Grünstadt Sherry ja, Federweißer nein
. Es ist Saison, die Frage somit nicht ganz abwegig. Kann man in der katholischen Kirche Neuen Wein als Messwein im Gottesdienst verwenden? Vielleicht sogar im Dom? Weihbischof Otto Georgens, im Speyerer Dialekt auch „Woibischof“ genannt, hat da so seine Zweifel: „Ich halte nichts davon, Wein im unfertigen Zustand bei der Messfeier zu verwenden. Es soll Wein im vergorenen Endzustand sein.“ Die „Grundordnung des Römischen Messbuchs“ schreibt vor, dass Wein für die Eucharistiefeier „vom Gewächs des Weinstocks stammen und naturrein sowie unvermischt sein muss, das heißt ohne Beimischung von Fremdstoffen“. Die heutigen Weingesetze, zumindest in Deutschland, geben für verkauften Wein einheitliche Kriterien vor. Geht alles mit rechten Dingen zu, kann der Pfarrer oder Küster praktisch den Messwein im nächsten Supermarkt holen. Er soll dabei aber ab Qualitätsweinstufe einkaufen. Tafelwein ist wegen der Verwässerung nicht erlaubt, nach oben sind der Qualität keine Grenzen gesetzt. Wer mag, kann Eiswein oder Trockenbeerenauslese verwenden. Zusätzlicher „Spiritus“, reiner Alkohol aus Wein, darf hinein, weshalb auch Sherry oder Portwein grundsätzlich erlaubt sind. Früher, als Naturreinheit des Weins nicht selbstverständlich war, wurden die Messweinlieferanten eigens darauf vereidigt, und so mancher Winzer warb damit. Heute hingegen ist die Bezeichnung „Messwein“ auf dem Etikett nicht mehr zulässig. Georgens: „Früher hatte das Bistum Speyer einen Messweinreferenten, der letzte war Domkapitular Otto Schüßler. Seine Aufgabe war es, die Weingüter, die Messwein produzierten, zu vereidigen. Diese verpflichteten sich, naturreinen Wein ohne Zuckerzusätze herzustellen.“ Das Weingut Winkels-Herding aus Dackenheim sei sogar so weit gegangen, die Traubenbottiche bei Regen abzudecken: „Damit kein Wasser beigemischt wurde.“ 2014 hoben die Bistümer ihre Messweinverordnungen auf, weil sie nicht mehr nötig waren. Der Wein, der im Dom verwendet wird, kommt heute aus Weyher. Auf Rotwein wird aus praktischen Gründen wie der Kelchwäsche in der Regel verzichtet.