Kreis Kaiserslautern „Bumm, bumm, tschacka“

Eine bunte Truppe von jung bis alt lockte der Cajon-Kurs am Sonntag ins Haus der Nachhaltigkeit. Nachdem die Kursteilnehmer drin
Eine bunte Truppe von jung bis alt lockte der Cajon-Kurs am Sonntag ins Haus der Nachhaltigkeit. Nachdem die Kursteilnehmer drinnen etwas geübt hatten, wurde bei bestem Wetter draußen weitergetrommelt.

Knapp einen halben Meter hoch, je 30 Zentimeter in der Breite und Tiefe, mit einem Handteller-großen Loch an einer Seite. In dieser Ausführung heißt deine Kiste Cajon – und ist ein Musikinstrument. Und zwar eine Trommel, auf der man sitzen kann. Natürlich nur, wenn man sie auch zu spielen weiß. Genau das wollten elf Menschen am Sonntagnachmittag in einem Workshop im Haus der Nachhaltigkeit bei Johanniskreuz lernen.

Der Zwölfte in der Runde, den es dafür braucht, heißt Peter Lorson. Der 40-jährige Saarländer ist einer der führenden Cajon-Spieler Deutschlands. Morgens verdient er seine Brötchen als Messtechniker im Computer-Bereich, abends gibt er Konzerte mit vornehmlich lateinamerikanischer Musik. „Ich spiele in verschiedenen Formationen“, berichtet der begeisterte Perkussionist. „Am liebsten sind mir die brasilianischen Tänze, vor allem der Bossanova.“ Und wenn er nicht gerade irgendwo einen Saal mit seinen heißen Rhythmen zum Kochen bringt, dann gibt er eben Kurse auf der Cajon. Entdeckt für einen Workshop im Haus der Nachhaltigkeit (HdN) hat ihn Michael Leschnig. „Im letzten Jahr hatten wir eine Ausstellung mit den Erbauern von Holzinstrumenten aus der Region“, erinnert sich der HdN-Chef. „Unter den Geigen- und Blasinstrumente-Machern war auch Peter Lorson, der seine Cajons ja selbst baut. Und als ich nur mal kurz gehört habe, was dieser Mann mit einer Holzkiste so alles anstellt, war ich baff.“ Die Idee, auch andere Menschen an der Kunst des Kisten-Trommelns teilhaben zu lassen, war geboren. Ziemlich bunt gemischt ist die Schar der Teilnehmer, die sich für den Workshop angemeldet haben. Vom neunjährigen Richard, der mit seinem Vater aus dem nahen Heltersberg angereist ist, über die Trippstadterin Christiane Sommer bis zum 31-jährigen Alexandro aus Saarbrücken reicht die Palette. Wobei letzterer von seiner Freundin in den Kurs geschleppt wurde: „Obwohl er aus Costa Rica stammt, hat er vom lateinamerikanischen Rhythmus keinen Schimmer“, erzählt die junge Frau lächelnd, „und das soll sich ab heute ändern.“ Es funktioniert. Mit scheinbar einfachen Handgriffen und seinem gewinnenden Charme führt Peter Lorson die absoluten Laien in die Welt der lateinamerikanischen Musik ein. Mit den Worten „bumm, bumm, tschacka“ illustriert er immer wieder, was er da zwischen seinen Handballen und Fingerspitzen aus der Vorderseite seiner Holzkiste hervorzaubert: Tiefe Töne, helle Schläge, langsame Takte, immer schneller werdende Schlagfolgen. „Diese wenigen Rhythmen sind übrigens die Grundlage der gesamten Rock- und Pop-Musik, von Pink Floyd bis zum Hip Hop“, erläutert der begeisterte Trommler seinen Schülern. Schon nach einer knappen Stunde klingt es im hölzernen Saal des HdN fast wie beim Karneval in Rio. Aus den anfangs etwas ungeschickten Spielversuchen werden immer flottere Handwirbel. Auch die Oberkörper der sitzenden Trommler fangen an, im Takt mitzukreisen. „Bumm, bumm, tschacka“ – so dröhnt es bald darauf auch von einer Waldlichtung, in die der Kurs an diesem herrlich warmen Frühsommer-Nachmittag schließlich umzieht. Ein angenehmer Kontrast zum Kreischen der Motorräder, die Johanniskreuz ebenfalls zum Revier ihrer sonntäglichen Aktivitäten gemacht haben. Spätestens nach drei Stunden, als sich die Sonne senkt und die Fingerspitzen glühen, ist für den neunjährigen Richard klar: „Zu meinem zehnten Geburtstag wünsche ich mir eine Cajon.“ Sein Vater nickt zustimmend. Offenbar freut er sich schon auf die gemeinsamen Übungs-Wochenenden mit seinem Sohn, sitzend und trommelnd.

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