Rheinpfalz „Ach, ist das schön!“

Dichtes Gedränge am Samstag in Johanniskreuz bei der Waldweihnacht: besonders begehrt ist ein warmes Plätzchen an einem der Feue
Dichtes Gedränge am Samstag in Johanniskreuz bei der Waldweihnacht: besonders begehrt ist ein warmes Plätzchen an einem der Feuer.

Weihnachts-, Advents- und Nikolausmärkte gibt es zuhauf und sie ähneln einander mehr oder weniger. Einen etwas anderen Ansatz hat die romantische Waldweihnacht in Johanniskreuz. Mit ihr verfolgen Landesforsten und damit das Team vom Haus der Nachhaltigkeit (HdN) ein Konzept mit regionaltypischer Handwerkskunst und Erzeugnissen aus dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen inmitten einer zauberhaften Waldkulisse.

Schon am Samstagnachmittag herrscht reges Treiben rund ums HdN. Die einen Besucher treffen per Pendelbus oder Pkw ein und machen sich gleich auf den Weg zum Marktgelände. Die anderen haben einen Tannenbaum geschultert und tragen ihn zu ihrem Fahrzeug. Erstmals ist wenige Schritte vom Markt entfernt ein Areal ausgewiesen, auf dem Weihnachtsbäume zum Selberschlagen offeriert werden. Auch stehen bereits gefällte Tannen von der Mückenwiese bei Elmstein zum Mitnehmen bereit, wie Martin Jung, Leiter des Reviers Trippstadt berichtet. Er und die anderen Forstmänner sind zufrieden mit der Nachfrage. Innerhalb von rund zweieinhalb Stunden seien mehr als 100 dieser Öko-Bäume gekauft worden. „Nächstes Jahr werden es noch mehr sein“, ist sich Jung sicher. Denn im Frühjahr wird die Fläche neu bepflanzt und die stehengebliebenen Exemplare sind bis zum nächsten Verkauf gewachsen. Der Baum von Cordula und Gerhard Broszies wird gerade in das Netz „eingetütet“. Zu Säge und Axt haben sie nicht gegriffen. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt das Paar aus Lambrecht lachend. Seit Jahren besucht es die Romantische Waldweihnacht wegen des besonderen Flairs. „Die Lage und das etwas andere Angebot als Klimbim, das ist eine Alternative.“ Miriam Falke und Florian Ritter kommen mit ihrem selbstgeschlagenen Baum aus der Kulturfläche. „Das war unspektakulär und nicht sehr zeitaufwendig“, meint das junge Paar. Auf die Frage, ob es den perfekten Baum gefunden habe, antworten die beiden: „Gibt es den überhaupt?“, und hastet weiter, um den nächsten Bus nach Hause zu erwischen. Über dem Marktgelände liegt der würzige Duft der Holzfeuer, zwischen den Ständen und in den Gängen herrscht dichtes Gedränge. „Brauchst du noch etwas oder ist es gut?“, will ein Mann von seiner weiblichen Begleitung wissen. Mit vollen Taschen macht sich das Paar auf den Heimweg. Langsam bricht die Dämmerung herein. Die Lichter an den Buden leuchten, Schwedenfackeln und Feuerschalen werden angezündet. Das kulinarische Angebot rundherum ist mannigfaltig. Kastanien- und Wildbratwürste brutzeln auf dem Grill und der Räucherofen hat Forellen in seinem Bauch. Erbsensuppe, Saumagen, Flammkuchen und Dampfnudeln werden über die Theken gereicht und etliche Besucher wärmen ihre Finger an Glühwein oder Punsch. Die Menschen schlendern an Ständen mit einem Angebot aus natürlichen Materialien vorbei. Bei der Ledermanufaktur werden Armbänder angepasst, der Imker erläutert, wie die Bienen den Grundstoff für Raps- oder Akazienhonig sammeln und das kuschelige Schaffell findet einen neuen Besitzer. „Ach, ist das schön!“, entfährt es einem Besucher, der gerade ein ABC aus Holzbuchstaben entdeckt hat, in deren Körper kleine Schubladen eingearbeitet sind. Damit ist eines der Weihnachtsgeschenke ausgemacht. Auch im Haus der Nachhaltigkeit haben zahlreiche Händler ihr Angebot platziert. Dekoelemente aus Holz – Stern, Laterne, Tanne oder Engel – werden in den verschiedensten Varianten angeboten. Kunstvoll gedrechselte Holz- und Töpferwaren, Bürsten und Besen, Genähtes, Gehäkeltes und Gestricktes nehmen die Gäste in Augenschein – und manches gleich mit. Draußen an einem der Landesforsten-Stände stehen die Menschen an, um Fleisch und Wurst von Reh, Hirsch und Wildschwein und vielleicht auch schon den Festtagsbraten mit nach Hause zu nehmen. „Das ist jedes Mal ein Run“, erzählt Wolfgang Keck, Revierleiter vom Forstamt Johanniskreuz. „Regionale Produkte sind immer mehr gefragt, die Leute wollen direkt beim Erzeuger kaufen. Das ist ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.“ Schließlich wurde das Wild im Revier erlegt und beim Metzger vor Ort zerlegt, um dann vakuumiert und etikettiert an den Mann und die Frau gebracht zu werden.

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