Sausenheim Sausenheim rüstet sich für 1250-Jahr-Feier

Sausenheim bereitet sich auf seine große Sause vor.
Sausenheim bereitet sich auf seine große Sause vor.

In Sausenheim steht ein großes Event an. Am 22. Juli 772, also vor ziemlich genau 1250 Jahren, ist das Dorf „Susenheim“ zum ersten Mal im Lorscher Kodex erwähnt worden. Dieses Jubiläum will gefeiert werden. Viele Monate lang wurde das Programmpaket geschnürt. Eine große Unsicherheit aber bleibt.

Es soll eine tolle Geburtstagsparty werden. Zumal die 1200-Jahr-Feier nie stattfand. An dem Sausenheimer Jubiläumsfest, zu dem der Eintritt frei ist, haben jede Menge Akteure ihren Anteil. Alle Fäden sind bei Britta Faulhaber von der Stadtverwaltung zusammengelaufen. Gefeiert werden soll an den ersten beiden Wochenenden im Juli. Als besondere Höhepunkte angedacht sind die Vorstellung einer Ortschronik und die Präsentation der Ergebnisse einer Projektwoche der Grundschule Am Ritterstein.

„Bei einem Studientag im März hat sich unser ganzes Kollegium mit der Geschichte Sausenheims bekannt gemacht und Ideen entwickelt“, erzählt Lehrerin Manuela Spieß, Enkelin des Heimatforschers Albert Kohl. Gleich nach den Osterferien ging es an die Umsetzung. „Wir haben zum Beispiel eine Drohnenaufnahme von uns gemacht, als wir in Form der Zahl 1250 auf dem Pausenhof standen“, sagt sie. Es wurden Dorfrundgänge absolviert und das Heimatmuseum im Alten Rathaus besucht, Senioren über das frühere Leben befragt und ein Jubiläumslied mit dem Titel „Geht auf die Reise mit der Zeitmaschine“ komponiert und einstudiert.

Die etwas andere Orts-Chronik

Erstklässler haben unter anderem eigene Bilderbücher zur Sage des Sausrumer Esels erstellt, die beiden zweiten Klassen haben sich in altdeutscher Schrift geübt und einen digitalen Hörspaziergang erarbeitet. „Unsere Drittklässler haben in Erinnerung an das Backhaus und die Milchzentrale Brezeln gebacken und Butter hergestellt“, berichtet Spieß. In der vierten Klasse wurde mit Ton römische und fränkische Keramik nachgebildet. Das, was dabei herauskam, und vieles mehr – etwa die Historie des 1969 eingemeindeten südlichen Grünstadter Ortsteils auf 50 Schriftrollen in einer „Geschichtskiste“ – soll der Öffentlichkeit am 9. und 10. Juli gezeigt werden.

Bereits am 1. Juli wird das „Sausenheimer Lesebuch – die etwas andere Orts-Chronik“ vorgestellt. Initiiert wurde das Projekt von dem pensionierten Lehrer Klaus Schmitt, der die von Albert Kohl (verstorben im November 2017) und Franz Fluch (verstorben im April 2019) vorgenommenen Forschungen und Aufzeichnungen über die Historie des Dorfes vollenden wollte. Auf 496 Seiten sind Fotos und Texte zusammengetragen worden, die aus der RHEINPFALZ stammen, aus Annalen, aus Nachlässen verschiedener Bürger und aus der Literatur. „Wir haben mindestens 300 E-Mails verschickt, um uns die Genehmigungen für die Veröffentlichungen zu holen“, erläutert Heinz-Ludwig Bender, neben Schmitt der Hauptautor des gelb eingebundenen Werks.

Wesentliche Beiträge stammten vom Historiker Klaus Becker (Bockenheim) und von Ulrich Karl vom Altertumsverein Grünstadt-Leiningerland. Bei der Erstellung des Buchs, in dem zweieinhalb Jahre Arbeit stecken, erlebten die Macher auch einige Rückschläge. Manches, was sie mühsam zusammengetragen haben, wie zum Beispiel bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende Eigentümerlisten der Häuser, durfte aufgrund des Datenschutzes nicht veröffentlicht werden. „Es schmerzt auch, wenn nach wochenlanger Korrespondenz ein Kapitel über eine Person nicht erscheinen kann, weil ein Rechtsnachfolger plötzlich Bedenken hat“, so Bender. Das Werk, das von der Stadtverwaltung herausgegeben wird, soll in einer Erstauflage von 300 Exemplaren gedruckt werden. Das kostet knapp 13.000 Euro, informiert Faulhaber. „Wir haben bereits 58 Vorbestellungen“, berichtet der Erste Grünstadter Beigeordnete Hans Tisch (CDU). Der Verkauf zum Stückpreis von 29,90 Euro startet am 1. Juli.

Festakt auf dem Weedplatz

Für den Tag ist auch der Beginn des Jubiläumsprogramms vorgesehen. Es wird einen Festakt auf dem Weedplatz geben, zu dem Vertreter des rheinland-pfälzischen Innenministeriums und des Landkreises geladen sind. Zuvor, am 30. Juni, „möchten wir als Warm up an eine ganz lange Tafel einladen“, sagt Tisch. Diese wird mitten in der – für den Autoverkehr voll gesperrten – Rathausstraße aufgebaut und aus 80 aneinandergereihten Bierzeltgarnituren bestehen. Das Konzept: Man trifft sich ab 17 Uhr, wobei jeder Teilnehmer Speisen und Getränke selbst mitbringt. „Ob jeder Gast daran denkt, werden wir sehen“, sagt Gerhard Siebert vom Weingut Schenk-Siebert.

Die Bauern- und Winzerschaft Grünstadt-Sausenheim, der er vorsteht, werde zumindest dafür sorgen, dass niemand durstig bleiben muss. „Vor dem Weingut Grün stellen wir drei Pagodenzelte und alle unsere Winzer werden gemeinsam bewirten“, kündigt Siebert an. Dabei kooperiere man auch mit Craftbeer-Hersteller Mathias Krämer, Inhaber der BrauArt Sausenheim. Es werden also nicht nur Rebensaft-Produkte ausgeschenkt. Eines der Zelte wird für die Metzgerei Speeter reserviert sein.

Hexe verteilen Flyer

Einen Monat, bevor es losgeht, werden die Sausrumer Hexe Flyer zu dem Großereignis an alle Haushalte in dem prosperierenden Grünstadter Ortsteil mit aktuell 2122 Einwohnern verteilen. „Dabei sammeln wir Geld- und Kuchenspenden, mit denen wir unser eigenes 25. Jubiläum im kommenden Jahr finanzieren können“, kündigt Oberhexe Andrea Hoffmann-Schulz an. Die Einnahmen vom Altweiber-Donnerstag würden stets für soziale Zwecke weitergegeben. Bei der 1250-Jahr-Feier möchten die zauberhaften Damen unter dem Motto „Erdbeer und mehr“ Verschiedenes (unter anderem Marmelade, Aquarelle, Blumenhaarkränze, Kuchen) zugunsten ihres Hexen-Geburtstags verkaufen.

Neben den schon erwähnten Druckkosten von 13.000 Euro werden noch geschätzt rund 23.000 Euro an Aufwendungen für das Jubiläumsfest zu stemmen sein, wie Tisch erläutert. „15.000 Euro liegen im städtischen Haushalt bereit“, berichtet er. Weitere 15.550 Euro seien an Spenden eingegangen, davon 3600 Euro zweckgebunden für das Lesebuch. Maßgebliche Sponsoren seien die Sparkasse Rhein-Haardt und die Wellpappenfabrik mit jeweils 3000 Euro sowie die Stadtwerke mit 2000 Euro. Insofern könne ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Allerdings: Gefeiert wird ausschließlich Open-Air. Tisch: „Wir haben keine Chance, umzuplanen.“ Aber vielleicht helfe es ja, dass Sausenheim Petrus im Wappen habe.

PROGRAMM

Donnerstag, 30. Juni, 17 Uhr: Lange Tafel in der Rathausstraße;

Freitag, 1. Juli, 18 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst uff Pälzisch; 19 Uhr: Festakt mit geladenen Gästen, Vorstellung des „Sausenheimer Lesebuchs“, umrahmt von den Reebspatzen und dem Schulchor; 20.30 Uhr: Unterhaltung mit Heinz Schößler (Power of Music); Samstag, 2. Juli, 19 Uhr: Konzert mit den Anonyme Giddarischde; Sonntag, 3. Juli, 11 Uhr: Frühschoppen mit den Original Otterstädter Musikanten; 14 Uhr: „Erdbeer und mehr“ der Hexen und Power of Music; Freitag, 8. Juli, 14 bis 17 Uhr: Geburtstagsfest für Sausenheim in der örtlichen Kita; Samstag, 9. Juli, 14 bis 17 Uhr: Fest an der Grundschule Am Ritterstein mit Dorf-Rallye; Sonntag, 10. Juli, 14 bis 16 Uhr: Fest an der Grundschule.

In der Rathausstraße wird es Programm geben.
In der Rathausstraße wird es Programm geben.
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