Kaiserslautern Die zweite Seite der Medaille

Kommt ein Torwart geflogen: Mirko Gerlinger, früher selbst beim FCK, jetzt im Kasten von Jägersburg, kommt raus und klaut Mohame
Kommt ein Torwart geflogen: Mirko Gerlinger, früher selbst beim FCK, jetzt im Kasten von Jägersburg, kommt raus und klaut Mohamed Morabet (oben) die Kugel vom Fuß.

«Mehlingen.» Michael Clemens kommt nach Kreuzbandriss und Meniskusoperation zurück, Neuzugang Simon Gartmann feiert seinen Einstand, der 1. FC Kaiserslautern II erarbeitet sich trotz seiner Personalsorgen Chance um Chance und lässt einen bissigen FSV Jägersburg nicht zur Entfaltung kommen. Die Geschichte würde so gut klingen, wäre da nicht die zweite Seite.

Auf der spielen die Personalsorgen auch im Oberligaheimspiel am Samstag eine Rolle, kommt ein Verletzter zur früh zurück, wird ein Neuer eingewechselt, der Trainingsrückstand hat. Und da spielt der FCK zwar auch zu null, verliert aber mal wieder zwei Punkte und lässt den Gegner jubeln über ein 0:0, das sich für ihn anfühlt wie ein Sieg. Kaiserslauterns Trainer Hans Werner Moser wollte das Lob gar nicht hören, das ihm sein Teamkollege nach dem Spiel schenkte. Er wusste selbst, dass seine Elf besser war als die des Gegners. Er gab das Kompliment an seine Mannschaft weiter, die „mit dem letzten Aufgebot einen Gegner kaum zur Entfaltung kommen ließ“. Auch wenn die Vorzeichen nicht ganz einfach waren. Innenverteidiger Yannick Filipovic (20) beispielsweise hatte wegen einer Adduktorenzerrung seinen Einsatz bei der U21 abgesagt, probierte es trotzdem, weil im Training alles klappte und er dem Team helfen wollte. Doch nach zwei Fehlpässen und Schmerzen musste er raus. Luca Jensen (20), eigentlich Mittelfeldspieler, der nach leichtem Bandscheibenvorfall erst seit einer Woche wieder trainiert, sprang in der 20. Minute ein und machte seine Sache neben Jonas Scholz gut. Für solche und ähnliche Geschichten habe seine Mannschaft das Kompliment verdient. „Was sie Woche für Woche leistet, ist der Oberhammer“, findet Moser. Er freute sich, dass Michael Clemens zurück ist, hatte ein mulmiges Gefühl, weil Simon Gartmann gleich ranmusste, der vorher von Verein zu Verein getingelt war, ohne zu wissen, wo er spielen wird, und der erst seit Dienstag mittrainiert. Doch auch er blieb fehlerfrei. Torhüter Lennart Grill (19) aus dem Profiteam war froh, dass er aushelfen durfte, während Jonas Weyand (17) mit dem Perspektivkader der U19-Nationalmannschaft unterwegs ist. „Für mich ist es wichtiger, Spielpraxis zu sammeln.“ Er hatte zwar am Samstag nicht so viel zu tun, aber gerade gegen Ende der Partie wurde es doch noch hektisch vor seinem Tor. Er kam raus, als Andrej Ogorodnik auf ihn zulief, schnappte sich den Ball, und der Jägersburger traf ihn am Knöchel (86.). Nach der Partie stand Grill mit Eisbeutel am Spielfeldrand, winkte ab, es sei nicht so schlimm, und tröstete sich damit, dass er zu null gespielt hatte. Während Julian Löschner das mit dem Trost so versuchte: „Wir hatten acht Großchancen und haben fast keine Chance zugelassen. Aber wenn Du keinen reinmachst, hast Du keine Chance, zu gewinnen.“ Sein Trainer trauerte den wieder mal verlorenen zwei Punkten nach. Er musste Situationen wie die mit ansehen, als Jensen eine maßgeschneiderte Flanke zu Jeffrey Idehen schickte, der die Kugel gegen die Laufrichtung des Keepers ins Netz köpfte. Doch der Schiedsrichter entschied, dass der Ball vorher im Aus war (23.). Und dann war da noch die Sache mit dem Ball, der im Strafraum neben Jägersburgs Kapitän Julian Fricker landete, der plötzlich mit der Hand dran war (40.). Der Schiedsrichter ließ weiterlaufen. Am Ende hatte der FCK jede Menge Chancen, der FSV zwei. Einen Schuss des ehemaligen FCK-lers Tom Koblenz, der am Tor vorbeiging (56.), und einen Versuch von Niklas Holzweiß, den Antonio Jonjic vereitelte und so abfälschte, dass er knapp am Winkel vorbeistrich (29.). Jägersburg feierte seinen Punkt, und Kaiserslautern trauerte, weil das 0:0 „punktemäßig zu wenig ist“, wie Moser sagt.

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