Unsere Heimat von Oben Warum Bockenheim für viele Menschen eine besondere Bedeutung hat

Bei diesem Luftbild ist von Bockenheim mehr zu sehen als beim Rätselfoto: Heute leben etwa 2300 Einwohner in der nördlichsten Ge
Bei diesem Luftbild ist von Bockenheim mehr zu sehen als beim Rätselfoto: Heute leben etwa 2300 Einwohner in der nördlichsten Gemeinde der Deutschen Weinstraße.

In Bockenheim ist irgendwie immer was los – das würden die meisten unserer Luftbildrätsler wohl unterschreiben. Da wir ein paar markante Punkte auf dem Rätselbild abgeschnitten hatten, musste so mancher ein bisschen länger überlegen.

Michael Robert Krieger: Bockenheim, uff pälzisch Bockrem, der nördlichste Punkt der Deutschen Weinstraße. 1956 entstand Bockenheim durch die Zusammenlegung der Gemeinden Großbockenheim und Kleinbockenheim. Bockenheim ist weithin bekannt durch sein Winzerfest, aber noch mehr durch den Pfälzer Mundartdichterwettstreit. Wer mal mit großem Gefährt durch Bockenheim gefahren ist, wird den Ort auch nicht mehr vergessen.

Clemens Mann, Hettenleidelheim: Zu Bockenheim fallen mir der Mundartwettbewerb und das Winzerfest ein, welches immer einen Besuch wert war. Auch die Diskothek Knigge und das Bockrumer Fass waren besonders bei der jüngeren Generation sehr beliebt. Beide gibt es ja heute leider nicht mehr.

Lothar Öhler: Wo die Weinstraße in Bockenheim beginnt, und dort oben in Schweigen ihr Ende nimmt, lädt von Ort zu Ort ein prima Tröpfchen Wein einen jeden zum Verweilen ein.

Als Eingeborener habe ich meinen Heimatort sofort erkannt: Bockenheim an der Weinstraße. Im Dialekt: Bockerum alias die Appelranze.

Diese kolorierte Ansichtskarte von Kleinbockenheim stammt aus dem Jahr 1919.
Diese kolorierte Ansichtskarte von Kleinbockenheim stammt aus dem Jahr 1919.

Die Rivalität zwischen Kääskuche und Appelranze

Kurt Dinger, Kindenheim: Ich hab nadierlich Bockrem glei erkannt. Awwer erschd seit 1956 gibt’s ää Bockrem, denn vorher gab’s Klääbockrem unn Großbockrem. Wuu sollen enn Ur-Kinneremer aafange unn wuu uffheere wann er iwwer Erlebnisse unn Begegnunge in Bockrem schreiwe will?? Also zum erschde: die alde Rivalität zwischen Kääskuche (Kinnerem) unn Appelranze (Bockrem) war in moiner Jugendzeit (hauptsächlich bei de Buwe) stärker ausgeprägt als heit, es wurden einige heftige Kämpfe um die Vorherrschaft im Gebiet unn später aa wege de Määd ausgefochte. Während moiner Lehrzeit jeden Mojje zum Bahnhof in Bockrem (hääßt iwrischens „Kindenheim-Bockenheim“, weil Kinnrem damals die Hälft bezahlt hott) gedappt unn noo Frankedahl zum Ausbildungsbetrieb gefahre. Dann später die erschde Kinobesuche beim Wagner, die Aufenthalte in der legendären Disco „Gerd’s Knigge“ – wo ich iwrischens a es erschde Mol moi Fraa getroffe habb, dann Gaudi uff’m Winzerfeschd, später Fußballspiele mit brisantem Lokalcharakter von den Aktiven bis zur AH, viele schöne Veranstaltungen wie die Fasnachtssitzungen beim BCV, wo ich mit de „Bachschisser“ johrelang uffgetrete bin, mein Hausarzt, die Apothek, Geschäfte, Gastronomie, Bockremer Woidoor – als Tor zur Palz unn, unn, unn... Bockrem is ääfach schää.

Gunther Isbarn, Tiefenthal: Bockenheim an der Weinstraße ist die am weitesten nördlich gelegene Ortsgemeinde im Leiningerland. Leicht zu erkennen sind linker Hand, gegenüber dem Haus der Deutschen Weinstraße, die Tankstelle und der Parkplatz (mit dem aufgemalten Verkehrsübungsplatz an der Grundschule) sowie oberhalb (südlich) vom Parkplatz die Siedlung „Am Mittelhof“ mit den Doppelhäusern. Mehr Anzeichen braucht man nicht, um die Gemeinde zu erkennen. Charakteristisch ist auch die Straßenführung und das geübte Auge erkennt die Weinstraße und die protestantische Lambertskirche an der Weinstraße/Kirchgasse mit dem seitlich am Kirchenschiff stehenden Glockenturm. Einen besonderen Bezug zu Bockenheim, aber auch zu anderen Gemeinden im Leiningerland gewannen wir im Jahr 2020 durch das RHEINPFALZ-Bilderrätsel zur Mauersberger-Ausstellung in Wolfgang Thomeczeks Kunstkabinett in Tiefenthal. Eines der hier ausgestellten Gemälde zeigte die Schlosstreppe, die hochführt zur Emichsburg und zur Martinskirche. Das Gemälde hatte meine Frau und mich neugierig gemacht und so hatten wir einen Ortstermin an dieser Treppe in Bockenheim. So ist des einen RHEINPFALZ-Rätsels Lösung auch Grundlage für die Lösung des nächsten RHEINPFALZ-Rätsels zu dieser Gemeinde. Natürlich sahen wir nicht nur die Schlosstreppe. Auf einem Spaziergang durch den Ort suchten wir zahlreiche Kulturdenkmäler Bockenheims auf, die im „Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Dürkheim“ gelistet sind.

Das Mauersberger-Gemälde der Schlosstreppe.
Das Mauersberger-Gemälde der Schlosstreppe.

Hans-Jürgen Furchtmann: 1954 wurden wir als DDR-Flüchtlinge vom Lager Osthofen auf verschiedene Dörfer verteilt. Unsere Familie wurde in Bockenheim beim Bauern Steuerwald einquartiert. So kam ich als Fünfjähriger in den Kindergarten in Bockenheim. Am Winzerfestumzug hatte der Kindergarten eine „Rolle“ (Anhänger) geschmückt und wir Kinder durften darauf mitfahren. Der Clou war der Spruch, der an den Seitenwänden der Rolle angebracht war. Der lautete: „Wenn Muttermilch so schmeckte, wie Bockenheimer Wein, so möchte ich mein Leben lang ein Säugling sein.“ Im Jahr 1955 wurde ich in die Volksschule neben der Kirche vor dem Schlossgut Janson eingeschult. Besuchte die Schule bis zur 2. Klasse, dann zogen wir nach Grünstadt.

Damalige Weingräfin erinnert sich an Tony Marshall

Sieglinde Hammann-Neser, Bissersheim: Gerne erinnere ich mich an das Bockenheimer Winzerfest im Jahr 1979, während meiner Amtszeit als Weingräfin der Unterhaardt. Tony Marshall, der Stargast am Freitagabend, bekannt als Stimmungsmacher, gab sich sehr publikumsnah. Er moderierte mit einem ungewohnt unterhaltsamen Pfälzisch und sang sich in der Herzen der Festbesucher. Auch die amüsante Bezeichnung der Bockenheimer als Bockehämmer trug zur Steigerung der Partylaune bei.

Nicht nur für die damalige Weingräfin Sieglinde unvergesslich: der Auftritt von Tony Marshall beim Winzerfest vor 43 Jahren.
Nicht nur für die damalige Weingräfin Sieglinde unvergesslich: der Auftritt von Tony Marshall beim Winzerfest vor 43 Jahren.

Gertrud Remmele, Hettenleidelheim: Bekannt ist Bockenheim über die Pfalz hinaus durch das jährliche Winzerfest und den Marathon. Besonders schön ist es im Frühjahr, wenn die vielen Mandelbäume blühen.

„De Schnorres“ und die „Knigge“

Joachim Schwalb, Hettenleidelheim: Auch wenn auf dem Luftbild fast keine markanten Erkennungsmerkmale sichtbar sind, war die Lösung des Bilderrätsels allein aufgrund der Hinweise recht einfach. Das ehemalige Kleinbockenheim ist auf dem Luftbild geschickt abgeschnitten – und damit bleiben auch das Haus der Deutschen Weinstraße und die markante Martinskirche neben dem Standort der ehemaligen gräflich-leiningischen Emichsburg (heute das Weingut Schloss Janson) als Erkennungsmerkmale verborgen. Gut sichtbar ist aber das Werksgelände der Firma Nisbau GmbH in der Bildecke links oben, was mir die Lösung des Rätsels zusätzlich erleichtert hat. Feierlichkeiten, Feste, Events und sonstige Veranstaltungen gibt es in Bockenheim in großer Zahl. Einige davon sind nicht nur im Leiningerland, sondern pfalzweit und über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannt. Beispielhaft nennen will ich nur das Bockenheimer Winzerfest, den alle zwei Jahre stattfindenden Marathon Deutsche Weinstraße sowie die Mundarttage und den Pfälzischen Mundartdichter-Wettstreit. Ach ja, und da gab es natürlich die „Knigge“ in Bockrem, DIE Kult-Diskothek des Leiningerlandes schlechthin. Eröffnet und geführt von Gerd Seibel („de Schnorres“) war sie vor allem in den 1970er und 80er Jahren der Anziehungspunkt für Jugendliche und Junggebliebene. Chronischer Parkplatzmangel, heiße Musik, Gedränge auf der Tanzfläche, ausgelassene Stimmung, lustige und zum Teil leicht frivole Themenabende, Zigarettenqualm, Bier und Cola, Flipperspiele - all das und noch viel mehr, das war die Knigge (Gott hab sie selig: sie wurde im letzten Jahr abgerissen).

In den 1980er Jahren Kult: „Modenschau“ mit Trinkwettbewerb in der Diskothek „Knigge“.
In den 1980er Jahren Kult: »Modenschau« mit Trinkwettbewerb in der Diskothek »Knigge«.

Wohnzimmer der Jugend am Wochenende

Rita Bender, Sausenheim: Das gesuchte Dorf habe ich mit einem Blick erkannt. Auf der Luftaufnahme in der linken Ecke fiel mir als erstes der Festplatz vom Winzerfest hinter die Schule auf; so hab ich mich durchs Dorf gearbeitet. Als Sausenheimer Mädel war ich schon als Kind oft in Bockenheim bei Verwandten. In den frühen 70er Jahren war ich beim Jugend-Rot-Kreuz – da durften wir am Winzerfest Dienst machen. Ich war gern und immer dabei – auch Sonntag beim Festumzug. Bis heute erlebe ich den Umzug immer wieder gern. Nicht fehlen durfte man in der Discothek „Knigge“ – das war für die Jugend an den Wochenenden das Wohnzimmer. Später wurde auf dem Grundstück noch Gerd’s Fass eröffnet, ein super Speiselokal. Durch die vielen Weingüter, Burschenschaft oder Hexen sowie den Feiern, wie Winzerfest, ist in Bockenheim immer was los.

Gabi Stiefenhöfer: Dank der Hinweise dachte ich sofort an Bockenheim: an die Disco „Knigge“, das Winzerfest und Weinstraßen-Marathon. Das Luftfoto ist gut aufgenommen und schwierig zu erraten. Zum Glück wohnt meine Cousine im gesuchten Ort, die mal schnell gefragt wurde.

Klaus Kany, Grünstadt: Außer den wohl wahrscheinlich meistgenannten „Highlights“ mit Weintor und Beginn der Weinstraße, Winzerfest, sowie der „Knigge“ habe ich diesmal keine nennenswerten Anekdoten oder Ereignisse zu berichten. An der Größe des Ortes, den Neubaugebieten sowie der großen Baufirma östlich der Bahn war der Ort diesmal leicht zu erkennen.

Sabine Appel, Hettrum: Ohne die Hinweise wäre es mir dieses Mal gar nicht so leichtgefallen, die Lösung zu finden. Kennt man des Rätsels Lösung, kann man beim näheren Hinsehen die Bahnlinie am oberen Bildrand ausmachen und die sich durch den Ort schlängelnde Weinstraße, die B271. Der Edelweinort (Großweinlage Grafenstück) liegt an der Grenze zwischen Rheinhessen und der Pfalz. Erstmals als Buckenheim im Jahre 770 im Codex (Schenkungen an das Kloster Lorsch) erwähnt, feierte Bockenheim vor zwei Jahren 1250-Jahrfeier... Zwischen den beiden alten Ortsteilen wurde 1995 das „Haus der Deutschen Weinstraße“ errichtet, das vom Baustil her an ein römisches Kastell erinnert. Ein gutes Restaurant mit Seeterrasse lädt zum Verweilen ein. Der Prädikatswanderweg „Pfälzer Weinsteig“ (185 km) startet inzwischen in Bockenheim, nachdem das fehlende elfte Teilstück ab Neuleiningen im Norden Ende März 2015 eröffnet wurde. Sehr schön und familiengerecht ausgebaut ist der Kraut-und-Rüben-Radweg über 140 Kilometer nach Schweigen-Rechtenbach.

Gerno Grüner, Kirchheimbolanden: Aufgewachsen in der Bockenheimer Straße in Obrigheim und pro Woche mehrmals durch Bockenheim fahrend stellte die Lösung in der Tat kein großes Problem dar. Auch die Hinweise waren eindeutig. Der Hinweis auf die Doppelgemeinde ohne doppelten Namen wird aber jüngere und nicht direkt einheimische Leser*innen eher verwirrt haben. Wer weiß schon noch, dass bereits 1956 die Fusion vollzogen wurde?

Marlene Klingel, Bockenheim: Die „neuen Häuser“ in und um Bockenheim fallen sofort auf, ebenso Emichsburg und Wagner vinocare. Unser Uzname ist Abbelranze, die Herkunft ist mir leider unbekannt.

Martina Martin: Bockenheim ist für mich schon immer ein schönes Dorf mit schönen Gaststätten – als Kind mit den Eltern beim Schäfer Karl im Sonnenhof essen gewesen. Das Winzerfest im Oktober mit Umzug ist ein Muss, da ich meist am Umzug Geburtstag habe. Auch heute noch gehe ich noch öfters mit meiner Familie an den Weiher am Weinstraßenhaus spazieren.

Neun Monate nach Kindenheim

De Thomas Schneider aus Kerchem an de Eck: Na, das war doch mal recht einfach. Des is Bockrem/Bockenheim. Spitzname sin die Bockremer Appelranze. Aber woher der kommt, das weiß ich nicht. Ein etwas schlüpfriger Witz: Vun Bockrem no Kinnrem dauert’s neun Monad...

Gisela Bretscher, Bockenheim: Echt tricky von euch, die Tankstelle, den See und das HdW abzuschneiden. Und die beiden Lambertskirchen sind auch kaum zu erkennen.

Ansichtskarte von Großbockenheim, die ein französischer Besatzungssoldat im Jahr 1919 in die Heimat geschickt hat.
Ansichtskarte von Großbockenheim, die ein französischer Besatzungssoldat im Jahr 1919 in die Heimat geschickt hat.
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