Kaiserslautern Avantgarde des Ehrlichen

Gut gemachte und ehrliche Musikkunst abseits ausgetretener Pfade: die bot Christoph Hessler von „Intersphere“ im Cotton Club.
Gut gemachte und ehrliche Musikkunst abseits ausgetretener Pfade: die bot Christoph Hessler von »Intersphere« im Cotton Club.

Das Leben ist oft eintönig genug. Da darf man sich rein musikalisch gern auch mal etwas nicht ganz so Alltägliches gönnen. Am Samstagabend bot der Cotton Club in der Kammgarn mit den Mitwirkenden „Like Lovers“ und „The Intersphere“ eine gute Gelegenheit dazu.

„Like Lovers“ ist eigentlich eine vierköpfige Band aus Nürnberg, an diesem Abend aber kam Sänger und Gitarrist Jan Kercher ganz allein auf die Bühne. Was er als Solist vokal, instrumental und mit einiger soundtechnischer Unterstützung präsentierte, lief etwas außerhalb des Üblichen. Gedehnter, atmosphärischer Gesang wie aus einer anderen Dimension mit Elementen aus (alternativem) Rock vermittelten streckenweise einen Hauch von Avantgarde. Ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber gut gemacht und ein solider Grundstein für die flotten Nachfolger an diesem Abend. Das Quartett „The Intersphere“ − zurzeit auf großer „The-Grand-Delusion“-Tour −, nutzte die zuvor aufgebaute Spannung als zusätzlichen Treibsatz für seine eigene, selbst schon extra-dynamische Musik. Irgendwo zwischen Alternative und Progressive Rock, angereichert mit einem Quäntchen Brítpop 2.0, formten Sänger Christoph Hessler, Gitarrist Thomas Zipner, Bassist Daniel Weber und Schlagzeuger Moritz Müller einen gemäßigt eigenwilligen Stil mit allerlei Abwechslung in Rhythmik, Tempo und Gesang. Das war laut und das war ungestüm, das war gerade deshalb mitreißend, in die Beine fahrend, überzeugend. Damit hat es die Band nicht zufällig bis in die Album-Charts geschafft. Bemerkenswert erschien insbesondere die saubere technische Kooperation der Musiker und die akkurate interpretatorische Umsetzung ihrer Titel. Da merkte man, dass die professionellen Jungs dereinst an der Mannheimer Popakademie studiert haben und mittlerweile auch schon über ein Jahrzehnt zusammen agieren. Von wegen „Delusion“ also, was etwa so viel wie „Täuschung“ oder „Irreführung“ bedeutet: Das war gut gemachte, ausgetretene Pfade verlassende, ehrliche Musikkunst auf gutem Niveau.

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