Kaiserslautern Das Niveau kann gehalten werden

Eins plus eins ergibt eins – ganz im Sinne einer Einheit: Die Orchesterfusion von Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (RSO) und SWR-Rundfunkorchester Kaiserslautern 2007 war eigentlich aus der Not geboren. Durch einen geänderten ARD-Finanzausgleich war der SR unter wirtschaftlichen Druck geraten und fand bei den Verantwortlichen des hiesigen Orchesters offene Ohren. Die Bilanz des Orchesters nach zehn Spielzeiten zeichnet ein stabiles Bild.

Durch die Fusion entstand die Deutsche Radio Philharmonie mit den Standorten Saarbrücken und Kaiserslautern, wobei die Konzerttätigkeit im Saarland rund zwei Drittel ausmacht. Vor der Zusammenlegung, 2006, gab es 126 Planstellen (beide Orchester zusammen), bei der Fusion waren es dann 120. Jetzt sei man, so Orchestermanager Benedikt Fohr, bei 98 angekommen. Allerdings sei die Zielgröße 87. Geeigneter für Fohrs ambitionierte Pläne wäre allerdings ein umfangreicherer Streicherapparat in der jetzigen Größenordnung, um etwa bei Monumentalwerken der Spätromantik konkurrenzfähig bleiben zu können. Der Etat für die DRP ist allerdings wieder auf dem Stand von 2007, aufgrund weiterer Einsparzwänge aufseiten den des SR. Für Fohr heißt das, effizienter zu arbeiten und damit auch eine Reduktion von Konzerten und Produktionen. Doch ist das nicht ein Widerspruch in sich, weil die Personalkosten bleiben und das Orchester gleichzeitig weniger präsent ist? Entsteht da nicht eine Abwärtsspirale? Fohr räumt ein, dass steigende Unkosten für Logistik (Fahrten, Unterbringung, Künstlerhonorare, Saalmieten) aufzufangen sind. Und er ist optimistisch, dass sich jetzt das Niveau stabilisiert, der Status quo gehalten werden kann. Fohr erinnert in diesem Zusammenhang an den klassischen Bildungsauftrag des Senders. Das Konzertangebot sei an beiden Standorten stabil. Saarbrücken wie Kaiserslautern bescheinigt Fohr gute Bilanzen. An der Saar gebe es acht ausverkaufte Matineen in der Congresshalle bei 1263 Plätzen, daneben vier Soireen mit je rund 1000 Besuchern (88 Prozent Auslastung). In Kaiserslautern kämen zu drei Sinfoniekonzerten insgesamt 1117 Besucher also im Schnitt also rund 370 Besucher in die Fruchthalle (nach Bestuhlung bis zu 728 Besucher), was einer Auslastung von rund 50 Prozent entspricht. Die drei sonntags-um-5-Konzerte in der Fruchthalle seien immer so gut wie ausverkauft und die fünf A-la-carte-Konzerte im SWR-Studio (219 Plätze) nahezu ausverkauft, wie Kulturamtsdirektor Christoph Dammann mitteilte. Künstlerisch sei das Orchester, so Fohr, auf dem Weg zu einem stilistisch sehr flexiblen Klangkörper. Man absolviere nicht nur klassisch-konzerte zyklische Programme, sondern auch gemischte Gala-Konzerte mit einem Stilmix aus Oper, Operette, Musical bis hin zu Jazz-Adaptionen und Filmmusik. Selbst spezialisierte Barockmusik könne durch die Neigung und Ausbildung einiger Musiker authentisch aufgeführt werden. Durch die erweiterte Konzerttätigkeit im Saar-Lor-Lux-Raum und bis Baden-Baden im Südwesten, durch Tourneen und viele Auftragswerke mit Ur- und Erstaufführungen sowie das Arbeiten mit wechselnden Gastdirigenten und vielen Solisten hat das Orchester schnell gelernt, sich auf neue Herausforderungen einzustellen – stilistisch und klanglich.

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