Grünstadt Zum Tod von Professor Lücker: Ein engagierter Mensch

Peter Lücker
Peter Lücker

Ein bewegtes, rastloses und zeitweise abenteuerliches Leben ist zu Ende gegangen: Nach langer Krankheit ist Professor Dr. Peter Wolfgang Lücker am 28. November verstorben. Der Mediziner, Politiker und Musiker wurde 89 Jahre alt.

„Das ist ein großer Verlust fürs Leiningerland“, sagt Weggefährte Henner Kunz. Der Kirchheimer traf sich noch bis vor wenigen Monaten mit Lücker beim FDP-Stammtisch in Asselheim. Peter Lücker sei ein „außergewöhnlicher Mensch“ gewesen – mit vielen Facetten, extrem engagiert, ausgeglichen, aber auch etwas eigenwillig. „Selbst mit über 80 ist er noch gern schnell Auto gefahren. In heutiger Sprache würde man sagen: Das war ein cooler Typ“, so Kunz.

Peter Lücker wurde 1933, in einem für Deutschland und auch für sein eigenes Leben schicksalhaften Jahr, geboren. Denn ohne die Machtergreifung Hitlers und den Zweiten Weltkrieg hätte es die DDR nie gegeben. Berlin, wo Lücker in einem Pharmakonzern arbeitete, war 28 Jahre lang von einer Mauer geteilt. Die Grenzsoldaten hatten Schießbefehl. Mit 20 anderen jungen Männern grub Lücker von April bis Oktober 1964 einen Tunnel von Ost- nach West-Berlin. Weil durch ihn 57 Menschen in die Freiheit gelangten, nannte man ihn „Tunnel 57“. Lücker bezahlte sein lebensgefährliches Engagement mit dem fristlosen Verlust seines Arbeitsplatzes.

Fingerverletzung beendet Musikstudium

Eigentlich wollte der Spross einer Musiker- und Schauspielerfamilie aus Hamburg als Kontrabassist im Orchester seine Brötchen verdienen. Doch nach einer schweren Fingerverletzung beendete er sein Musikstudium und sattelte schweren Herzens aufs Dirigieren um. Später leitete er große Orchester, etwa die tschechische Bohuslav Martinu Philharmonic Zlin, und schwang den Taktstock unter anderem beim renommierten Kurpfälzischen Kammerorchester – auch im Leiningerland. Lücker studierte in Kiel, Oxford und Homburg an der Saar Medizin. Er erwarb vier Facharzttitel und lehrte 17 Jahre lang als Professor an der Universität von Cincinnati.

1977 gründete er das Institut für Klinische Pharmakologie, zunächst in Bobenheim am Berg, wo er inzwischen wohnte. Ein Jahr später zog die von ihm geleitete Firma, die die Wirkung neuer Medikamente auf den Organismus wissenschaftlich untersuchte, nach Grünstadt in die Richard-Wagner-Straße. Als er sie 2001 verkaufte, hatte er 200 Beschäftigte. Heute ist das Gebäude eine Flüchtlingsunterkunft.

Auch kommunalpolitisch engagiert

Der Wahl-Pfälzer war auch kommunalpolitisch aktiv, zunächst in der CDU, dann wechselte er zu den Freien Demokraten. Im Frühjahr 2003 wurde er zum Vorsitzenden des FDP-Stadtverbands Grünstadt gewählt. Unter seiner Ägide fusionierte der Verein 2007 mit der FDP der damaligen VG Grünstadt-Land zum Gemeindeverband Grünstadt-Leiningerland, dessen Vorsitz er wiederum übernahm. Gute drei Jahre hatte Lücker ein Stadtratsmandat und das Amt des Fraktionssprechers inne, auch saß er einige Zeit im Kreistag.

Der fünffache Vater kämpfte überdies mit viel Herzblut für die Sanierung des vom Kreis geschlossenen Schwimmbads am Leininger-Gymnasium. Der im April 2005 gegründete Förderverein Lehrschwimmbecken Leiningerland, dem er vorstand, hatte bis zu seiner Auflösung im Dezember 2011 stolze 240.000 Euro an Spenden gesammelt. Diese Summe reichte jedoch bei Weitem nicht für die Instandsetzung. 2014 veröffentlichte Peter Lücker sein erstes nicht medizinisches Buch, eine Biografie mit dem Titel „Eine Familie im 1000-jährigen Reich“.

Beisetzung

Der Gedenkgottesdienst findet am Montag, 12. Dezember, um 11 Uhr in der Martinskirche statt.

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