Grünstadt Virtuos, vielfältig, gut

Impressiv: Blaues Licht macht die Eisenberger Doppelfalzziegel des Scheuerdachs zum interessanten Anblick.
Impressiv: Blaues Licht macht die Eisenberger Doppelfalzziegel des Scheuerdachs zum interessanten Anblick.

Immer wieder erstaunlich virtuos, gut gelaunt und einfallsreich: Das Jazztrio Tango Transit präsentierte sich bei seinem zweiten Gastspiel in Tiefenthals Kultur-Feldscheuer in Bestform. 50 Zuhörer geizten nicht mit begeistertem Applaus.

Herzlich und kurz – so hätte man das gern öfter – waren die Grußworte des Tiefenthaler Ortsbürgermeisters Edwin Gaub (CDU), der voll hinter dem reichen Kulturprogramm steht, das sich die kleine Gemeinde nicht nur im Jubiläumsjahr leistet. Dann legten die Musiker los – vom ersten Takt an so präzis, in völliger Übereinstimmung und unverkrampft, dass das sofort etwas über die ungemütlichen Temperaturen hinweghalf. Eine muntere Melodie, jazzig-duftig dekoriert, macht Laune. Dann ein Tango des Altmeisters Astor Piazzolla. Das ist zunächst eine Akkordeonminiatur, die große Fingerfertigkeit verlangt – Martin Wagner legt sich ganz rein. Dann meldet sich leise das Becken, Schlagzeug und Bass steigen ein, das Tempo zieht an, Andreas Neubauer bringt ein synkopenreiches Schlagzeugsolo, zunehmend fulminant. Von Bassist Hanns Höhn stammt das folgende Stück, zwar im Tango-Rhythmus, aber mit jazzig-frei schweifender thematischer Erfindung. Immer wieder kehrt das Stück zu seinem federnden Anfangsrhythmus zurück, nimmt neu Anlauf. Auch hier klappt die Kommunikation der drei Musiker vorzüglich; sie sind sich auch an den vertracktesten Stellen vollkommen einig. Es folgt „Fat Cat“. Das ist schöner alter New Orleans Jazz, der mit einem ungemein geläufigen Bass-Solo aufwartet. So trocken und lakonisch er anfängt, so eloquent ist er am Bass. Höhn zupft virtuos und entlockt den Saiten erstaunliche Klänge, dann setzt das Akkordeon ebenso druckvoll wie leger fort, indes das Schlagzeug muntere Rhythmen beisteuert: eine Explosion temperamentvoller Spielfreude, die bestens gefällt – nein, das Stück ist noch nicht fertig, auch hierzu hat der Schlagzeuger noch eine ganze Menge zu sagen. Im eigenen Stück „Night in Egypt“ schafft der Bassist klanglich raffiniert orientalisches Flair, streift später strikten Tanzschulen-Tangorhythmus und streift auch andere musikalische Bezirke. Es ist wunderbar zuzuschauen, wie die drei Musiker sich mit lachendem Mund, in intensivem Blickkontakt, gegenseitig immer wieder musikalisch herausfordern. Es gibt witzige Trugschlüsse und insgesamt ganz viel Freude am gemeinsamen Musizieren. Nach der Pause geht`s genauso weiter, Höhn scheint geradezu in seinen Bass kriechen zu wollen, Neugebauer erprobt mit kritischem Blick immer subtilere Rhythmen, und Wagner macht Sachen, die man einem Schifferklavier kaum zutraut. Zum Beispiel die Gitarrenriffs aus „Money“ von Pink Floyd. Es folgt „Schlaf“ von Hans Höhn, ein Liedchen, das immer langsamer wird, weil die Musiker in Schaf sinken. Dann geht das Licht aus und – „Wir können auch im Dunkeln“ – ein „depressiv-verzweifelter“ (so Wagner), aber gleichwohl hübscher Musette-Walzer erfreut. Dergestalt kommt keine Langeweile auf – bis zum „Transsylvanian Tango“, der den Transit von Tango zu Tango vollendet.

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