Kaiserslautern Bremerhof bei Kaiserslautern: Idylle im Funkloch

Idyllisch im Wald gelegen: der Bremerhof.
Idyllisch im Wald gelegen: der Bremerhof.

Mobilfunkempfang auf Wegen im Naherholungsgebiet lässt zu wünschen übrig - Appelle an Politik verhallen

„Die erste Frage meiner Hotelgäste ist nicht, wann gibt es Frühstück, sondern: Wie ist der Zugangscode zum WLAN.“ Doch da muss der Gastronom passen. Die Internetanbindung sei mehr als bescheiden. „0,9 Megabit Download pro Sekunde ist möglich, Upload geht gar nicht“, sagt Schulz. Das sei viel zu wenig, um Gästen mit drahtlosem Internet zu versorgen. Helfen könnte eine Glasfaseranbindung, doch die würde ihn 8500 Euro kosten, wie aus einem Angebot der K-Net, einer 100-prozentigen Tochter der Stadtwerke, hervorgeht. Die will Schulz nicht aufbringen, auch deshalb nicht, „weil wir ja digitale Stadt sind“. „Ich habe an alle appelliert, an den Oberbürgermeister, Landespolitiker“, klagt der stellvertretende Landesvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes.

Von der Stadt enttäuscht

Schulz ist der Auffassung, die Stadtoberen sollten sich auch deshalb des Bremerhofs annehmen, weil er das Naherholungsgebiet von Kaiserslautern ist. „Hier führt der Premiumwanderwerg „Pfälzerwald“ vorbei, hier sind viele Wanderer und Mountainbiker unterwegs. Die Mobilfunkabdeckung um den Bremerhof herum sei ebenfalls schlecht. „Gerade wieder ist ein Mountainbikefahrer gestürzt. Der muss sich hierher schleppen, damit wir den Rettungswagen alarmieren.“ Der Gastronom, der 70 Mitarbeiter beschäftigt, zehn Hotelzimmer hat und im Jahr 200.000 Gäste bewirtet, lässt durchblicken, dass er von der Stadt enttäuscht ist. Er biete seit 14 Jahren im Sommer ein 17-wöchiges Kulturprogramm an, das die Massen anziehe. Beim Musiksommer trifft sich die Stadtgesellschaft, da kommen pro Donnerstagabend zwischen 800 und 1000 Menschen zusammen. Schulz verlangt bei den Konzertveranstaltungen unter freiem Himmel keinen Eintritt, die Shuttlebusse lässt er „fer umme“ fahren. „Dafür kriege ich nicht einmal die Straße gemacht. Die ist eine Holperpiste, da reihen sich die Schlaglöcher aneinander.“ Um Abhilfe habe er schon öfter gebeten. Bekam aber stets die gleiche Antwort: „Die Stadt hat kein Geld.“

"Vor Ort kriegen wir nichts hin"

Schulz sagt: „Wir laufen hier der Zeit hinterher.“ Zu ihm kämen viele Studenten, auch im Biergarten mit seinen 650 Sitzplätzen erwarteten die Gäste, dass sie kostenlos im Internet surfen können. Er habe gerade für 3000 Euro eine Satellitenschüssel aufs Dach setzen lassen, das helfe ihm bei den Internetzugängen für die Hotelgäste. Den Biergarten könne er damit aber nicht bespielen. „Unsere Gäste sind immer zufrieden, bei booking.com haben wir im Schnitt Bewertungen von 8,6. Bei der Internetnutzung urteilten die Leute hingegen unisono: „Eine Katastrophe.“ Kürzlich sei ein Architekt, der eine Woche lang bleiben wollte, nach zwei Tagen wieder abgereist, weil er keine Pläne herunterladen konnte. Was Schulz wurmt: „Wir Deutschen sind Weltmarktführer in Sachen Technik, aber vor Ort kriegen wir nichts hin.“ Seine Tochter sei kürzlich in Afrika gewesen. „Dort war die Verbindung besser als auf dem Bremerhof.“ Er frage sich, wie das Land es schaffen wolle, ländliche Regionen ans Hochgeschwindigkeitsnetz zu bringen, wenn man nicht mal sein Ausflugsdomizil in Stadtnähe vernetzen könne. Martin Verlage, Geschäftsführer der KL.digital GmbH, wollte auf RHEINPFALZ-Anfrage keine Zusage machen, dass Schulz geholfen wird. „Ich will nichts versprechen“, sagte er. Er sicherte aber zu, den Bremerhof im Fokus zu haben. Die Wirtschaftsförderung habe schon Gespräche geführt, sie sei derzeit dabei, eine Bedarfsanalyse zu machen, wo die weißen Flecken bei der Breitbandversorgung in Kaiserslautern sind. Dafür soll auch eine App zum Einsatz kommen, über die Bürger direkt Funklöcher melden können. Im Falle von Schulz gebe es eventuell die Möglichkeit, Fördergelder zu bekommen. „Bislang gab es die nur für ländliche Regionen, jetzt können auch Städte Anträge stellen.“ Das sei ganz neu.

Für Firmen wenig lukrativ

Verlage warb um Verständnis dafür, dass das alles erst in Gang kommen muss. „Wir wollen digitale Vorzeigestadt werden, aber wir haben gerade erst angefangen zu arbeiten.“ Ein Stück weit sei man in so einem Fall auch von Mobilfunkanbietern abhängig. Er wolle versuchen, verschiedene Firmen an einen Tisch zu holen. Abgelegene Orte ans Netz zu bringen, sei für die Privaten wenig lukrativ. Es gebe aber Möglichkeiten, sie in die Pflicht zu nehmen. Verlage erläuterte, um die Mobilfunkabdeckung um den Bremerhof zu verbessern, reiche keine Glasfaseranbindung. „Dort müsse zusätzlich ein Mobilfunkmast aufgestellt werden. Manfred Kettering, Vertriebsleiter der K-Net, betonte, schnelles Internet sei nur über Glasfaser auf den Bremerhof zu bringen. Dafür müsse eine Leitungsstrecke verlegt werden. Die Preise dafür setzten die Stadtwerke fest.

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