Grünstadt Verletzungspech trifft TSG ganz hart

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GRÜNSTADT. Sie waren fassungslos, hatten solch einen Verlauf des Wettkampfes zum Saison-Auftakt in der Zweiten Kunstturn-Bundesliga Gruppe Nord nicht erwartet: die Herren der TSG Grünstadt, die am vergangenen Samstag in der nicht ausverkauften Sporthalle an der Asselheimer Straße das Rheinland-Pfalz-Derby gegen KTV Koblenz deutlich mit 20:58 (4:8-Gerätepunkte) verloren (die RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete).

Es wäre falsch, den „Jungen Wilden“ des Trainer-Trios Michael Danner, Florian Bachmann und Alexander Pogoreltsev deshalb Vorwürfe zu machen oder sie als unqualifiziert für die Zweite Bundesliga abzustempeln. Im Gegenteil: Die blutjungen Athleten wurden kurzfristig ins „kalte Wasser“ geworfen, nachdem sich wirklich alles gegen die Pfälzer verschworen hatte. Ausgerechnet zu diesem Derby, und das noch zum Saisonauftakt, fehlte den Grünstadtern nämlich mit Viktor Weber ein Punktesammler an fünf Geräten. „In allen übrigen Wettkämpfen können wir wieder auf Viktor zurückgreifen, nur gegen Koblenz fiel er aus privaten Gründen aus“, so Danner. Dann die erste Hiobsbotschaft, die die gesamten taktischen Vorgaben der TSG-Turner kippen ließ: Der Russe Nikita Lezhankin verletzte sich beim Einturnen am Barren am kleinen Finger der rechten Hand so schwer, dass der 24-jährige Sechskämpfer nicht an die Kraftgeräte Barren und Reck, die enorme Zugkraft erfordern, gehen konnte. Auch an den übrigen Geräten, also Boden, Seitpferd, Ringe und Sprung, war der Russe durch starke Schmerzen stark beeinträchtigt, was auch seine Leistungen deutlich widerspiegeln. Lediglich am Boden gelang ihm ein Sieg mit drei Scores gegen den zweiten Topscorer des Tages, Stefan Salzmann. Am Pauschenpferd unterlag er dem Koblenzer mit vier Scores, an den Ringen wiederum gegen Salzmann mit einem Score und beim Sprung schaffte der Russe im direkten Vergleich gegen den niederländischen Nationalturner Boudewijn de Vries ein Remis. Das war aber auf keinen Fall Nikita Lezhankin, wie ihn die Grünstadter Fans kennen. Übrigens: Die Personalmisere übertrug sich zudem deutlich auf die Stimmung in der Halle und erst als Hallensprecher Walter Benz, der zwei Stunden zuvor als Präsident des Pfälzer Turnerbundes bei den Neuwahlen des Präsidiums des Deutschen Turnerbundes noch in Frankfurt weilte, nach dem bekannten Grünstadter Fanclub fragte, waren verhaltene Trommellaute zu vernehmen. Kaum von diesem Schock erholt, erreichte die Trainer Hiobsbotschaft Nummer zwei: Michel Gumbinger, ein starker Kunstturner für mindestens vier Geräte, zog sich an zwei Fingern eine schwere Verletzung zu. Erste Diagnose: Verdacht auf Kapselschaden. Kaum zu glauben, dass dieses Malheur dem 18-jährigen ebenfalls beim Einturnen und ausgerechnet am Barren passierte. Gumbinger ging nur an die Ringe, konnte den Abgang nicht stehen und unterlag klar mit zehn Scores seinem direkten Gegner de Fries, der mit 18 Scores unangefochten Tagessieger wurde. Diese Wertung zeigt deutlich die verletzungsbedingte Verfassung eines der ansonsten stärksten Grünstadter Akteure. „Wir waren dennoch froh, dass wir alle Geräte besetzen konnten und nun waren die Jungen gefragt“, meinte Danner. So war es schon überraschend, als die Pfälzer nach dem Boden sogar mit 6:5 führten. Niko Weickert bereitete dem Publikum mit einer Klasse-Präsentation viel Spaß, hamsterte neben Lezhankin ebenfalls drei Scores. Auch die Übung von Christoph Kronemayer, der Premiere in der Zweiten Liga feierte, lässt einiges für die Zukunft erwarten. Nur das Nervenkostüm hielt am Schluss nicht ganz, denn da setzte sich der 20-jährige auf den Hosenboden und hatte mit vier Scores das Nachsehen gegen Raphael Alt. Zweifelsfrei bester Akteur auf Pfälzer Seite war an diesem Tag Jan Damrau. Es war schon beeindruckend, dem 19-jährigen zuzusehen, so auch bei dessen Niederlage am Boden gegen den Spitzenmann de Fries. Am Pferd ließ er über seine Klasse keine Zweifel, turnte erstklassig durch und erhielt vier Scores. Auch an den Ringen und Barren war Damrau eine Bank. Kaum zu glauben, dass Tim Volz gleich zu seiner Zweitliga-Premiere sogar an vier Geräte musste. Gegen Tom Kunz hatte er an den Ringen mit fünf Scores das Nachsehen, gegen Iva Hofmann beim Sprung unterlag er mit drei Scores und gegen Sascha Blätter am Königsgerät, dem Reck, mit fünf Scores. Am Barren jedoch gewann der 18-jährige gegen Hofmann. 21 Lenze zählt David Jäger, ebenso ein vielversprechendes Talent, das am Pferd gegen Angelo Schall ein beeindruckendes Remis erreichte und mit zwei Scores gegen den Koblenzer Salzmann am Barren siegte. Am Pferd debütierte erstmals in der zweiten Liga Maurus Schneider, ebenso ein Talent aus eigener „Schniede“, war jedoch gegen den Spitzenmann de Fries chancenlos. Nicht zuletzt bewies Tim Brand beim Sprung wiederum seine Klasse. Mit einem sehenswerten Tsukahara mit eineinhalbfacher Schraube ließ er seinem direkten Konkurrenten Schall keine Chance.

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