Carlsberg Ortschef kritisiert: Zuviel Bürokratie bremst gute Ideen aus

Werner Majunke, Ortsbürgermeister von Carlsberg, ist zuversichtlich, dass das Neubaugebiet "Am Ringelsberg" im Sommer endlich er
Werner Majunke, Ortsbürgermeister von Carlsberg, ist zuversichtlich, dass das Neubaugebiet »Am Ringelsberg« im Sommer endlich erschlossen wird.

RÜCKBLICK UND VORSCHAU: In Carlsberg ist die politische Führung zuversichtlich, dass in diesem Jahr die Bagger zur Erschließung des Neubaugebiets „Am Ringelsberg 2016“ endlich rollen werden. Es stehen aber noch andere zukunftsweisende Projekte an.

Eigentlich ließen sich die Texte der Jahresgespräche mit Carlsbergs Bürgermeister Werner Majunke (CDU) aus dem Januar 2022 und aus dem Januar 2021 einfach kopieren. Denn die Themen sind dieselben geblieben. Mit einer Ausnahme: Der Ausbau der Dorfstraße im älteren Ortsteil Hertlingshausen ist tatsächlich erledigt. Während der Vollsperrung zwischen Februar und Ende Oktober haben die Anlieger ihre Häuser nur zu Fuß erreichen können, eine riesige Umleitungsstrecke durch den Wald war in Kauf zu nehmen. „Bis auf wenige Einzelpersonen waren die Leute sehr verständnisvoll“, zieht Majunke eine positive Bilanz. Mehr als eine Dreiviertelmillion Euro hat die Sanierung gekostet.

Wichtigstes Projekt

Auf rund zwei Millionen Euro wird die Erschließung des Baugebietes „Am Ringelsberg“ geschätzt. Losgehen soll es im Sommer – 14 Jahre nach dem ursprünglichen und sieben Jahre nach dem modifizierten Aufstellungsbeschluss. 2022 stand dieses Vorhaben auch ganz oben auf der Agenda, ebenso wie 2021. Majunke hat vor diesem Hintergrund für die Phrasen der großen Politik, man müsse dringend mehr Wohnraum schaffen, nur ein Kopfschütteln übrig. „Allein für die Einleite-Genehmigung des Oberflächenwassers in den Kanal hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion dreieinhalb Jahre gebraucht“, erzählt er. Während dieser langen Zeit hätten sich die Vorschriften geändert, was das Ganze noch schwieriger gemacht habe. Ende dieses Monats soll es nun aber ein finales Gespräch mit der Behörde geben, sodass dann die vom Kaiserslauterer Erschließungsträger WVE längst vorbereitete Ausschreibung beginnen könne. 30 Grundstücke sollen auf dem Ringelsberg entstehen, von denen zwölf der Ortsgemeinde gehören. Majunke wird nicht müde, die Wichtigkeit dieses Projektes zu betonen, denn eine Kommune brauche Neubürger. Schließlich sei die Einkommensteuer ihre Haupteinnahmequelle.

Größte Bauchschmerzen

Die Bürokratie und die Langsamkeit in Deutschland ärgern Majunke ebenso wie all seine Amtskollegen. „Viele gute Ideen werden ausgebremst, zahlreiche sinnvolle Vorhaben nur angedacht, aber ihre Umsetzung weder beschleunigt noch vereinfacht“, klagt der 74-Jährige. Dieser Umstand mache ihm schon ein bisschen Bauchschmerzen, wenn er an die Zukunft denke. Der seit einer gefühlten Ewigkeit gewünschte, dem Tourismus förderliche Lückenschluss im Radwegenetz zwischen seinem Dorf und Wattenheim sei ein Paradebeispiel. Ursprünglich hätten das die beiden Ortsgemeinden zusammen verwirklichen wollen. Dann schlossen sie sich an den seit 2007 geplanten Radweg Leiningertal an. Da die Realisierung der großen Strecke von Grünstadt bis Hertlingshausen nach wie vor in den Sternen steht, „überlegen wir jetzt, ob wir uns aus dem Großprojekt nicht wieder ausklinken und den Lückenschluss einfach mal machen“, so der Bürgermeister.

Im Sinne der Nachhaltigkeit soll es generell weiter vorangehen in der größten Ortsgemeinde der VG Leiningerland. Ob die Dächer von Bauhof und Kita „Kinderkiste“ mit Photovoltaikanlagen belegt werden können, müsse hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit geprüft werden. In der Zukunftswerkstatt Klimaschutz werde demnächst Bilanz gezogen und geschaut, was als Nächstes von den Ehrenamtlichen anzupacken sei, so Majunke. In diesem Zusammenhang erwähnt er auch, dass die letzten 90 Straßenlaternen endlich auf LED-Technik umgerüstet werden müssten. „Hierbei ist zu klären, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Wenn der Zuschuss aber geringer ist als die Kosten für das Ingenieurbüro, wäre es besser, auf die Zuwendung zu verzichten.“ Der Umbau der Lampen wäre nach einem Angebot der Pfalzwerke für etwa 40.000 Euro zu haben, im Haushalt stünden 50.000 Euro dafür bereit.

Teuerstes Projekt

Deutlich mehr Geld muss für die Erweiterung des Kindergartens „Spatzennest“ in die Hand genommen werden. Dieses Vorhaben steht ebenfalls schon auf der To-do-Liste für 2022 und 2021. Um alle Anforderungen aus dem Kita-Zukunftsgesetz erfüllen zu können, wird mehr Platz benötigt. „Architektin Gabriele Obenauer soll den Plan auf Basis des Raumprogramms erarbeiten, den wir zusammen mit dem Landesjugendamt erstellt haben“, erläutert der Ortschef. Weil sich die Auflagen erneut verschärft hätten, werde die Angelegenheit deutlich aufwendiger als gedacht. „Wir werden eher bei drei als bei zwei Millionen Euro für den Anbau landen. Zum Glück haben wir den Bestand schon energetisch saniert und eine Küche eingerichtet, die derzeit 80 Kinder versorgt, aber noch Kapazitäten für mindestens eine weitere Gruppe hat.“

Enorme Hilfsbereitschaft

Erfreut zeigt sich Majunke auch über die Eigenleistung, die im Ort erbracht wird, und allgemein die funktionierende Dorfgemeinschaft. Zum Beispiel hätten sich sehr viele Freiwillige beim Pfalztrail und bei den Kerwen eingebracht. Das Engagement beim Umgestalten des TSV-Sportplatzes habe der Gemeinde mehr als 100.000 Euro an Ausgaben erspart. Toll sei zudem die enorme Hilfsbereitschaft, die zutage getreten sei, als ein Sturm im März Bäume auf die Straßen krachen ließ und der Schneebruch Anfang April die Bergstraße unpassierbar machte.

Neujahrsempfang

Sonntag, 15. Januar, 11 Uhr, im Bürgerhaus Hertlingshausen.

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