Grünstadt „Schwalbenvater“ wird 85

OBERSÜLZEN. Der Schwalbenvater feiert heute seinen 85. Geburtstag. Ulrich Heinze blickt zurück auf ein Leben für die Natur, für Naturschutz und die Erhaltung der Lebensräume bedrohter Tiere.

Als Sohn eines promovierten Chemikers wurde Heinze in Ludwigshafen geboren, wo er auch – zusammen mit drei älteren Brüdern – seine Kindheit verbrachte. „Schon in der Schule bemerkten meine Lehrer, dass ich etwas ausgefallen war und keinerlei Interesse an der Schule zeigte“, erinnert er sich heute lachend. Sein Grundschullehrer habe ihn sogar „am liebsten an die Lampe hängen“ wollen, weil er nicht lernen wollte. Als Teenager erlebte Heinze den Zweiten Weltkrieg, überstand 125 Bombenangriffe auf seine Heimatstadt Ludwigshafen, oft im Casinobunker der BASF, der sich unweit seines Hauses befand. „Den Schanzbefehl hat meine Mutter damals zerrissen“, weiß er noch. War sie doch davon überzeugt, dass ihr „kleiner Draufgänger“ den Krieg an der Front nicht überlebt hätte.

Nach dem Abschluss der Mittleren Reife begann seine Lehrzeit im Bereich Landwirtschaft und Weinbau. In den 50er Jahren kam er zum ersten Mal für drei Jahre nach Obersülzen und übernahm die Verwaltung in einem landwirtschaftlichen Betrieb, wo er auch seine spätere Frau kennenlernte. Doch bevor 1957 geheiratet wurde, ging Heinze zur Höheren Landbauschule in Kreuznach, um dort seinen Agraringenieur (FH) zu absolvieren und danach ein Jahr nach Schweden zu gehen, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Nach seiner Heirat übernahm er den Betrieb in Obersülzen. „Ich bin stolz darauf, dass drei meiner vier Kinder heute eine landwirtschaftliche Ausbildung haben und dass mein Sohn Wolfgang unseren Betrieb übernommen hat“, so Heinze.

Praktisch ist sein Sohn allerdings nur für den Weinbau zuständig, um alles andere, also die Zuckerrüben und den Weizen, kümmert sich der rüstige Rentner noch selbst. „Erst vor kurzem habe ich mit einem Mitarbeiter 13 Hektar Zuckerrüben gesät“, erzählt er stolz. So wenig er sich in jungen Tagen für die Schule interessierte, so sehr interessierte er sich für die Natur. „Schon bei Schulwanderungen blieb ich oft hinter der Gruppe zurück, weil ich wieder einmal einen Käfer oder eine Eidechse beobachtete“, erinnert er sich. Seine Ferienaufenthalte im Odenwald und der Kontakt zur Jägerschaft bescherten ihm schon früh umfassende Kenntnisse im Fährtenlesen. „Meiner Mutter brachte ich als Kind Meerschweinchen, Hasen, Frösche oder zugelaufene Katzen mit nach Hause, was sie nicht immer erfreut hat“, meint er schmunzelnd. Er war schon immer ein Beobachter der Natur um ihn herum gewesen, hatte als Zwölfjähriger bereits eine Wendehalskolonie und beobachtet die Eichelhäher, wenn sie Blatt für Blatt umdrehen auf der Suche nach einer Raupe. „Natur erleben, Wald riechen, Schaffung von Lebensräumen für gefährdete Tierarten – das war und ist mir schon immer wichtig und das lebe ich“, betont Heinze.

Im Laufe der Jahre hatte er verschiedene Ämter inne, angefangen vom Mitglied der Jagdverbands-Prüfungskommission über Beauftragter der Kreisverwaltung für Naturschutz und Landespflege bis hin zum Gemeinderatsmitglied, Beigeordneter der Feuerwehr und Vorsitzender des Vereins Bach und Baum. „Die Pöstchen habe ich jetzt alle abgegeben und Jüngeren Platz gemacht“, berichtet er. Er liest gerne und hat sogar drei Lieblingspflanzen: „Brombeere, Wildrose und Schlehdorn, weil sich in ihnen Tiere schützen können vor Räubern und Greifern“, erklärt er. Seinen Geburtstag feiert Heinze im Kreis seiner Familie mit seinen zwei Söhnen und zwei Töchtern sowie seinen neun Enkelkindern, einigen Freunden und den Jagdhornbläsern. (bbq)

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