Grünstadt Uff de Gass mannemerisch gelernt

Walter Sauer (Mitte) zeigt sich gerührt über die Auszeichnung. Links: Ortsbürgermeister Kurt Janson, rechts: Weingräfin Laura I.
Walter Sauer (Mitte) zeigt sich gerührt über die Auszeichnung. Links: Ortsbürgermeister Kurt Janson, rechts: Weingräfin Laura I.

In Bockenheim haben gestern zum 40. Mal die Mundarttage stattgefunden. Den Auftakt bildete ein Mundartgottesdienst in der protestantischen Martinskirche. Die Predigt in pfälzischem Dialekt von Pfarrer Paul Metzger stimmte die Gäste auf die anschließende Veranstaltung ein, bei der Walter Sauer aus Neckarsteinach den Preis der Emichsburg erhielt.

Der Förderkreis Mundart Bockenheim zeichnet jedes Jahr Personen für besondere Verdienste rund um Mundart, Dialektliteratur und regionale Kultur aus. In diesem Jahr erhielt der Verleger, Übersetzer und Autor Walter Sauer aus Neckarsteinach den Preis der Emichsburg. In seinem Verlag „Edition Tintenfaß“ hat der Preisträger 2012 einen Gedichtband des Förderkreises Mundart verlegt und war Jurymitglied beim Pfälzischen Mundartdichterwettstreit in Bockenheim. Ortsbürgermeister Kurt Janson freute sich darüber, dass der Preis in diesem Jahr an einen sehr engagierten und vielseitigen Mundartautor verliehen wird. Sichtlich gerührt nahm Walter Sauer die Urkunde und den mit 1000 Euro dotierten Preis, den Weingräfin Laura I Wessa, überreichte, entgegen. „Muttersprache ist für mich Heimat. Sprachen haben mich schon immer fasziniert. Besonders Dialekte und Minderheitensprachen. Uff de Gass hab isch mannemerisch gelernt“, sagte der Anglist und Romanist, der in Mannheim geboren wurde. Laudator Michael Werner fand viele lobende Worte für den 75-Jährigen, mit dem er im deutsch-pennsylvanischen Arbeitskreis Ober-Olm zusammenarbeitet. „Als Walter Sauer im Jahr 2001 gemeinsam mit seiner Frau Nadine seinen Verlag ,Edition Tintenfaß’ gründete, hatte er bereits zwei Karrieren hinter sich: eine als Akademischer Oberrat am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg, und eine als Autor – und vor allem als Übersetzer von Kinderbüchern in diverse Mundarten“, sagte der Laudator. Sein Geschäftsmodell sei außergewöhnlich, so Michael Werner, Herausgeber der deutsch-pennsylvanischen Zeitung „Hiwwe wie driwwe“ und Jurymitglied des Mundartdichterwettstreites, der jährlich vom Förderkreis Mundart Bockenheim veranstaltet wird. Zu Beginn konzentrierte sich Walter Sauer auf urheberrechtsfreie klassische Kinderbücher, also Bücher von Autoren, die mindestens schon 70 Jahre nicht mehr leben. Das sparte Lizenzkosten. Und er konzipierte und produzierte oft mehrere Sprachvarianten eines Buches auf einmal. So entstanden in fast 20 Sprachen seit 2001 rund 250 Bücher in Kleinauflagen wie beispielsweise „Max und Moritz“ oder „Struwwelpeter“. Unter anderem in Pfälzisch, Elsässisch oder Pennsylvaniadeutsch. Auch Wörterbücher, Nachdrucke alter Schulbücher und regionale Literatur finden sich in seinem Verlag. Schwer sei es für kleine Verlage mit einem Nischen-Repertoire, die Bücher überhaupt in die Regale der Buchhandlungen zu bringen und den Kunden vorzustellen, erklärte der Laudator mit Blick auf die tolle Idee von Walter Sauer, im Jahr 2007 eine „Kleine Buchmesse Neckartal“ zu machen. An der mittlerweile jährlich stattfindenden Veranstaltung mit großer Besucherresonanz in Neckarsteinach beteiligen sich 40 Verlage. Die Preisverleihung in Bockenheim wurde musikalisch umrahmt von der New Paltz Band aus Ober-Olm mit Liedtexten rund um die Auswanderergeschichte der Pfälzer in die USA vor 200 Jahren. Und das in pennsylvanisch-pfälzischem-Dialekt, so wie er zum Teil noch heute unter den nachfolgenden Generationen der Emigranten in den Vereinigten Staaten gesprochen wird.

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