Heidelberg Zoo als Lehrbetrieb: Vom Schwein zum Sonntagsbraten
Auf dem Rücken einer kleinen braunen Sau landet eine frische Karotte mit viel Grün am Ende. Mit vollen Händen verteilen Zoodirektor Klaus Wünnemann und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Eröffnung des Bauernhofs im Heidelberger Zoo Gemüse an die Schweine, Esel und Ponys. Beim Anblick der Tiere denkt wahrscheinlich niemand an Schweinebraten mit Karotten. Doch der neue Bereich im Tiergarten soll Menschen auch zeigen, woher unser Essen kommt.
Nach zwei Jahren Bauzeit tummeln sich hier bereits Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner und Ponys. Bald können auch Rinder in die Ställe mit angrenzendem Freigehege einziehen und anschaulich zeigen, dass die Kuh nicht lila ist, wie die Milch und die Roulade in den Laden kommen und dabei zu bewussterem Essen anregen. Fast 2,2 Millionen Euro haben die Stadt, die Klaus Tschira Stiftung, die Felix-Wankel-Stiftung und andere Spender für den neuen Bereich gegeben.
Tiere zum Anfassen
„Vom Alltagsbraten zum Sonntagsbraten“ – so ist der neue Bereich überschrieben. Die Widersprüche in unserem Umgang mit Tieren stehen hier im Mittelpunkt. „Da ist die Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft pflegt, da sind Menschen und Arbeitsplätze. Aber oft wird Tierwohl und gesunde Ernährung und Umweltschutz als im Widerspruch zur Landwirtschaft empfunden“, erklärt Zoodirektor Wünnemann bei der Eröffnung. An Zoobesuche mit den Kindern erinnert sich Oberbürgermeister Würzner. „Hauptsache ist, dass die Kinder sich wohlfühlen“, findet er.
Die Ausstellung ist unter Mitarbeit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg so gestaltet, dass sie die Neugierde von Kindern weckt und zum Mitmachen anregt. An den Marktständen können Kinder und Erwachsene wiegen und puzzeln, ziehen und schieben. Im Streichelgehege dürfen sie die Tiere anfassen, bürsten und mit Pellets aus dem Automaten füttern. Auch die Ferkel können ins Streichelgehege schlüpfen und sich den Rücken kraulen lassen. Doch man kann hier auch viel lernen.
Wie leben die Tiere, von denen wir leben? Woher kommt unser Essen? Diese Fragen sollen Tiergehege und interaktive Ausstellungen im neuen Bauernhof beantworten. So bekommen die Besucher Informationen über die Biologie und Haltung von Tieren. Sie können die Arbeit eines landwirtschaftlichen Betriebes kennenlernen. Die Gehege und Ställe der Schafe, Ziegen und Rinder erinnern an die Ställe in den alten Zeiten. Die Schweine haben ein fast ein Meter tiefes Becken bekommen, in dem sie sich ausgiebig suhlen können. An deren Wohlbefinden hat Architekt Peter Buchert bei der Planung besonders gedacht. Doch die manchmal traurigen Bedingungen der modernen Tierhaltung sind nicht ausgespart. Ihre Darstellung soll zu bewusstem Konsum anregen.