Grünstadt Publikum gerät aus dem Häuschen

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Dass „es was gebt“, hat die Siedlergemeinschaft Grünstadt (SGG) dem närrischen Volk versprochen, das diesmal für fünfeinhalb Stunden nach Las Vegas entführt wird. Hinter dem Wörtchen „was“ verbirgt sich grandiose Unterhaltung mit viel bewährt Gutem und ebenso viel Neuem. Das Premierenpublikum am Samstag im Weinstraßencenter wurde von der ersten Sekunde an in Hochstimmung versetzt und geriet zwischenzeitlich ganz aus dem Häuschen.

Erstmals auf der Siedlerbühne stehen die SGG-Kindertanzgarde, die Dubbeglas-Kehlscher, das Tanzmariechen Regina Kindler, das klassische Männerquartett „Cantus Palatinus“, die „Weibliche Garde des TSV Landau“ und der TV-bekannte Comedian Oliver Betzer. Der Spaßmacher aus Fischbach ist „De klää Härtschd“. Von einem Riesenstuhl lässt er die Beine baumeln und erzählt, während er verlegen den Stoff seiner Latzhose knetet, kindlich putzig aus dem Leben der Familie Härtschd. Abschließend macht er „Party für alle“, bei der die Besucher im Stehen mitklatschen. Ebenso mitreißend sind die Dubbeglas-Kehlscher. Nachdem sich das Ludwigshafener Gesangstrio „Die Brados“ im vergangenen Jahr verabschiedet hatte, fanden die Siedler Nachfolger in den eigenen Reihen. Günter Dudenhöffer, Wolfgang Schmidt und Heinz Schößler präsentieren schwungvoll Evergreens. Zu hören sind unter anderem „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ (Jürgen Marcus) und „Schenk mir dein Herz“ der Kölner Band „Höhner“. Kapellmeister Schößler springt über die Bühne und ins Publikum. Ohne Zugabe kommen die Herren nicht davon. Für Begeisterungsstürme sorgt auch das A-capella-Ensemble „Cantus Palatinus“ aus ausgebildeten Musikern. Die Tenöre Thomas Jakobs und Ingo Wackenhut, der Bass Emmerich Pilz und der Bassbariton Thomas Herberich bieten einen klangvollen Genuss mit viel Humor. So besingen sie als Jäger aus der Pfalz ein Reh im Freedom Park von Las Vegas, das sich als Gipsfigur entpuppt, und widmen ein ganzes Lied der Aufzählung von Pfälzer Gaumenfreuden (die man im fernen Amerika schmerzlich vermisst). Ebenfalls auf ganz hohem Niveau bewegt sich die „Weibliche Garde des Tanzsportvereins Landau“. Das Gezeigte ist an Präzision kaum zu überbieten und eine Augenweide erster Güte – nicht zuletzt auch durch die bis hin zur Haarpracht identische Kostümierung. Absolut synchron schleudern die Mädchen ihre Beine in die Luft oder fallen nach einem Sprung in den perfekten Spagat. Trainiert werden sie von Ulrich Ullmayer, dem Vorsitzenden des 2002 gegründeten TSV. Die Garde belegt auf regionalen und nationalen Meisterschaften seit Jahren die vorderen Plätze. Titel könnte sicherlich auch Regina Kindler, Schülerin von Claudia Dauth, erringen. Das Tanzmariechen kommt auf den Händen ins Rampenlicht gelaufen und bietet mit bewundernswerter Leichtigkeit eine artistisch atemberaubende Show. Die Spitzenleistung wird mit wiederholtem Zwischenapplaus belohnt und einer Rakete, von denen es im Lauf des Abends etliche gibt. Die erste wird für die niedliche SGG-Kindertanzgarde unter Leitung von Jennifer Bergmann und Heidi Born gezündet. Die Tanzdarbietungen sind generell wieder spitze. Jeweils zwei Auftritte in schöner Kostümierung und mit ansprechenden Choreografien absolvieren die Showtänzer und die Formation New Generation“ aus dem Grünstadter Tanzstudio von Claudia Dauth, das im Sommer 30-jähriges Bestehen feiert. Die Nachwuchsgruppe zeigt sich erstmals mit „Hahn im Korb“, Felipe Feja, der besondere Akzente setzt. Mit rosafarbenen Applikationen haben die Sausrumer Hexen ihre schwarzen Kleider aufgepeppt. Unter dem Motto „Viva las witches“ schweben sie zu einem Medley bekannter Hits über das Parkett und verkünden, dass sie in diesem Jahr „Maut“ für den Kleinsägmühlerhof in Altleiningen kassieren. Jede Menge Applaus „kassiert“ die Ranzengarde des TuS Sausenheim mit ihrer Show „Swinging Bellies“, die sie mit Oberhexe Andrea Hoffmann-Schulz einstudiert hat. Dabei tauchen Elvis Presley (alias Uwe Werle), Michael Jackson (Markus Geiger) und eine grandiose Tina Turner (Thomas Bungert) auf. Der „King of Rock′n′Roll“, der am 8. Januar 80 geworden wäre, erscheint beim Siedlerchor zur Gaudi des Publikums mit Gehwagen. Den tauscht Darsteller Heinz Schößler jedoch schnell mit der Gitarre und bringt Elvis-Titel gekonnt zu Gehör – wie alle Gesangsbeiträge nicht im Playback. Ausgezeichnete Leistungen erbringen zudem die Büttenredner, die oft frei sprechend mit schauspielerischem Talent Intelligentes, Witziges und Kritisches erzählen. Da stört es auch nicht, dass sich der eine oder andere von „großen“ Künstlern hat inspirieren lassen. Zu erleben sind „Miss Jägerbächel“ (Stefan Nadge), der „Fasnachtsphilosoph“ (Andreas Ciara), die „Entfettungskur“ (Gerhard Laubersheimer), die Politrede vom „Matzeberjer“ (Paul Conrad), zwei „Show-Girls“ (Helga und Larissa Iriohn) sowie der „Supermarktbesucher“, mit dem sich August Nahstoll nach 30 Jahren in der Bütt verabschiedet. Noch lange erhalten bleiben den Jecken hoffentlich die Bundesliga-Kunstturner der TSG Grünstadt, die die Siedler-Prunksitzungen schon seit einiger Zeit bereichern und diesmal zur „Hochzeitsnacht in Sin City“ einlädt.

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