Grünstadt Von Spielsucht in die Kriminalität getrieben?

Knapp 75.000 Euro soll ein 27-Jähriger aus der VG Hettenleidelheim bei zwei Überfällen auf die Filiale der Sparkasse Rhein-Haardt in Carlsberg, einem Überfall auf die Filiale in Kallstadt sowie einem Überfall auf die Filiale Flörsheim-Dalsheim der Sparkasse Worms-Alzey-Ried erbeutet haben. Seit Montag muss er sich deshalb wegen räuberischer Erpressung vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal verantworten.

Der erste Überfall auf die Sparkasse in Carlsberg war am 20. Dezember 2012. Laut der Anklage von Staatsanwältin Kerstin Sauer kam um 17.45 Uhr ein Mann, der eine Sturmhaube über das Gesicht gezogen hatte, in den Schalterraum, forderte „Geld her“ und bedrohte drei Angestellte, die im verglasten Kassenraum waren, mit einer Softair-Pistole. Die Beute: rund 27.800 Euro. Die weiteren drei Überfälle verliefen weitgehend nach dem gleichen Schema. Ziel waren stets kleinere Sparkassenfilialen. Der vermummte Täter kam immer donnerstags kurz vor 18 Uhr und drohte mit einer Softair-Pistole. Am 7. März 2013 wurde die Filiale in Carlsberg zum zweiten Mal überfallen. Der Bankräuber nahm knapp 17.000 Euro mit. Auf rund 20.300 Euro belief sich die Beute beim Überfall auf die Filiale Kallstadt am 21. November 2013. Mit rund 9300 Euro verließ der Räuber am 9. Januar 2014 die Sparkasse in Flörsheim-Dalsheim. „Ich räume die Taten ein“, teilte der 27-Jährige über seinen Rechtsanwalt Armin Kurth mit. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum ich mich in diese Situation gebracht habe und warum ich so dumm gewesen bin, so schwerwiegende Straftaten zu begehen“, so der 27-Jährige. Er berichtete, dass er seit längerem spielsüchtig sei. Er habe in Spielhallen gespielt sowie im Internet, in Pokerclubs und in Hinterzimmern türkischer Cafés gepokert. Einer der Männer, den er in einem dieser Hinterzimmer in Schifferstadt kennengelernt habe, habe ihm 50.000 Euro geliehen. Als er das Geld nicht zum vereinbarten Termin zurückzahlen konnte, sei er geschlagen worden. Ihm sei auch gedroht worden, dass seiner Frau etwas passiere. Um das Geld zurückzuzahlen, habe er mit den Überfällen begonnen. „Ich habe bis zuletzt nach anderen Lösungen gesucht“, versicherte der 27-Jährige. „Vor allen Überfällen hatte ich soviel Angst, dass ich mir erst habe Mut antrinken müssen“. „Für mich hat es so gewirkt, als hätte er noch nie eine Bank überfallen“, berichtete eine der Angestellten der Filiale in Carlsberg. Mehrere andere Bankangestellte sagten, dass der Täter eher nervös gewirkt habe. Auch habe er „das Gefühl vermittelt, dass er nur das Geld möchte und nicht schießt“. „Ich hätte nie jemanden verletzt“, versicherte der Angeklagte, der sich bei allen Bankangestellten und Kunden, die in den Filialen waren, immer wieder entschuldigte und beteuerte, dass es ihm sehr leidtue. Mit Ausnahme eines 22-Jährigen aus Neustadt sagten alle, dass sie die Überfälle psychisch gut überwunden haben. Mit angeklagt ist ein 28-Jähriger aus der VG Göllheim, der bei zwei Überfällen dabei gewesen sein soll. Der Mann berichtete, sein Bekannter habe ihm im August 2013 erzählt, dass er zwei Banküberfälle begangen habe. „Damals konnte ich mir nicht vorstellen mitzumachen“. Im Oktober sei er arbeitslos geworden. Er habe kein Geld gehabt, da auch er gepokert habe. Zudem sei er amphetaminsüchtig gewesen. Die Droge habe er genommen, um leistungsfähiger zu werden, da sein Chef nie mit ihm zufrieden gewesen sei. Er habe nicht mehr weiter gewusst. Bei den zwei weiteren Überfällen habe er dann Schmiere gestanden und als Fahrer fungiert. Zu mehr wäre er auf keinen Fall bereit gewesen, versicherte der 28-Jährige, der sich ebenfalls entschuldigte. Rund 8500 Euro habe er von der Beute abbekommen. (ann)

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