Kaiserslautern Andrang bei Eröffnung

Bis 23. Dezember im Wadgasserhof zu sehen: die Ausstellung über die jüdische Synagoge. Unser Bild zeigt Bernd Klesmann und Sara
Bis 23. Dezember im Wadgasserhof zu sehen: die Ausstellung über die jüdische Synagoge. Unser Bild zeigt Bernd Klesmann und Sara Brück vom Stadtmuseum vor Bauschmuck der einstigen Synagoge.

Einen großen Zulauf erlebte gestern die Ausstellung im Stadtmuseum „Zierde ihrer Stadt“, die an die Sprengung der jüdischen Synagoge in Kaiserslautern vor 80 Jahren erinnert.

Im bis zum letzten Platz besetzten Theodor-Zink-Museum – für die vielen Besucher mussten noch Stühle herbeigetragen werden – betonte Bürgermeisterin Susanne Wimmer-Leonhardt, man wolle das Gedenken an die schrecklichen Gewalttaten der NS-Diktatur wach halten. Die Kaiserslauterer Synagoge sei im September und Oktober 1938, noch vor der Pogromnacht im November, gesprengt worden. Dies sei der Auftakt für noch viel schlimmere Verbrechen gewesen. Habe die jüdische Kultusgemeinde 1933 weit über 700 Mitglieder gehabt, so seien es 1944 noch 25 gewesen. Wimmer erklärte, das Gedenken an die Zerstörung der Synagoge solle auch zeigen, welch hohe Güter Toleranz und Verständnisbereitschaft sind, die es immer wieder zu erarbeiten gelte. Das Gedenken an die Sprengung der Synagoge sei ein Zeichen für einen respektvollen Umgang miteinander in Kaiserslautern und ein Zeichen gegen alle Bedrohungen der Demokratie. Larissa Janzewitsch, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, beleuchte das Leben von Juden in der damaligen Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg. Der schon vorher vorhandene Antisemitismus habe sich nach dem Krieg fortgesetzt, es habe Kampagnen der sowjetischen Massenmedien gegeben, die auf Juden abzielten. Ausreisen in größerem Stil habe es erst ab 1988 gegeben, in den Folgejahren seien auch zahlreiche jüdische Migranten nach Deutschland gekommen. Heute habe die jüdische Kultusgemeinde in der Pfalz 550 Mitglieder, wovon 350 in Kaiserslautern leben. „Wir alle träumen davon, in Kaiserslautern eine neue Synagoge zu bauen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende. Bernd Klesmann, Leiter des Stadtmuseums, stellte den Kontrast der 1880er und 1930er Jahre in Sachen Synagoge heraus. 1886 sei ihr Bau Anlass für Kooperationen und Feierlichkeiten gewesen, was sich auch in einem respektvollen Umgang der jüdischen Bürger und der Regierung niedergeschlagen habe, in den 1930er Jahren sei sie Anlass für Zerstörungswut und offene Feindseligkeit gewesen. Klesmann ging auch auf Ludwig Levy ein, den Erbauer der Synagoge, der heute etwas in Vergessenheit geraten sei. Er habe auch Kirchen im Landkreis gebaut. Die Ausstellung würdige Levy mit einem kleinen Abriss zu seinem Leben und Schaffen. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von Igor Tabatschnik. Die Ausstellung, die im Wadgasserhof bis 23. Dezember zu sehen ist, zeigt großformatige Bilder der Synagoge aus dem Stadtarchiv, sowohl Innen- als auch Außenansichten, und Aufnahmen während und nach ihrer Sprengung. Neben historischen Abbildungen und Plänen sind weitere Originaldokumente aus dem Stadtarchiv sowie Reste vom Bauschmuck der Synagoge zu sehen. Bei ihrer Einweihung im Jahr 1886 wurde die Synagoge als „Zierde ihrer Stadt“ gefeiert, was zum Titel der Ausstellung führte. Bereits im Sommer 1938 hatte die Stadtverwaltung die jüdische Gemeinde angewiesen, ihre Synagoge aufzugeben. Am 27. August 1938 wurde der letzte Gottesdienst gefeiert und das Gebäude noch vor der sogenannten Reichspogromnacht zerstört. Als Grund wurden städteplanerische Maßnahmen vorgeschoben.

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