Kaiserslautern Die hohe Kunst der Kammermusik

Das Kammerkonzert des Klassischen Uni-Orchesters im nur mäßig besuchten Zink-Museum musste am Sonntag dem zeitgleichen deutschen WM-Spiel Tribut zollen. Diejenigen aber, die sich auf das interpretatorische Abenteuer einließen, Orchestermusik gegen Kammermusik einzutauschen, wurden für ihr Kommen belohnt.

Durchsichtige Kammermusik in kleinsten Besetzungen legen schonungslos alles offen, was sonst opulenter Orchesterklang überdeckt. Um so mehr, wenn es sich um herausragende Meisterwerke handelt wie beim Auftakt: Brahms’ Trio Es-Dur für Waldhorn (Johannes Seidel), Violine (Niamh Farrell) und Klavier (Volker Maag) ist ein solches Klangbeispiel aus kompositorischer Inspiration und hohen spieltechnischen Anforderungen. Die Ausführenden legten eine sehr gediegene, grundsolide Deutung vor, die neben nobler Spielkultur auch die thematischen Finessen und die Verarbeitung der Motivik deutlich machte. Jean-Marie Leclair durchlebte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seiner tragischen, unaufgeklärten Ermordung und vielen Lebens- und Berufsstationen zur Zeit Ludwigs XV. eine filmreife Biographie. Als Komponist für Geigenliteratur fand er eine Synthese aus französischen und italienischen Stilelementen in seinem einerseits sanglichen und kunstvoll verzierten und doch auch wieder brillanten Geigenspiel. Dies vermittelten die Ausführenden Sarah Haufe und Daniel Fichtner. In der zyklischen Sonate für zwei Violinen stellten sie die hohe Schule des Geigenspiels in sehr sicher Lagentechnik und geschmeidiger, nuancierter Bogenführung vor. Da wirkte alles sehr elegant und nicht aufgesetzt. Und noch ein schwerer Prüfstein: Zum Ausklang wagten sich in der Königsklasse des klassisch-romantischen Streichquartetts die Ausführenden an Dvoraks F-Dur-Quartett, das den Beinamen „das Amerikanische“ trägt. Unzählige Einspielungen geben Assoziationen vor, da hatten es zunächst Niamh Farrell, Jens Schlimbach (Violine) sowie Peter Labus (Bratsche) und Alexander Krampe (Cello) nicht leicht, der Erwartungshaltung Stand zu halten. Vielleicht waren die Grundtempi in den Ecksätzen etwas gemäßigter als gewohnt und der Einstieg etwas vorsichtiger. Doch insgesamt konnten diese Ausführenden die thematische Substanz, die wunderbaren lyrischen Stimmungen und klanglichen Wirkungen vermitteln, die der Komponist im Rahmen seines Amerika-Aufenthaltes als typisches Idiom anstrebte. Leider musste der Programmpunkt mit dem künstlerischen Leiter, dem Klarinettisten Carsten Petry, krankheitsbedingt ausfallen.

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