Ramsen Saisonstart der Stumpfwaldbahn
Wer am Wochenende am Eiswoog einen Parkplatz suchte, der hat starke Nerven gebraucht. Der Andrang war groß, die Stumpfwaldbahn ist mit einem Osterfahrplan in die Saison gestartet. Und diesmal gab es etwas ganz Besonderes: Die Fahrgäste hatten die Möglichkeit, in einem Transportwagen zu fahren, der von einer richtigen Dampflokomotive gezogen wurde.
Schon morgens um sieben wurde Feuer unter dem Dampfkessel gemacht und somit angeheizt. Nach einem festgelegten Plan wird die Dampfmaschine auf Temperatur gebracht. Denn um losfahren zu können, bedarf es ordentlich Dampf. „Wir müssen so lange aufheizen, bis wir 12 Bar Kesseldruck erreichen“, erzählte der Frankfurter Michael Andretzki, der hauptberuflich Lokführer ist und sich seit 23 Jahren dem Hobby Dampflokomotive verschrieben hat. Er unterstützt die Stumpfwaldbahn in technischen Dingen und kennt das Gerät bis ins kleinste Detail.
Lange Vorlaufzeit vor erstem Fahrtag
Auf diesen ersten Fahrtag wurde schon Wochen vorher hingearbeitet. Auf der rund 3,5 Kilometer langen Strecke mussten an verschiedenen Stellen die Gleise wieder auf Spur gebracht werden. „Die Erde ist in Bewegung und in Verbindung mit den Lasten auf den Gleisen verschiebt sich der Schotter“, erzählt er. Die Reparatur ist kein großes Problem, denn man hat sich mittlerweile Hilfsgeräte gebaut, um diese Stellen auszubessern. Aber: Das alles kostet Zeit.
Der historische Fuhrpark braucht Pflege und Wartung. Hierfür sind fleißige Helfer unverzichtbar und die sind nicht immer verfügbar. Der Verein hat rund 150 Mitglieder, rund zehn Prozent davon zählen zum harten Kern und kümmern sich vor allem um die Technik. Die Sicherheit der Dampfmaschine, aber auch der Diesellok und die der Wagen steht ständig im Mittelpunkt der Arbeitseinsätze. Damit am Ende auch alles sitzt und passt, wurde vor dem Fahrbetrieb eine technische Prüfung durch einen Sachverständigen geleistet.
Strecke für Lok eine Herausforderung
Seit 2018 dampft und zischt die Lok nun im Ramser Stumpfwald, auf Gleisen, die aus dem ehemaligen Tonabbaugebiet Erdekaut zwischen Hettenleidelheim und Eisenberg stammen. Die Strecke vom Eiswoog nach Ramsen ist, obwohl sie so einfach aussieht, für die Dampflok eine kleine Herausforderung. Der Dampfkoloss war vor dem Einsatz im Eistal im Frankfurter Rebstock-Gelände eingesetzt, wo Andretzki seine Liebe zu dem außergewöhnlichen Hobby fand. „Wir haben gleich nach dem Bahnhof eine Steigung, die deutlich höher ist, als die höchste Erhebung auf dem Rebstock-Gelände“, sagte er.
Viele Ausflügler nutzten die beiden Tage an Ostern, um einen Ausflug in die Pfalz zu machen und warteten hier bereits auf die nächste Fahrt. Manchmal war der Andrang so groß, dass nicht alle mitgenommen werden konnten. Kein Problem, denn hier konnten sich die Wartenden an einem Verpflegungsstand stärken.
In diesem Jahr gab es nach dreijähriger Corona-Pause wieder einen zusätzlichen Haltepunkt, der sehr stark frequentiert wurde. Die beiden eingesetzten Loks machten nämlich am Schützenhaus halt, wo die Gäste beim Ostereierschießen teilnehmen konnten.
Ordentlich eingeheizt wurde bei jedem Start am Eiswoog. Wenn da so aus dem Schornstein schwarzer Rauch aufstieg und aus den Ventilen im Radbereich laut zischend weißer Dampf entwich, konnte man erahnen, welche Kraft die Dampfmaschine auf die Gleise bringt. Beim Blick auf das 36 Meter hohe Eistalviadukt fragte man sich unweigerlich, wie das damals wohl so war, sprich: welche Rauch- und Dampfwolken damals bei dem regulären Bahnbetrieb mit Dampflokomotiven bis in die 1970er Jahre entstanden sein mussten. Die Dampflok der Stumpfwaldbahn bringt derweil gerade mal 50 Pferdestärken und rund acht Tonnen Gewicht auf die Gleise, um die Ausflugsbahn zu bewegen.
An den beiden Tagen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Nach einem Abstecher an den Eiswoog genoss man noch einmal die Fahrt nach Ramsen. Auch Manfred Neu aus Münchweiler, der sich mit Bekannten die Fahrt mit der Schmalspurbahn nicht entgehen ließ, hatte seinen Spaß: „Wir kommen immer zu den Dampffahrten an den Eiswoog und diesmal hatten wir zusätzlich unseren Spaß beim Ostereierschießen.“