Kaiserslautern Am Anfang war das Wundern

Vor einem ihrer Tape-Wandbilder: Veronika Olma.
Vor einem ihrer Tape-Wandbilder: Veronika Olma.

Rheinland-Pfalz tritt mit einer konzeptionell erneuerten Landeskunstausstellung auf. Nach „Mainz direkt“ geht es raus ins Land an drei von ursprünglich vier (daher 4 im Titel) Standorten. Der Startschuss fiel bereits in Montabaur. Die Fortsetzung folgt im Zeughaus Germersheim. Mit dabei die Enkenbacher Künstlerin Veronika Olma. Darüber und über ihr neues Tun berichtet sie beim Werkstattbesuch.

Es herrscht Hochstimmung in der Friedhofstraße 2. Diesmal hat es mit dem Bewerben geklappt. Diesmal ist Veronika Olma mit von der Partie, für die Flux4Art ausgewählt als eine jener 41 Freiberufler, die eine hochkarätige Jury anerkannte neben 21 bereits Renommierten, die als solche nominiert wurden. Immerhin beschreibt sich die Schau als Auftakt für ein neues Ausstellungsformat, das Qualität und Vielfalt zeitgenössischer Kunst in Rheinland-Pfalz sichtbar mache. Olma bekommt eine ganze Wand für ihr temporäres Gaffer-Tape-Wandbild in einer Größe von rund 25 Quadratmetern. Olma konzentriert darin auf verdichtender Weise eine abstrakte Linieninstallation, die bewusst sowohl visuell wie farblich an die KWG-Aktion „Myzel“ aus dem Jahr 2015 anknüpft. Und sie profiliert somit – stärker denn je – ihren kunstsprachlichen Hang zur Linie. Diese war schon immer da. Weniger in ihrer zwangsweisen formbildenden Funktion, als vielmehr als pointierte Motivergänzung beziehungsweise -verbindung, erwachsen aus einem oftmals „knäueligen“ Punkt, unübersehbar in ihren Diptychen, jenen zweigeteilten Tiergeschichten. Um in diesem Kontext die eindeutige Lesart offensichtlicher Kontraste, Kontroversen oder Tragikomödien im Sinne der Künstlerin nachvollziehen zu können, sei sie hier zur eigenen Position zitiert: „Das Wundern über die eigene Existenz und die aller anderen Geschöpflinge sowie die ambivalenten Beziehungen dazwischen bilden den Anlass für mein Schaffen in Malerei, Zeichnung, Fotografie und Objekt. Das Wundern ist so groß, dass der künstlerische Ausdruck nur ins Bizarre, Rätselhafte oder Poetische münden kann. Schatten, Linien, Spiegelungen, Silhouetten, starke Kontraste, organische Formen sind die Elemente meiner Bildsprache.“ Und wie aus ihrer Bildsprache abzulesen ist, mit einem kontinuierlichen Wandel verwachsen. Das zeigen auch die Teilnahmen an Ausstellungen, allein 2018 bislang an sieben Orten. Apropos Orte. Eine zunehmend digitale Welt geht nicht an ihrem Künstlerleben spurlos vorüber. So grundlegend echt und analog ihre Tapebilder entstehen, so kreativ geht es beim GPS-Drawing zu. Eine Wander-App, ein Smartphone, ein Spaziergang. Und das Ergebnis können Worte und Orte für ein virtuelles „Spurenlegen der Menschheitsgeschichte“ sein. Dabei nutzt sie mit politischem Hintergrund das seit 18. September freigegebene deutsche Galileo-Programm ziviler Herkunft. Es ist kaum Neues, stattdessen ein kreatives Weiterentwickeln mit neuen Mitteln. Olmas Trend heißt temporär, langsam und vergänglich. Angesichts der Linie als netzwerkendem Bezug sagt sie: „Das entspricht derzeit meinem Wundern über die eigene fragile Existenz.“ Ausstellung Der zweite Teil der Landeskunstausstellung Flux4art wird Samstag, 20. Oktober um 16 Uhr im Zeughaus Germersheim, Zeughausstraße, eröffnet und läuft bis 25. November.

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