Grünstadt Vom TV zum TSV

Rollenwechsel: Beim Eppstääner Theater ist Benjamin Sorg Regisseur. In der Sat1-Reihe „Im Namen der Gerechtigkeit“ stand der Med
Rollenwechsel: Beim Eppstääner Theater ist Benjamin Sorg Regisseur. In der Sat1-Reihe »Im Namen der Gerechtigkeit« stand der Mediengestalter als Kommissar selbst vor der Kamera.

Normalerweise ist er hinter der Kamera zuhause: Benjamin Sorg aus dem Frankenthaler Vorort Eppstein arbeitet als Regisseur und Videojournalist für große ARD- und ZDF-Produktionen. Mit dem Laienensemble vom Eppstääner Theater hat er die Komödie „Verrückte haben’s auch nicht leicht“ einstudiert. Die letzten Vorstellungen sind am Wochenende in der TSV-Halle in Eppstein.

Wer Serien wie „Der Bergdoktor“, „Die Bergretter“, „Frühling“ und „Morden im Norden“ sieht, kennt auch Benjamin Sorgs Arbeit: Er produziert die Vorspänne, Zusammenschnitte und Filmtrailer, dreht hinter den Kulissen Bonus-Material von DVDs und für Werbekampagnen in Mediatheken. „Ich entwickle Ideen, wie man Filme und Fernsehreihen vermarkten kann“, sagt er. Dabei ist Benjamin Sorg nah dran am Filmset, bekommt Größen wie Simone Thomalla, Jutta Speidel und Uwe Ochsenknecht vor die Linse. Für neue Folgen der ZDF-Reihe „Inga Lindström“ hat er gerade in Schweden gedreht. Angefangen hat alles mit einem Traum: „Ich wollte schon immer zum Film, aber nicht als Schauspieler, sondern hinter die Kamera“, sagt der 30-Jährige. Beim Südwestrundfunk (SWR) in Mannheim und im Theater Alte Werkstatt Frankenthal machte er nach dem Abitur am Karolinen-Gymnasium Praktika. Dennoch lernte Benjamin Sorg erstmal „was Bodenständiges“, ließ sich bei der BASF zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ausbilden. Doch sein Traum blieb. „Man hat nur ein Leben“, sagte er sich und bewarb sich 2011 an der Medienakademie der Bavaria Filmstudios München für den Studiengang Mediengestaltung Bild und Ton. Unter 500 Bewerbern wurde Sorg als einer von zehn angenommen. Eine „naive Vorstellung vom Regie führen“ habe er gehabt. Trotz Unterstützung von Eltern und Oma musste er in München ranklotzen: „Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr Uni und dann bis 1 Uhr nachts kellnern.“ Das Studium sei „reine Papiersache“ gewesen, habe aber wichtige Kontakte gebracht und die Erfahrung, wie wichtig Praktika sind. Nach einem Praxissemester stieg er bei der ARD-Serie „Um Himmels willen“ ein, zuerst als Produktionspraktikant, dann als Regiepraktikant und schließlich als zweiter Regieassistent. Letzterer ist für die Inszenierung des Hintergrunds und für die Komparsen zuständig und – im Gegensatz zum ersten Regieassistenten, der eher die organisatorischen Produktionsabläufe koordiniert – am nächsten dran am Regisseur. Dennis Satin, dem Regisseur, habe er viel zu verdanken. Für die Fortsetzung „Kubanisch für Fortgeschrittene“ drehte Sorg auf Kuba die Dokumentation und entwarf die Werbekampagne. Auf einer Party lernte der Frankenthaler jemanden von der TV-Produktionsfirma Constantin Entertainment kennen. Und so stand er für 40 Folgen der Sat1-Reihe „Im Namen der Gerechtigkeit“ als Kommissar vor der Kamera. Der Job als Serien-Darsteller – für Schauspieler oft ein Karriere-Killer – war für Sorg „eine unerwartete Erfahrung“. Unmengen Text lernen und zwei- bis dreimal die Woche zwischen drei und zwölf Stunden drehen, das sicherte ihm den Lebensunterhalt und brachte neue Einsichten: „Hier hab ich gelernt, was passiert, wenn Schauspieler vom Regisseur ständig unterbrochen werden.“ Sein Hobby hat er zum Beruf gemacht – und es zugleich „ein Stück weit zerstört“. Einfach mal im Kino einen Film auf sich wirken lassen, das könne er nicht mehr: „Ich sehe überall, was man anders machen kann.“ Deshalb schaue er daheim nur Dokumentationen der Sender Phönix und Welt: „Das sind die besten Geschichten.“ Sein Ziel ist es, selbst mit der Kamera Geschichten zu erzählen, die er im Kopf hat, am liebsten abseits des Mainstreams. Eine Serie, die Genres wie Science-Fiction und Mystery weiterentwickeln will und ein Film-Drama, in dem er am liebsten Jutta Speidel oder Simone Thomalla in der Hauptrolle sähe, hat er bereits geschrieben. Obwohl er beruflich viel unterwegs ist, bleibt Benjamin Sorg, der gerade nach Ludwigshafen-Ruchheim zieht, bodenständig. Neben der Regiearbeit beim Eppstääner Theater steht er zurzeit bei der Sat1-Serie „Einsatz in Köln“ hinter der Kamera. Daneben sitzt er an der Überarbeitung eines historisch inspirierten Heimattheaterstücks, das er für die 1250 Jahr-Feier in Eppstein 2019 auf die Bühne bringen will. Termin Karten für die Komödie „Verrückte haben’s auch nicht leicht“ am heutigen 23. und morgigen 24. November, jeweils 20 Uhr, beim TSV Eppstein, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 11, gibt es für zehn Euro im Vorverkauf beim Aquaristik Corner Frankenthal, Dürkheimer Straße 54, Telefon 06233 56825.

x