Kaiserslautern Die Geschichtenerzählerin

Bibelkunde: Mittlerweile gibt es die Texte des Geschichtentelefons in über 20 Sprachen. Elfriede Grotz startete das spendenfinan
Bibelkunde: Mittlerweile gibt es die Texte des Geschichtentelefons in über 20 Sprachen. Elfriede Grotz startete das spendenfinanzierte Projekt im Oktober 1992.

Elfriede Grotz hat sich schon immer viele Gedanken über Kinder gemacht. Denn viele von ihnen bekommen zu Hause nicht vorgelesen. Viele werden auch nicht an den Glauben herangeführt. Die Telefonpredigten für Erwachsene haben Grotz vor vielen Jahren auf die Idee gebracht, etwas ähnliches auch für Kinder zu machen. Heute wird das Geschichtentelefon 20 Jahre alt.

Fasziniert saßen vor einigen Wochen drei Jungen auf dem Lauterer Westfest an ihrem Stand. Jeder hatte ein uraltes Telefon vor sich, teilweise sogar noch mit Wählscheibe und einen Hörer in der Hand. Keiner der drei sagte ein Wort. „Die Kinder hören dem Geschichtentelefon zu“, erklärte Elfriede Grotz, die den Stand betreute. Es ist der 4. Oktober 1992, als das erste Geschichtentelefon Deutschlands in Kaiserslautern an den Start geht. Schon beim ersten Quiz gingen über 100 Zuschriften ein, die Hörerzahl vergrößerte sich schnell. Inzwischen gibt es in Deutschland in über 90 Städten Geschichtentelefone mit über 3000 Hörern pro Woche. Auch weltweit sind die Geschichten von Elfriede Grotz zu hören. Mittlerweile sind die Texte in 20 Sprachen übersetzt. Fertige Hörspiele gibt es bereits in elf Sprachen. Bei den Texten orientiert sie sich am Kirchenjahr. Manche haben biblische Hintergründe, andere beschäftigen sich mit aktuellen Dingen, wie dem Ziehen der Zugvögel, Muttertag oder Halloween. Jede Woche am Sonntag startet eine neue Geschichte. Die ist dann die ganze Woche über zu hören. Manchmal können die Hörer auch an einem Gewinnspiel teilnehmen. Per Post hält Elfriede Grotz Kontakt zu ihren Hörern und schickt ihnen vierteljährlich das Programm zu, meistens packt sie noch eine kleine Überraschung dazu. Und die Geschichten sind gefragt: Täglich rufen alleine beim Kaiserslauterer Geschichtentelefon 40 bis 60 Hörer an. Maximal drei Minuten darf eine Geschichte dauern, sonst streikt der Anrufbeantworter. „Das ist etwa eine dreiviertel DIN-A4 Seite“, weiß Grotz inzwischen aus Erfahrung. Schon ein Jahr nach der Gründung kamen Geschichtentelefone in Belgien, Österreich und der Schweiz dazu. In manchen Ländern geht das Geschichtentelefon neue Wege. So sind die Texte in Südamerika mittlerweile über das Radio zu hören. Manchmal werden sie über Kirchengemeinden oder Schulen weiter gegeben. In wieder anderen Ländern dienen sie als Vorlage für kleine Theaterstücke und verbreiten sich durch die Vorführung weiter. Zum 20. Geburtstag konnten die Aufnahmen der Geschichten in Arabisch fertiggestellt werden. Aktuell wird ein Studio gesucht, in dem die Texte auch in französischer Sprache eingesprochen werden können. Ganz besonders freut sich Elfriede Grotz, wenn sie Post von ihren kleinen Anrufern bekommt oder sie sogar persönlich trifft und hautnah erleben kann, was die Geschichten bei ihnen bewirken. Berührt hat sie die Aussage einer jungen Anruferin, die meinte: „Toll, dass man Gott jetzt auch telefonisch kennenlernen kann.“ Manchmal erreichten sie auch Zuschriften, in denen die Kinder ihr bestätigen, dass sie durch die Geschichten zum Glauben gekommen sind. Hauptzielgruppe seien neun- bis elfjährige Kinder. Aber aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß Elfriede Grotz, dass auch viele Teenager und sogar Erwachsene gerne mal das Geschichtentelefon anrufen, wenn sie Zuspruch oder Trost suchen. Nicht immer sei es einfach gewesen. Das Geschichtentelefon finanziere sich alleine durch Spenden, sagt Grotz. So muss sie immer wieder abwarten, denn etliche Projekte konnten oder können erst gestartet werden, nachdem genug Geld zusammen gekommen ist. Weiter ging es trotzdem immer irgendwie, auch wenn schon manch einer meinte, das Geschichtentelefon sei nicht mehr zeitgemäß. Genau das Gegenteil ist der Fall, ist Grotz überzeugt. Über das Internet werden weltweit tausende von Kindern erreicht. Der momentane Höhepunkt ist die Fertigstellung einer App „Geschichten für Kinder“ für das Smartphone. Schon jetzt können elf Sprachen ausgewählt werden. Elfriede Grotz besitzt seit der Entwicklung der App auch ein Smartphone. Freunde und Förderer des Geschichtentelefons informiert sie regelmäßig per Infobrief über die aktuellen Entwicklungen. „Der Rundbrief erscheint inzwischen in 23 Sprachen“, sagt Grotz. Durch ihn und über E-Mail habe sie Kontakte in die ganze Welt. Wer sich gerne einmal eine Geschichte des Geschichtentelefons anhören möchte, kann die Telefonnummer 0631/69292 wählen. Im Internet gibt es unter www.kaiserslautern.geschichtentelefon.de neben den aktuellen Geschichten noch viel mehr zu entdecken.

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