Grünstadt Tod mit sinnlicher Anziehungskraft

Mit einer grandiosen Darbietung hat die Seberg Showproduction am Freitagabend Einblicke in zahlreiche klassische und moderne Musicals gewährt. Das Publikum im voll besetzten Evangelischen Gemeindehaus Eisenberg ließ sich verzaubern und mitreißen von dem abwechslungsreichen, gesanglich und tänzerisch ausgezeichnet präsentierten Programm „Best of Andrew Lloyd Webber and other musical highlights“.

Die Bühne ist in leuchtendes Blau getaucht, Nebelschwaden wabern durch den Saal. Aus dem Dunkel huschen Katzen ins schummrige Rampenlicht, bewegen sich geschmeidig zu den Klängen einer E-Gitarre. Der Schlagzeuger der vierköpfigen Band, die nur schemenhaft zu erkennen ist, setzt rhythmische Akzente. Die Samtpfoten hüpfen in die Höhe, vollführen akrobatische Sprünge, schleichen grazil über den Teppich aus wandernden Scheinwerfer-Punkten. Zu sehen und zu hören ist das Stück „Memory“ aus Webbers Erfolgs-Musical „Cats“. Mit Nachtgeschöpfen geht es weiter: Das Ensemble aus internationalen Künstlern zeigt den „Tanz der Vampire“ – schaurig-schön, Gänsehaut erzeugend. Ergreifend ist vor allem das Lied „Totale Finsternis“, wiederkehrendes Thema des Werks. „Manchmal in der Nacht kann ich es nicht mehr erwarten, ich will endlich eine Frau sein und frei“, bringt Sarah ihr Verlangen mit voluminöser schöner Stimme zum Ausdruck, und man hört die Ahnen flüstern: „Sei bereit!“ Kaum auszumachen vor schwarzer Kulisse ist Graf von Krolock, der mit flügelähnlich ausgebreitetem Mantel auf Sarah zuschreitet. Es folgt ein erotisch knisterndes Duett. Eine sinnliche Anziehungskraft strahlt auch der Tod aus, der mit nacktem Oberkörper unter dem lässig offenen Hemd daherkommt und mit atemberaubender Stimme „Der letzte Tanz (gehört allein nur mir)“ fordert. In dem musikalischen Drama „Elisabeth“ erzählen Michael Kunze und Sylvester Levay die Lebensgeschichte der österreichischen Kaiserin und ungarischen Königin Sissi als Totentanz. Der Darsteller des Protagonisten des Rock-Musicals „Jesus Christ Superstar“, ganz in Weiß und barfuß, geht vollkommen in seiner Rolle auf. Sein anklagendes Gespräch mit Gott „I Only Want To Say“ ist an Ausdruckskraft kaum zu überbieten, unterstützt von einer genialen Lichttechnik. Unter blutroten Scheinwerfern bricht der Sänger zusammen, rappelt sich wieder auf, und an der Bühnenwand „fließen“ LED-Lichter wie Tränen herab. In goldenen Prunkgewändern mit Pharao-Kopfschmuck fegen die Akteure in „Jakob in Ägypten“ über die Bühne, eine weitere Erfolgskomposition des britischen Barons Webber in Kooperation mit Tim Rice, der für die Texte verantwortlich zeichnet. Eine Augenweide, nicht nur von der aufwendigen Kostümierung her, denn die Choreografie der Tänze umfasst akrobatische Einlagen, die perfekt dargeboten werden. Dazu wird gesungen mit Stimmen jeglicher Couleur, vom klaren Sopran bis zur rauchigen Soul-Stimme. Beeindruckend sind neben den Sängern, die „Masquerade“, „Beauty And The Beast“ and „Sing To Me“ zu Gehör bringen, auch die Tänzer in „Phantom der Oper“. Erstklassig präsentiert werden außer Falcos Stück „Rock Me Amadeus“ auch Ausschnitte aus „Evita“, „Starlight Express“ und „Grease“. Kurz vor Ende der Show lässt eine Solo-Sängerin ihren weißen Bademantel fallen und lädt in Dessous zur Reise nach Transsylvanien ein. Sie fordert das Publikum auf, bei „The Time Warp“ mitzutanzen, allerdings mit einer kleinen Abwandlung, um Verletzungen zu vermeiden: „Let’s jump to the up“ (also nach oben springen statt nach links oder rechts). Die Besucher der Revue machen begeistert mit bei der „Rocky Horror Picture Show“. Mitgerissen werden die Zuschauer abschließend auch von dem in Gedenken an Udo Jürgens vorgetragenen Lied „Ich war noch niemals in New York“: Sie klatschen, singen und schwenken die Arme abwechselnd nach rechts und links – die Stimmung ist auf dem Höhepunkt angelangt. Und wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören.

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