Grünstadt Sechs Jahre Haft für vier Banküberfälle

Vier Banküberfälle haben einem 27-Jährigen aus der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim sechs Jahre Haft eingebracht. Die Zweite Große Strafkammer des Landgerichts Frankenthal verurteilte ihn am Montag wegen schwerer räuberischer Erpressung in vier Fällen.

Das Verfahren gegen einen 28-Jährigen aus der Verbandsgemeinde Göllheim, der an zwei der Überfälle beteiligt gewesen sein soll, wurde abgetrennt. Auf Antrag von Rechtsanwalt Peter Wadle soll ein psychiatrischer Sachverständiger prüfen, ob der 28-Jährige amphetamin- und spielsüchtig ist und dadurch bei den Taten in seiner Steuerungs- und damit seiner Schuldfähigkeit eingeschränkt war. Eine solche Einschränkung wird bei der Höhe der Strafe berücksichtigt. Gegen ihn wird wieder am 25. August ab 13 Uhr verhandelt. Der Sachverständige hat bereits ein Gutachten über den 27-Jährigen erstellt. Der hatte gesagt, dass er spielsüchtig sei. Spielsucht sei schwer zu diagnostizieren, deshalb könne er nicht sicher sagen, ob der Angeklagte süchtig nach Glücksspielen sei, so der Gutachter. Er gehe davon aus, dass der 27-Jährige „ein problematisches Spielverhalten“ habe. In seiner Steuerungs- und Schuldfähigkeit sei er jedenfalls nicht eingeschränkt gewesen. Der 27-Jährige hatte bereits bei der Polizei und am ersten Verhandlungstag (die berichtete) zugegeben, dass er am 20. Dezember 2012 und am 7. März 2013 die Filiale der Sparkasse Rhein-Haardt in Carlsberg überfallen hat. Auch Überfälle auf die Filiale Kallstadt am 21. November 2013 und auf die Filiale Flörsheim-Dalsheim der Sparkasse Worms-Alzey-Ried am 9. Januar 2014 hatte der 27-Jährige gestanden. Knapp 75.000 Euro hat der Mann bei den Überfällen erbeutet. Durch ein Foto, das bei dem Überfall in Kallstadt von einer Überwachungskamera gemacht wurde, sei man dem 27-Jährigen auf die Spur gekommen, berichtete ein Beamter der Kripo Ludwigshafen am Montag. Auf das veröffentlichte Foto hin habe sich ein ehemaliger Arbeitgeber des 27-Jährigen gemeldet. Die Kripo habe das Handy des 27-Jährigen abgehört und so festgestellt, dass es einen Komplizen gibt und dass ein weiterer Überfall auf die Sparkassenfiliale in Kallstadt geplant wurde. Die Männer seien observiert und dann festgenommen worden. Der 27-Jährige hatte gesagt, er habe die Überfälle begangen, weil er keine andere Möglichkeit gesehen habe, seine Schulden, die er unter anderem bei einem Geldverleiher gehabt habe, zu begleichen. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, zudem sei finanzieller Druck keine Rechtfertigung für Banküberfälle, sagte Staatsanwältin Kerstin Sauer. Sie forderte eine Haftstrafe von sechseinhalb Jahren. „Wie kann ein intelligenter Mensch auf die Idee kommen, dann mach’ ich mal eine Bank“, so der Vorsitzende Richter Karsten Sauermilch in der Begründung des Urteils. Rechtsanwalt Armin Kurth argumentierte, sein Mandant sei in einen Teufelskreis von Spielleidenschaft, gescheiterter Selbstständigkeit und Schulden geraten und in die Hände eines Geldverleihers gefallen. In seiner Verzweiflung habe der nicht Vorbestrafte keinen Ausweg mehr gesehen und sei in die Kriminalität abgerutscht. Kurth plädierte für eine Haftstrafe von unter sechs Jahren. Angesichts dessen, dass drei Jahre Haft die Mindeststrafe für einen Banküberfall sind, seien sechs Jahre Haft „sehr maßvoll“, sagte Sauermilch. „Sechs Jahre Haft sind kein Pappenstiel, aber vier Banküberfälle sind es auch nicht“, so der Richter. Als Ersttäter wird der 27-Jährige wahrscheinlich nur etwa zwei Drittel der Zeit in Haft verbringen müssen. Bei guter Führung hat er außerdem die Chance, in den offenen Vollzug zu wechseln. (ann)

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