Leiningerland Umfrage: Leser lieben das Neun-Euro-Ticket

Das Neun-Euro-Ticket ist beliebt.
Das Neun-Euro-Ticket ist beliebt.

In einer Woche kann man zum letzten Mal mit dem Neun-Euro-Ticket quer durch Deutschland fahren. Das günstige Monatsticket für den Nahverkehr ist beliebt: Bis Anfang August wurden etwa 38 Millionen Euro Tickets verkauft. Wie haben die Menschen aus der Region die Fahrkarte genutzt?

Rosel Kranz aus Obrigheim hat das Neun-Euro-Ticket im Juni, Juli und August genutzt: „Ich finde, dass man dann doch schon mal eher überlegt, das Auto stehen zu lassen und ein öffentliches Verkehrsmittel zu nutzen“, sagt sie. Die Obrigheimerin setzte es vor allem ein, um ihre Tochter in Fulda zu besuchen. Das würde sie wahrscheinlich nicht so häufig tun, wenn sie die regulären Preise für die Zugfahrten zahlen müsste, erzählt die 56-Jährige. Die Züge seien derzeit allerdings deutlich voller als sonst. So habe sie sogar einmal die komplette Fahrt von Worms nach Mainz stehen müssen. Trotzdem finde sie die Idee des Neun-Euro-Tickets toll, sagt Kranz.

Annika Sperry aus Lambsheim kann ihr Semesterticket, das sonst nur für einen Verkehrsverbund gilt, als Neun-Euro-Ticket nutzen. Diese Chance ergreife sie oft, um auch längere Strecken mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. So zum Beispiel die Strecke von Lambsheim nach Frankfurt am Main, erzählt die 27-Jährige. Allerdings bemerke sie gerade auf der Strecke von Worms nach Mainz, dass die Züge sehr voll seien, sodass sie teilweise keinen Sitzplatz mehr bekäme, sagt Sperry.

Diese Beobachtung macht auch Niklas Keller (25) aus Weisenheim am Sand. Er hat sich das Neun-Euro-Ticket für die Monate Juni und August gekauft. Im Juni nutzte er es vor allem, um die Weinfeste in der Gegend zu besuchen oder um nach Mainz und Neustadt zu fahren. Trotz teilweiser sehr voller Züge habe sich das Neun-Euro-Ticket für ihn auf jeden Fall gelohnt, freut sich Keller.

Andere benutzten das Neun-Euro-Ticket nicht nur für Feste, sondern jeden Tag. Karola Veugel verwendet ihr VRN-Ticket – das sonst nur für den Verkehrsverbund Rhein-Neckar gilt – als Neun-Euro-Ticket. Täglich fahre sie damit von Eisenberg nach Worms, um ihr Kind in den Kindergarten zu bringen, erklärt sie. Normalerweise bezahle sie für ihr VRN-Ticket 93 Euro im Monat. Durch das Neun-Euro-Ticket sei es jetzt deutlich günstiger geworden, erzählt Veugel. Sie sehe keine Nachteile im Neun-Euro-Ticket und wünscht sich, dass es beibehalten wird.

Auch für Wochenend-Ausflüge lohne sich das Neun-Euro-Ticket, berichten Ingrid Gang und ihr Mann. Sie kommen aus Mettenheim (Kreis Alzey-Worms) und nutzen das Neun-Euro-Ticket jedes Wochenende. Sie fahren damit beispielsweise nach Frankfurt am Main oder durch die Pfalz. Auch wenn sie das schon vor der Einführung des Neun-Euro-Tickets getan haben, sehe sie darin Vorteile, erklärt Ingrid Gang. Vorher habe sie für Fahrkarten für eine Strecke von Mettenheim nach Frankfurt am Main 30 Euro pro Person bezahlen müssen, schildert die 59-Jährige. Von Juni bis August waren es dann nur neun Euro pro Monat, freut sie sich. Auch sie sehe, dass die Züge im Vergleich zu früher voller geworden seien. Damit habe sie aber kein Problem, sagt Gang. Auch sie würde sich wünschen, dass es das Neun-Euro-Ticket noch länger gibt.

Bei Radtouren ließe sich das Neun-Euro-Ticket ebenfalls gut einbinden, berichtet Stefanie Keller aus Lambsheim. Sie habe sich das zeitlich begrenzte Sonderangebot vor allem gekauft, um die Möglichkeit zu haben, nach ihren Fahrradtouren öfter den Zug zurück nach Hause zu nehmen. Dadurch, dass sie nicht zu Stoßzeiten fahren würde, könne sie ihr Fahrrad immer bequem mitnehmen, berichtet die 58-Jährige. Sie würde sich zwar freuen, wenn das Neun-Euro-Ticket verlängert werden würde. Stefanie Keller findet aber auch, dass die Bahn sich vorher erst etwas verbessern müsse.

Obwohl das Ticket gut ankommt, wird es damit Ende August vorbei sein. Und dass, obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Tag der offenen Tür im Kanzleramt das Ticket als großen Erfolg bezeichnet und Gespräche über eine Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket angekündigt hatte. Scholz sagte, dass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit den 16 Bundesländern prüfe, wie die „Bequemlichkeit, Benutzbarkeit und vielleicht auch die Bezahlbarkeit“ im öffentlichen Nahverkehr besser geregelt werden könne.

Dem gegenüber steht Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP. Er wies die Forderungen nach einer Verlängerung des Neun-Euro-Tickets wiederholt zurück. Die Weiterführung des Neun-Euro-Tickets würde Milliarden Euro kosten, sagte er. Dieses Geld würde dann anderorts fehlen. Beispielsweise für die Bildung oder für Investitionen in das Schienennetz.

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