Kaiserslautern Die weite Welt der Abstraktion

Künstlerduo mit Hund: Christiane Conrad und Friedrich Weschmitt in ihrer Ausstellung in der Kundenhalle der Volksbank.
Künstlerduo mit Hund: Christiane Conrad und Friedrich Weschmitt in ihrer Ausstellung in der Kundenhalle der Volksbank.

Die 129. Ausgabe der renommierten Ausstellungsreihe der Volksbank präsentiert seit Montagabend Werke zweier Künstler. In der Kundenhalle treffen Gemälde und Zeichnungen von Christiane Conrad aus Berlin auf Bronzeobjekte von Friedrich Weschmitt aus Kusel. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Umso neugieriger macht der Titel „Farbe, Form, Struktur“ auf Gemeinsames, das er verspricht.

24 Bilder hängen neun Bronzeobjekten gegenüber. Pastellen die Farben an den Wänden – ebenso dicht wie licht, so weich wie satt, so monochrom wie vielfarbig, so zwischentönig gemischt wie palettenbunt sortiert. Schwarz und schwer dagegen die Objekte auf ihren weißen Sockeln, hier als vertraute Formen wie Schalen und Kugeln, dort als eingedrückte Materialmasse, gleich einem Monument haptischen Zugreifens. Derart getrennt beschrieben, beginnt das Sehen, Entdecken und Lesen. Ein Oeuvre nach dem anderen, Sujet für Sujet. Letztlich ergibt sich ein Ganzes aus zwei konträr arbeitenden Persönlichkeiten. Da sind beispielsweise Conrads Bildertitel. Wer sie liest, wähnt sich mitten in ländlicher Gegend: Ackerwinde, Raps, Weide, Korn- oder Mohnfeld. Und exakt in diesem natürlichen Umfeld dürfen sich die Betrachter die Künstlerin vorstellen: Sie malt in Öl, unkonventionell ohne Pinsel, jedoch konventionell mittendrin in Wiesen und Feldern. Was die unmittelbare Wiedergabe der Natur auf Papier als Liniengeflechte in Ölpastell beziehungsweise auf Leinwand in Farbräumen aus Öl angeht, überträgt Conrad ihr Naturerlebnis puristisch-abstrakt in monochrome Farbfeldmalerei. Eine Wesens- und Wissenstransformation, wie sie intensiver und als Farb-Form-Struktur-Eigenart minimalistischer kaum denkbar ist. Gemacht aus Farblage auf Farblage, „gemalt“ mit Spachteln oder mit Ölstiften zu vertikalen Liniennetz. Wer Conrads Machart kennt, erahnt die Lesart samt Innenleben. Es ist eines aus geschichteten Farben, eines, das aus Erspüren entstanden sein muss. Ganz sicherlich. Denn die Quintessenz entstandener Tönungen beinhaltet Meditation – etwa der Eindruck von eingefangenem Licht. Ergreifend. Trat Friedrich Weschmitt in der jüngeren Vergangenheit eher mit seiner wiederentdeckten Hingabe zu Zeichnungen in der Öffentlichkeit auf, so erinnert er mit den ausgestellten Plastiken an sein Jahrzehnte langes Wirken mit Meistern indischer Handwerkskunst, die der Erschaffung skulpturaler Gottheiten diente. Über regionale Grenzen hinaus bekannt sind diese kompakten, tief schwarzen Tonkörper, überzogen mit einem Ton-in-Ton Bronzegitter. Zutiefst monochrom. Fast unnahbar kompakt. Es bedarf Lichteinfällen. Sie konfrontieren die feinen Karolinien mit veränderbaren Licht- und Schattenkonstellationen. Und so scheint nur Lichtschein den Zugang in ein Innenleben anzudeuten. Dass sich in Weschmitts Exponaten ein imposanter Hintergrund verbirgt, beschrieb mit überraschender Ausführlichkeit Britta E. Buhlmann in ihrer Laudatio. Die Direktorin der Pfalzgalerie kennt die Arbeiten des Kuselers gut. Denn unter ihrer Leitung stellte er – übrigens auch Conrad – bereits in dem Museum des Bezirksverbandes aus. Dem Prinzip nach, so Buhlmann, gleiche der Metallgussvorgang jenem einer „verlorenen Form“. Eine „extrem aufwendige“ Machart für „organisch anmutende“ Formen, denen sie eine Symbiose aus asiatischer Tradition und westlicher Moderne attestierte. Fazit: Dieses Künstler-Duo bietet ein vielseitiges Kommunizieren von Malerei, Zeichnung und Plastik an. So eigenständig in sich selbst die Arbeiten, so durchgängig der Bezug von Strukturen. Obschon unterschiedlich in Machart und Darstellung, verbinden, vernetzen, vergittern und rastern sie wie Schriftzeichen oder Spuren. Die Welt gegenstandsloser Kunst wirkt hier einmal mehr wie ein sich weitendes Gedankenreich. Sehr zu empfehlen! Ausstellung Die Schau läuft bis 11. Mai und ist montags bis freitags zu den banküblichen Zeiten in der Kundenhalle der Volksbank, Kanalstraße 4, zu sehen.

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