Eisenberg Waldschwimmbad: Proben für den Ernstfall
Es ist ein Szenario, das durchaus realistisch erscheint: eine Leckage in der Chlorgasversorgung des Eisenberger Waldschwimmbads, im Bereich der Technikräume, zwischen Schwimmer- und Spaßbecken. Ein Mitarbeiter wird vermisst. Während sich die Spezialfahrzeuge am Samstag aus dem gesamten Donnersbergkreis nach Eisenberg aufmachten, hatte Bademeister Mark Sommer viel zu tun. Was genau, ist in dem Chlorgasalarmplan beschrieben, der im Bademeisterhaus aushängt. Nachdem die Feuerwehr alarmiert wurde, galt die Aufmerksamkeit den – angenommenen – Badegästen. Sommer musste eine Lautsprecherdurchsage machen, doch das Mikrofon fiel aus (Teil der Übung). Was jetzt? Sommer griff zum Megafon, informierte über einen technischen Defekt und forderte die fiktiven Badegäste auf, ruhig, aber unverzüglich das Gelände über den Ausgang am Kiosk zu verlassen. Chlorgas ist schwerer als Luft und kriecht am Boden entlang, erklärte Sommer im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Daher müssten alle Besucher auf dem schnellsten Weg in die oberen Regionen gehen.
Nach und nach rückten die Fahrzeuge des Katastrophenschutzes an. „Bei dieser Übung ist der Gefahrenstoffzug im Einsatz. Wir haben im gesamten Donnersbergkreis rund 100 Feuerwehrleute mit dieser Spezialausbildung vertreten“, sagte Tobias Herweck, der mit Thorsten Hilge diese Übung leitete. Zudem seien acht Fahrzeuge des Katastrophenschutzes bei den sechs Verbandsgemeinde-Feuerwehren stationiert, die allesamt in Eisenberg im Einsatz waren. In den Mehrzweckfahrzeugen, die meistens Hebebühnen haben, ist das Inventar auf Rollwägen verstaut. So kann man sehr schnell und flexibel abladen, was gerade benötigt wird.
Bei der Übung im Waldschwimmbad wurde der Bereich der Dekontaminierung, also die Nasszelle, um die Verunreinigung auf ein gesundheitsunschädliches Maß zu reduzieren, am Schwimmbecken aufgebaut. Während das geschah, waren bereits andere Wehrleute damit beschäftigt, den Vollschutzanzug anzulegen, zu dem auch Atemmaske und Pressluftflaschen gehören. Somit waren sie vollkommen von der Außenwelt unabhängig und das angenommene Chlorgas konnte ihnen nichts anhaben. Über Funk standen sie dabei ständig in Kontakt mit ihren Kollegen, die Uhrzeiten und Luftmengen dokumentierten.
So lief die Übung ab
Der Erkundungstrupp machte sich dann auf in den zwei Treppen tiefer liegenden Technikraum. Sehr schnell konnte die vermeintlich vermisste Person ausfindig gemacht werden und nach draußen gebracht werden. Die Funkmeldungen, die von den Einsatztrupps kamen, hörten sich derweil an wie von einem anderen Stern. „Es erfordert viel Übung, unter den erschwerten Bedingungen mit Atemschutz und vollständiger Schutzkleidung, den Funkverkehr aufrecht zu halten“, meinte Herweck. Gleichzeitig rückten weitere Wehrleute mit einer Trage, um den Verletzten (hier eine Puppe) zu übernehmen und aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Doch das war nicht so einfach, denn jeder, der den Gefahrenbereich verlassen wollte, musste nun durch die Dekontaminationsschleuse. Dort wurde man mit Wasser abgeduscht, bevor der Weg zum Rettungsdienst frei wurde. Im Hintergrund wurde natürlich auch nach der Leckage gesucht, die schnell verschlossen werden konnte.
Im Außenbereich des Schwimmbads waren derweil Messtrupps unterwegs. Aufgrund der angenommenen Schadenslage führten sie in einem Radius von 300 Metern unterhalb des Schwimmbades Kontrollmessungen durch. So könne man den Gefahrenbereich eingrenzen, erklärte Thorsten Hilge. Nachdem die vermisste Person geborgen und das Leck geschlossen war, erfolgte eine abschließende Messung der eventuell noch vorhandenen Gaskonzentration durch den Messtrupp. Mit einer Wärmebildkamera konnte auch noch der Füllgrad der Flaschen überprüft werden.
Obwohl diese Übung sehr aufwendig war, sei hier jedoch nur ein Teil eines riesigen Rettungsapparates sichtbar, der im Ernstfall in Bewegung gesetzt werden würde, unterstreichen die beiden Übungsleiter. Allein die Betreuung der Menschen nach einer Evakuierung würde enorme Kräfte bündeln. Auch das Aufkommen der Rettungsdienste mit all seinen Fahrzeugen dürfe man im Ernstfall nicht unterschätzen. Bei solchen Einsätzen komme es wirklich auf jedes Detail an und das könne man nur in kleineren Einheiten, wie bei der Übung in Eisenberg, realistisch üben, fasste Herweck das Szenario zusammen.
Zur Sache: Der Gefahrstoffzug
Der Gefahrstoffzug des Donnersbergkreises besteht aus rund 100 Feuerwehrleuten und acht kreiseigenen Fahrzeugen, die bei den verschiedenen VG-Feuerwehren stationiert sind. Sie haben ganz bestimmte Funktionen: Dekon-Einheit (Eisenberg); Gerätewagen Messtechnik (Zellertal), Gerätewagen Gefahrgut (Kirchheimbolanden); Führungseinheit (Winnweiler), Logistik-Einheit (Alsenz) und Gerätewagen Gefahrgut (Rockenhausen).