Kaiserslautern Aufbruchsstimmung in Töne gefasst

„Bühne frei für Adonia“, lautete die euphorische Einladung am Freitag durch die protestantische Kirchengemeinde und Ortsgemeinde Weilerbach für ein beispielhaftes Projekt: Adonia ist das Zauberwort für ein ausgeklügeltes Konzept angewandter Musik- und Religionspädagogik, gegründet 1979 in der Schweiz, ergänzt seit 2001 in Deutschland. In Arbeitsphasen werden Schüler in Ferien an Musicals herangeführt. Die brandneue Fassung des künstlerischen und organisatorischen Leiters von Adonia, Markus Heusser, brachte nun den biblischen Stoff um „David und Goliat“ auf die Bühne des gut besuchten Weilerbacher Bürgerhauses.

Vorangegangen war wieder eine Probephase, bei der 65 Schüler zwischen neun und zwölf Jahren aus Baden-Württemberg teilnahmen und nach vorab verschickten Noten das Musical erarbeiteten. Das Ganze nennt sich zukunftsweisend Musicalcamp, findet an 200 Konzertorten statt, wobei neben den geringen Teilnehmergebühren Spenden die Jugendorganisation mindestens zur Hälfte tragen. 16 Hauptamtliche und über 800 Ehrenamtliche bilden den Kern, motivieren in kürzester Zeit so, dass seit vielen Jahren in unserer Region solche Aufführungen begeistern durch musikantische Frische und jugendliche Unbekümmertheit. Es war zum zweiten Mal in Weilerbach eine lebendige und theatralische Aufführung mit szenischer Gestaltung, choreographischen Einlagen und ansprechenden Chorpartien zu erleben. Garant für diesen außerordentlichen Erfolg war die biblische Geschichte mit dem Kampf zwischen Philistern und Israeliten als Auslöser für den folgenden Zweikampf. David gewinnt, obwohl noch ein Junge und schwächlich, gegen den kampferprobten Riesen Goliat und vertraut auf Gottes Hilfe und seine List. Adonia bringt ausschließlich biblische Stoffe in moderner, gut verständlicher Fassung auf die Bühne. Diese Aufführung stellte im ersten Teil Choristen in moderner Alltagskleidung als Sprachrohr und Ausdruck der zeitlosen Volksseele den Hauptfiguren der Erzählung im historischen Gewand gegenüber. Dies schlug gedanklich eine Brücke zwischen Tradition und Gegenwart. Im zweiten Teil schlüpften die Choristen in die Rolle der Heerscharen, es ergaben sich dramatische Momente eines spannenden Handlungsbogens. Die ansprechende Vertonung Heussers basiert auf seiner eigenen, sprachlich aktualisierten Textbearbeitung und ist auf diese Einheit aus Musik, Szene und religiöser Botschaft subtil abgestimmt. Der auswendige Vortrag aller, die sichere Beherrschung von Text und das Erfassen musikalischer Stile und Idiome zwischen Jazz, Pop und Rock bewirkte eine sehr mitreißende Aufführung, getragen und ausgehend vom schwärmerischen Enthusiasmus des Eingangschores. Dieser zog sich als prägendes Moment durch alle Episoden: Zuversicht und Aufbruchstimmung in Töne gefasst durch eine lebhaft pulsierende Musik im Wechselspiel zwischen soliden Chorpartien und ansprechenden Solisten. Zu erleben waren monumentale Massenszenen und idyllische Episoden als Kontrast, gut in Szene gesetzt und detailliert ausgearbeitet. Der zunächst als Hirte in Erscheinung tretende David spielt vor einem pittoresken Bühnenbild nicht Flöte oder Schalmei, sondern Gitarre. Ein akzeptabler Kompromiss, aber der Verzicht auf Live-Bühnenmusik sollte kritisch überdacht werden. Denn mediale Berieselung und Musik aus der Konserve haben wir genug.

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