Kreis Kaiserslautern Abwärme effizient nutzen

Das Blockheizkraftwerk (BHKW) neben dem Freizeitbad Azur, das hauptsächlich zur Wärme- und Stromversorgung des Flugplatzes Ramstein errichtet wurde, ist fast betriebsbereit. Ende November soll der Dauerregelbetrieb aufgenommen werden, sagt der zuständige Bauleiter von den Pfalzwerken, Matthias Rimpf.

Auf den ersten Blick sieht vieles rund um die Anlage noch sehr nach Baustelle aus. Offene Schotterflächen, hier und da noch nicht verbundene Anschlüsse, ein provisorisches Holzgeländer an der Außentreppe und offen liegende Leitungen an manchen Stellen. Doch der Schein trügt. Das BHKW ist praktisch betriebsbereit, versichern Reinhold Matmuja, Geschäftsführer des Betreibers Fernwärme Flugplatz Ramstein (FFR), und Matthias Rimpf. „Am Montag, 15. Oktober, wurde die Kalt-Inbetriebnahme gestartet“, berichtet Rimpf. Das heißt, die Anlage ist befüllt und wird derzeit auf Lecks oder andere mögliche Fehler getestet. Noch seien keine Probleme aufgetaucht. Die Aufnahme des Dauerregelbetriebs Ende November sei also „absolut kein Problem“. Noch in diesem Jahr werde auch die Außenanlage fertig, meint Matmuja. Eigentlich sollte die Anlage schon Ende September den Betrieb aufnehmen. Für die Verzögerung hauptsächlich verantwortlich sei die verspätete Anlieferung der nun auf dem Dach stehenden Abgasschalldämpfer, sagt Matmuja. Sowohl er als auch Rimpf sind alles in allem aber zufrieden mit dem Bauverlauf – Spatenstich war am 23. Juni 2017. Nachdem der für Ende Oktober geplante Eröffnungstermin abgesagt wurde, müssen die Arbeiter nun keine Extraschichten mehr fahren. „Wir hätten das bis Ende Oktober fertig bekommen“, betont Rimpf. Doch dann unter viel Zeitdruck und eben auch mit dem Risiko, dass unter diesem Fehler passieren. Mit der Verlegung könne nun entspannt und ohne Druck innerhalb der nächsten sechs Wochen alles fertiggestellt und getestet werden, bevor die Anlage den Dauerregelbetrieb aufnimmt. Beim Blick auf das 15 mal 30 Meter große und zwölf Meter hohe Gebäude fallen sofort die nebeneinander aufgestellten, 20 Meter hohen Stahlzylinder daneben auf. „Das sind die Pufferspeicher“, verrät Matmuja. Ihnen komme eine wichtige Aufgabe zu. Denn die jetzt installierten drei großen Motoren sollen zehn Jahre halten und Wärme sowie Strom produzieren. Das entspreche, verglichen mit einem Automotor, einer Laufleistung von etwa fünf Millionen Kilometern, betont Rimpf. Und die könne nur erreicht werden, wenn die Maschinen auf einer gleichbleibenden Drehzahl laufen. Ein- und ausschalten soll dabei möglichst vermieden werden. Je nach Jahreszeit – und dem mit ihr verbundenen Wärmebedarf – werden allerdings ein bis zwei Maschinen heruntergefahren. „Im Sommer reicht ein Motor“, sagt Matmuja. Die jeweils 180 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher gleichen kurzfristige Schwankungen aus. Heizen die Kunden wenig, wird heißes Wasser in den großen, isolierten Tanks gespeichert. Wird dann wieder mehr geheizt, kann dafür Wasser aus den Speichern genutzt werden. Dadurch können die Motoren kontinuierlich in einer für sie optimalen Drehzahl laufen, erläutert Matmuja. Jeweils 16 Zylinder haben die drei großen, mit Gas von den Stadtwerken angetriebenen Motoren im Erdgeschoss. Sie treiben jeweils einen Generator an, mit dem Strom erzeugt wird – rund 13 Megawattstunden (MWh) insgesamt. Dabei entsteht viel Abwärme. Und die wird im BHKW zu Wärme für den Flugplatz und ganz nebenbei für das Freizeitbad Azur sowie die nahegelegenen Schulen. Nahe dem jeweiligen Motor sind Wärmetauscher angebracht. Hier wird durch Motor- beziehungsweise Ölwärme Wasser auf 100 Grad erhitzt. Und zwar vom Kühlwasser, das den Motor und das Öl auf Temperatur hält. Vermischt wird das Wasser dabei nicht. Es fließt durch viele dünne, nebeneinander liegende Platten. In den einen das Wasser, das später zum Heizen genutzt wird, und in den anderen, das Kühlwasser. Letzteres gibt Wärme ab, Erstgenanntes nimmt sie auf. So wird zwischen den Platten grob gesagt die Wärme getauscht. Besonders groß sind die Wärmetauscher nicht – etwas mehr als mannshoch. Gemeinsam sorgen sie allerdings für die Hälfte der vom BHKW produzierten Wärme, also für etwas mehr als sechs Megawattstunden. Die anderen 50 Prozent werden im obersten Stockwerk des zwölf Meter hohen Gebäudes erzeugt. Hier stehen die Katalysatoren, durch die das etwa 500 Grad heiße Abgas der Motoren strömt und gereinigt wird. Danach fließt es weiter in die direkt daneben stehenden Abgaswärmetauscher, die aus mit Wasser gefüllten Röhrenbündeln bestehen. An diesen vorbei strömt das heiße Abgas und erhitzt dadurch das kühle Nass auf etwa 100 Grad. Dann fließt das Wasser weiter. Pumpen befördern es über unterirdisch verlegte Leitungen zu den Abnehmern. Nachdem die Anlage den Betrieb aufgenommen hat, läuft sie vollautomatisch, erläutert Matthias Rimpf. Nach den ersten Wochen – in denen sich Fachleute noch mit der Feinjustierung beschäftigen, müsse nur noch alle 72 Stunden ein Mitarbeiter vor Ort nach dem Rechten sehen. Dazu komme die jährliche Wartung. Eine dauerhafte Fernüberwachung gibt es obendrein. FFR, Pfalzwerke und der Anlagenbauer, die Firma Zeppelin, können also online die Anlage überwachen und falls nötig sofort regulierend eingreifen.

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