Kaiserslautern Bibel trifft auf das Streichholz-Mädchen

Auf den ersten Blick betrachtet, reihte sich die jüngste Aufführung der Reihe „Theater im Museum (Tim)“ des Lauterer Theodor-Zink-Museums erfolgreich in die vielen der dort laufenden Reihen ein.

Näher betrachtet, zeigte sich beim Gastspiel des Figurentheaters Künster aber auch ein grundsätzliches Problem in der Gegenüberstellung von subventionierten Mehrspartenhäusern und einer Wanderbühne. Allerdings hat das Künster-Theater neben seinen Auftritten in Kindergärten und Schulen oder auf Kleinkunstbühnen in Deutschland, der Schweiz, Österreich sowie Italien und den Niederlanden inzwischen auch ein eigenes Domizil in Mayen bezogen − was indes neben der räumlichen Sicherheit auch weitere wirtschaftliche Risiken für Manfred Künster birgt. Wenn eingangs ein Vergleich angedeutet wurde, dann hatte am Ende einer durchweg gelungenen Aufführung Künster mit seinem Figurentheater-Haus alle Trümpfe in der Hand. Während sich von öffentlicher Hand bezuschusste Bühnen gewagte Inszenierungen unter dem Deckmantel der Kreativität erlauben (können), Märchen in einer Mischung aus Comedy, Parodie und Fantasy dem Zeitgeist folgend angehen, setzt Künster auf Authentizität und künstlerische Ästhetik. Auch wenn der Absolvent der Theaterschule von Ingmar Lindh bei seiner sehr aufwendigen Aufführung eigentlich zwei verschiedene Stoffe geschickt miteinander verwebt: Grundsätzlich ist ihm offenbar die Mischung aus „Kunst und Klamauk“ fremd, vielmehr strebt er eine erkennbare Ernsthaftigkeit und Nachhaltigkeit im Umgang mit der Weihnachtsgeschichte an. Die führt er historisch fundiert und in der liebevollen Charakterisierung von Personen und der Rekonstruktion von damaligen Lebensverhältnissen auf. Das ist biblische Geschichte in einer Mischung aus Erzähl- und Figurentheater, mit Ein- und Hinführungen zwischen den Handlungsabschnitten, aufgelockert durch Gesangspassagen, unterstützt von eingeblendeter Musik und vielen inspirierenden Bildern, Requisiten und originellen Bühnenlösungen. Dabei scheinen sich Künsters handgroße Figuren lebensecht zu bewegen, was die Identifikation erleichtert. Manfred Künster bedient sich bevorzugt des offenen Figurentheaters, bei dem der Spieler nicht verdeckt agiert, sondern zu sehen ist und als Kommentator zudem Distanz abbaut. Das ist ein Kunstgriff, der das Verständnis und den Einstieg in den Stoff gerade jüngeren Zuschauern erleichtert. So gelingt diesem souveränen Könner des Figurentheaters auch die dramaturgisch durchaus schwierige Verknüpfung der Traumwelt des Hans-Christian-Andersen-Märchens vom „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ mit der biblischen Weihnachtsgeschichte. Doch während der dänische Märchendichter die Armut des Mädchens als versteckte Sozialkritik geschickt „verpackt“, gewährt in dieser Aufführung die Zündung des Streichholzes einen Blick in eine Welt voller Zuversicht und Hoffnung als weihnachtlich optimistische Botschaft. Und die vermittelt Künster in liebevoller Detailarbeit.

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