Welch eine dichte, wohltuende Atmosphäre herrschte in diesem Moment, wie viele Schauer mögen da wohl über so manchen Rücken gejagt sein? Stephan Flesch und Thomas Rieder hat es gefallen – man deutete sogar ein mögliches weiteres Konzert vor Ort an –, dem am Schluss Ovationen spendenden Publikum sowieso und Pfarrer Bergmann nach seinem ersten Live-Eindruck vermutlich ebenso. Ein erwartbar „klassisches“ Flesch-Konzert, das eben doch ein bisschen anders war.

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