Grünstadt Sonate zum Jubiläum

Eine Welturaufführung eines Werkes, das eigens für ihr Jubiläum geschrieben wurde – die Bläserklasse am Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) in Frankenthal darf zu ihrem zehnjährigen Bestehen etwas ganz besonderes spielen. Der Komponist Johannes Michel hat den Nachwuchsmusikern die „Gespenstersonate“ geschrieben. Das war auch für ihn eine Herausforderung.

„Es muss für alle, die mitmachen, spielbar sein und soll natürlich auch Spaß machen“, so umreißt Michel seine Aufgabe. Mit Musik für Bläser hat der Komponist viel Erfahrung, doch schreibt er meist für Profis oder zumindest Laien, die schon ganz gut ihre Instrumente beherrschen. Das kann er bei Fünftklässlern, die noch weitgehend am Anfang stehen, nicht voraussetzen. „Ich darf nur eine bestimmte Auswahl von Tönen verwenden, die die Kinder schon gelernt haben“, erklärt Michel. Deshalb habe er sich vorher kundig gemacht, wie groß der Tonumfang auf den Instrumenten ist, der ihm für die Komposition zur Verfügung steht. Für ihn sei das eine starke Einschränkung – aber eben auch eine Herausforderung. Gabriele Knaus-Thoma, die an der Städtischen Musikschule unterrichtet und die Bläserklasse am AEG leitet, habe ihm alle notwendigen Informationen gegeben und ihn darauf hingewiesen, dass ein außermusikalischer Bezug des Stückes den Kindern Spaß mache. So sei er auf die „Gespenstersonate“ gekommen. Durch das Thema werde es möglich, dass die Kinder auch Geräusche machen. Zum Beispiel imitieren die Spieler das Rauschen des Windes um die Zinnen des Spukschlosses, indem sie einfach ohne Ton Luft durch die Instrumente blasen. Auch das geheimnisvolle Murmeln oder Lachen des Gespenstes machen die Kinder mit ihren Stimmen. Diese Klang- und Geräuschbilder wechseln mit sehr einfachen Musiksequenzen, erklärt der Komponist. Das Stück sei auch keine Sonate im Sinne der Wiener Klassik mit vier Sätzen. Eher sei der Titel „Sonate“ wie im Barock zu verstehen: Ein klingendes kleines Werk in weitgehend freier Gestaltung. Das ganze Stück dauere nicht länger als drei Minuten. An den Bläserklassen des Gymnasiums hat Michel nicht selbst gewirkt. Aber er kennt die Lehrerin Knaus-Thoma, und sie habe ihn gefragt, ob er sich zum Jubiläum etwas ausdenken könne. „Und da hab ich gesagt, ich probier′s mal′“, erzählt der Künstler. Das Schreiben selber sei keine so schwierige Arbeit, eher das Überlegen zuvor, wie die Musik zu gestalten sei, sagt Michel. So sollte die Musik zwar eingängig, aber deswegen nicht banal sein. „Die zündende Idee kann mir kommen, wenn ich eine Straße entlanggehe“, beschreibt er seine Inspiration. Er mache sich dann Skizzen, werfe einen Teil davon wieder weg, der Rest werde kompositorisch ausgeführt. Das meiste probiere er am Klavier aus, die Skizzen übertrage er dann am Computer in Reinschrift und Partitur – so sei alles für die Musiker gut lesbar und einfach zu vervielfältigen. Seine Kompositionen umfassen Chormusik und Bläsermusik sowie Werke für Orgel. Stilistisch schreibt Michel nicht nur im Sinne traditioneller und zeitgenössischer Kirchenmusik, sondern auch im Stil von Gospel und Jazz. So wurde zum Beispiel 2012 in der Mannheimer Christuskirche Michels „Jazz-Messe“ uraufgeführt, bei der ein Chor, ein klassisches Orchester und eine Jazz-Combo mit Solistin zusammen musizieren. „Ich kenne viele Bläser, vor allem Blechbläser, und so kommt es, dass ich schon viel für verschiedene Bläserbesetzungen geschrieben habe“, erklärt der Komponist sein Werk. Zudem bestehe in der evangelischen Kirche mit den Posaunenchören eine besondere Tradition der Blechbläser. Bei den Proben der Bläserklasse könne er vor der Aufführung nicht dabei sein. Aber der Musikprofessor lässt es sich nicht nehmen, bei der Premiere dabei zu sein. Die Lehrerin habe ihm schon signalisiert, die Proben liefen sehr gut.

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