Grünstadt Versteckter Zeitmesser

Man muss schon zweimal hinschauen. An der Südwand der katholischen Kirche in Imsweiler ist eine Sonnenuhr angebracht. Das Dorf besitzt mehrere Vorzeigeobjekte, beispielsweise das schöne Bruchsteinhaus über der Bahnlinie, die alte Mühle, die Reste des Wasserschlosses und das katholische Gotteshaus.

Zentral gelegen ist die Kirche ein echtes Kulturdenkmal. Da wären die romanischen und spätgotischen Bauelemente, der spätgotische Chor mit seinem Kreuzrippengewölbe, die Gewölbemalereien, der Epitaph des Ritters Johann von Lewenstein und seiner Frau oder die Marienfigur, die um 1350 entstanden sind. Nicht gleich zu erkennen ist ein Detail an der Südwand der Sakristei: die Sonnenuhr von Imsweiler. Frühe Sonnenuhren sind äußerst selten. Einen solchen Zeitmesser zu konstruieren ist nicht so einfach. Sonnenuhren sind komplizierte astronomische Instrumente. Sie übernahmen eine unverzichtbare Aufgabe für das soziale Zusammenleben. Woher haben die Leute von Imsweiler gewusst, wie spät es ist? Wann war die Zeit zum Kirchgang, zum Mittagstisch, zum Feierabend? Die Sonnenuhr an der katholischen Kirche war über mehrere hundert Jahre Puls des Ortes. Nach ihr richtete sich die Turmuhr. Schon das „Überleben“ dieses kleinen Zeitmessers ist zu bewundern, mehr noch seine Datierung: 1526. Die Uhr stammt also aus der Zeit Luthers. Stark verwittert ist der Kopf eines Narren zu erkennen. Eine Mahnung an die Betrachter, sich nicht wie ein Narr zu verhalten. Ganz im Sinne der Schrift „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant (1457-1521). (kde)

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