Grünstadt Stadt will rund 70 Kita-Plätze schaffen

Die Kita Pfalzkitz soll erweitert werden.
Die Kita Pfalzkitz soll erweitert werden.

Mütter, Väter und kleine Kinder: Die Stühle für Publikum waren bei der Sitzung des Grünstadter Stadtrats gut besetzt. Die Zuschauer waren wegen des Tagesordnungspunktes „Schaffung weiterer Kitaplätze“ gekommen und nutzten im Vorfeld die Einwohnerfragestunde. Die Antworten stellten die Eltern nicht zufrieden.

Seit langem schon wird die Personalsituation in der städtischen Kita mit Hort im Grünstadter Südring von den Eltern beklagt. Geändert hat sich bisher nichts. Am Dienstagabend waren etliche betroffene Familien zur Sitzung des Stadtrates ins Weinstraßencenter gekommen, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. „Mehrmals in der Woche kriegen wir E-Mails und müssen dann innerhalb von Stunden eine Notbetreuung beantragen. Ansonsten haben wir unsere Kinder um die Mittagszeit abzuholen“, berichtete eine Mutter. Sie wollte wissen, wie das offensichtlich „dauerhafte Problem“ gelöst werden soll.

Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) erklärte, dass es in der Einrichtung aktuell sehr viele erkrankte Mitarbeiter gebe und es schwierig sei, diese Ausfälle zu kompensieren. „Wenn sechs oder sieben Erzieherinnen gleichzeitig krank sind, dann lässt sich das kaum auffangen. Ich bedauere das, aber uns sind Grenzen gesetzt“, sagte er. Ein Mann schüttelte den Kopf: „Das ist schon wieder dieselbe unbefriedigende Antwort, die wir immer zu hören bekommen. Die Erzieher sind am Ende.“

„Warum streichen Sie Wirtschaftskräfte?“

„Warum streichen Sie Wirtschaftskräfte?“Der Zuhörer bat darum, den Bau der Kita In der Bitz voranzubringen und fühlte dem Rathauschef auf den Zahn: „Warum denken Sie daran, das Budget für die Wirtschaftskräfte in den Kitas zu streichen?“ Es geht um eine Freiwillige Leistung von 39.000 Euro im Jahr, die im Katalog mit rund 70 Sparvorschlägen steht, der bei der Sondersitzung eine Woche zuvor aufs Tapet kam. Zusätzliches Hilfspersonal würde die Erzieher entlasten. Wagner betonte: „Nein, da wird nichts gestrichen. Das ist überhaupt kein Thema.“

Christoph Spies (SPD) runzelte die Stirn: „Diese Aussage verwundert mich aber jetzt. Wir hatten letzte Woche beantragt, diese Position von der Sparliste der Verwaltung zu streichen.“ Der Bürgermeister entgegnete: „Wir haben diesen Punkt mit der Priorität 3 aufgeführt. Das heißt, wir werden frühestens in drei Jahren darüber noch einmal reden.“

„Könnte eine Backoffice-Kraft eingestellt werden?“

Wieder meldete sich eine Mutter aus dem Auditorium. Sie schimpfte über „die desolate Kindergarten-Situation“ und fragte: „Könnte nicht eine Backoffice-Kraft eingestellt werden, die sich alle Kitas teilen?“ Wagner entgegnete: „Dass wir eine desolate Kita-Struktur hätten, muss ich von mir weisen. Wir haben mehr Personal als wir haben müssten. Was aber eine Backoffice-Kraft ist, entzieht sich meiner Kenntnis.“ Dabei handelt es sich um einen im Hintergrund agierenden Mitarbeiter, der die organisatorische Abwicklung der internen Abläufe übernimmt.

Nach der Einwohnerfragestunde ging es darum, wie weitere Betreuungskapazitäten geschaffen werden könnten. Nach einem Landesgesetz haben Kinder ab einem Jahr Anspruch auf Unterbringung in der Kita oder bei einer Tagesmutter, nach dem zweiten Geburtstag dann auf einen Platz in einem Kindergarten. Laut der Studie „Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung fehlen im nächsten Jahr jedoch landesweit etwa 26.500 Kita-Plätze, für die Stadt wurde ein Bedarf von 40 Plätzen ermittelt.

Stadt will 70 Kita-Plätze schaffen

Die im Oktober beschlossene Waldkindergartengruppe deckt 25 davon ab. Noch einmal dieselbe Anzahl könnte durch die Erweiterung der Kita Pfalzkitz in der Otto-Fliesen-Straße entstehen und darüber hinaus ließen sich 20 Plätze durch die Nutzung der Alten Schule in Sausenheim einrichten. Da Letzteres – insbesondere bei den Sozialdemokraten – keine allgemeine Akzeptanz findet, prüfe die Verwaltung als weitere Optionen das Aufstellen von Containern auf dem Parkplatz an dem ehemaligen Sausenheimer Schulhaus sowie auf dem Bouleplatz neben der Kita Asselheim.

Insgesamt will Grünstadt also 70 neue Betreuungsplätze schaffen. Die CDU-Fraktion begrüßt diese Vorschläge. Ihr Sprecher Mimmo Scarmato wollte aber wissen, ob man sich bei den kirchlichen Trägern und der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg erkundigt hätte, ob dort Kapazitäten vorhanden seien. Wagner sagte, diese Hausaufgaben seien gemacht worden. „Nur bei der Lebenshilfe haben wir nicht gefragt, weil 2018 eine Lösung dort vom Stadtrat nicht gewünscht war“, erläuterte er. Das „Zerpflücken“ der Kitas und das Errichten von Provisorien ist aus Sicht der SPD nicht gut, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gregor Grzonkowski anmerkte.

„Mit uns gibt es keine Abschaffung des Hortes“

Von den Grünen kam Kritik an der Beschlussvorlage, wonach die Hortplätze bis zum Ende des Schuljahres 2023/24 zu vergeben seien und dann neu über sie entschieden werde. „Mit uns wird es keine Abschaffung des Hortes geben. Berufstätige Eltern brauchen Planungssicherheit“, machte Elke Vetter deutlich. Klaus Stemler (SPD) unterstützte sie. Der Hort sollte erhalten bleiben. Das betonte auch Wagner, allerdings mit der Einschränkung: „Es sei denn, wir bekommen eine gewaltige Zuwanderung.“

Spies bemängelte, dass die Container in Sausenheim und Asselheim nicht Teil des Beschlussvorschlages seien, sondern nur hinten in den Sitzungsunterlagen erwähnt werden. Grzonkowski wollte aufnehmen, dass die Kita In der Bitz vorangetrieben und der Hort nicht angetastet wird. Mehrheitlich wurde es abgelehnt, den Beschlussvorschlag zu ändern. Beschlossen wurde: die Erweiterung der Kita Pfalzkitz durch Container, die Schaffung von Kita-Plätzen in der Alten Schule in Sausenheim und die Vergabe der Hortplätze bis Schuljahresende 2023/24. Wagner versicherte, dass die Planung der Kita In der Bitz nicht auf Eis liege, aber aktuell versucht werde, neue Gruppen zu etablieren.

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