Leiningerland So lief das erste Fest der Verbandsgemeinde
Ein wesentlicher Beweggrund, ein Fest der Verbandsgemeinde Leiningerland ins Leben zu rufen, war die Idee des Zusammenwachsens der Menschen aus 21 Dörfern, die bis Ende 2017 zwei Verwaltungseinheiten angehörten. Für die Premiere der Veranstaltung, die alljährlich in einer anderen Gemeinde stattfinden soll, hatten Altleininger Kommunalpolitiker, Privatleute, Vereinsmitglieder und Gewerbetreibende eine Mischung aus Unterhaltung, Verpflegung und Information auf dem Bahnhofsplatz zusammengestellt. Für dieses Engagement gab es ein großes Lob von Bürgermeister Frank Rüttger (CDU).
Beispielsweise zeigten die Gogeljodler Auszüge aus ihrem Fastnachtsprogramm und boten Cocktails an. Verkleidete Burgspieler trugen Gedichte vor – unter anderem „Die Made“ von Heinz Erhardt und „Das Mondschaf“ von Christian Morgenstern. Thomas Witte, Imker aus Carlsberg, verkaufte kunstvoll gefertigte Kerzen aus Bienenwachs. Der TuS verlieh Sportabzeichen und viele andere sorgten für Speis und Trank. Die Kita Schatzinsel beteiligte sich mit Spielen und einem Schminkstand, die Grundschule Am 20-Röhren-Brunnen mit einer Vorleseaktion. Flotte Rhythmen gab es vom Bergmanns-Blasorchester aus Hettenleidelheim und die örtliche Band Rickie & Friends präsentierte Rockiges in einem Benefizkonzert zugunsten des Wiederaufbaus des kürzlich niedergebrannten Hexenhäuschens. Darüber hinaus standen Spendenboxen bereit.
Debüt für Graf Leini
Der Altleininger Tenor Volker Gütermann brachte – begleitet vom Chef der Musikschule Leiningerland aus Grünstadt, Richard Martin (Geige), und vom Leiter der Pfälzischen Musikschule aus Carlsberg, Randolf Stöck (Klavier) – die Lieder „That’s What Friends Are For“ und „Ein Freund, ein guter Freund“ zu Gehör. Letzteres nach der kurzen Ansprache von Krzysztof Lech. Der stellvertretende Bürgermeister der polnischen Partnergemeinde Lasowice Wielkie versicherte darin, dass er sich nach der knapp 1000 Kilometer weiten Anreise bei der Ankunft im Leiningerland immer fühle wie zu Hause.
Rüttger gab ihm und seinen beiden Begleitern unter anderem T-Shirts mit dem Logo der Verbandsgemeinde und ihrem neuen Maskottchen Leini. Mit dieser lustigen Figur hatte der Grünstadter Gymnasiast Dennis Gies 2010 einen Wettbewerb gewonnen und jetzt – inzwischen selbst Gymnasiallehrer in Bielefeld – in verschiedenen Posen weiterentwickelt. Graf Leini ist auch auf den Dubbegläsern fürs VG-Fest aufgedruckt und auf einer Fahne, die zur Veranstaltungseröffnung am Vormittag zusammen mit der Nationalflagge Polens gehisst wurde. Der Bürgermeister überreichte auch ein Gemälde von Heinrich Mauersberger, das die Altleininger Burg zeigt. Diese Übergabe eines Werks des Leipziger Künstlers, der eine Zeitlang mit der Staffelei durchs Leiningerland gewandert ist, sei eine Premiere, so der Verwaltungschef. Sicherlich ebenfalls das erste Mal verschenkte er einen mit vielen Unterschriften versehenen Volleyball. Mit dieser netten Geste honorierte er Lechs Entscheidung, zwei Eintrittskarten für das Volleyball-WM-Spiel Polen gegen Brasilien am Samstag und für das Finale am Sonntag nicht zu nutzen und lieber die VG Leiningerland zu besuchen.
Rüttger macht Probleme deutlich
In seiner langen Rede erläuterte Rüttger ausführlich, welche Aufgaben die Verbandsgemeinde hat und welchen Problemen sie gegenübersteht. Er machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl, dass die Fusion der VG Hettenleidelheim und der VG Grünstadt-Land offensichtlich nicht gut vorbereitet worden war. Auch machte er seinem Ärger über die Vorgaben des Landes Luft. Laut Landesrechnungshof hätten durch die Verwaltungsreform 32 der 104 Vollzeitstellen eingespart werden sollen. „In sehr intensiver Kleinarbeit zur Erfassung örtlicher Besonderheiten“ habe man die gewaltige Reduzierung im Nachhinein von 32 auf acht Stellen verkleinern können. Für diesen ermittelten Personalbedarf reiche das Verwaltungsgebäude in Grünstadt nicht aus. Eine sinnvolle bauliche Erweiterung sei der VG vom Land nicht genehmigt worden, so Rüttger. Deshalb müssten nun 15 Mitarbeiter im ehemaligen Hettenleidelheimer Rathaus untergebracht werden.
Erstaunt zeigte er sich darüber, wie wenig eigentlich vorwärts geht: „In vielen Themenfeldern stehen wir vor exakt derselben Lage wie 1972 bei Gründung der Vorgänger-Verbandsgemeinden.“ Er nannte zum Beispiel die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, die Modernisierung der Infrastruktur sowie die intensivere Kooperation im Brand- und Katastrophenschutz sowie dessen Stärkung. Rüttger kritisierte: „Es kann nicht sein, dass jeder VG im Land unabhängig von ihrer Größe pauschal nur zwei weitere Löschfahrzeuge bewilligt werden. Wir fordern sechs.“ Einen besonderen Kraftakt sieht der 50-Jährige in der grundlegenden Erneuerung von Infrastruktur, die in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen, aber nicht ausreichend instandgehalten wurde. Ein wesentlicher Bereich seien die Schulen. Und das auch noch vor dem Hintergrund, dass die Neuregelung der Finanzierung der Kommunen in Rheinland-Pfalz dazu führen werde, dass die VG 1,4 Millionen Euro weniger erhalte als bisher. Gleichzeitig sei Inflation, die Zinsen stiegen und der Klimawandel erfordere Maßnahmen. Doch Hochwasserschutz könne wegen der vorgeschriebenen Wirtschaftlichkeit nur betrieben werden, wenn die Baukosten geringer seien als Schäden durch Überschwemmungen. Ein weiterer großer Hemmschuh sei, dass „im bürokratisierten Deutschland alles zu viel Zeit braucht“, so Rüttger, bevor er Ehrenamtspreise verlieh und den Baum des Jahres pflanzte.