Grünstadt Niederhöfer Spitzenkandidat, Huter fällt durch

Zum Debakel geriet die Aufstellung der Kandidatenliste für die Wahl zum Kreistag am 26. Mai für die SPD des Kreises am Freitagabend in Bad Dürkheim. Mehrere der Bewerber bekamen nur knapp die erforderliche Zustimmung. Das Wachenheimer SPD-Urgestein Klaus Huter, der für Platz acht angetreten war, fiel ganz durch. Vorausgegangen waren Unstimmigkeiten um die Listenplätze.

Zum Hintergrund: Den Orts- beziehungsweise Verbandsgemeindevereinen der Partei stehen entsprechend ihrer Größe bestimmte Plätze zu, für die sie Personen benennen. „Jede Gebietskörperschaft soll entscheiden, wer ihre Top-Leute sind“, so die Kreisvorsitzende Giorgona Kazungu-Haß. Auf der Vorschlagsliste, die den 89 Delegierten vorgelegt wurde, stand der Ellerstadter Bürgermeisterkandidat René Breier auf Platz acht. Dies ist der vorderste Platz, der der SPD der Verbandsgemeinde Wachenheim zusteht. Huter wurde auf Platz 19 geführt, dem nächsten Platz für die Wachenheimer Genossen. Der Kreisvorstand habe ihn „gebeten“, mit Breier zu tauschen und auf dem aussichtsreicheren Platz acht zu kandidieren, sagte Huter bei der Versammlung. So solle sichergestellt werden, dass ein Vertreter der Verbandsgemeinde Wachenheim im Kreistag ist. Aufgrund seiner Bekanntheit und seiner Verdienste habe er bessere Chancen als Breier, so der 78-Jährige. Breier war nicht anwesend, und Fragen an die Kandidaten waren nicht vorgesehen. Langwierige Auszählung Gewählt wurde die Liste in verbundener Einzelwahl, dies bedeutet, dass die Bewerber für alle 46 Plätze in einem Wahlgang gewählt werden. Das ist nur zulässig, wenn es keine Gegenkandidaten gibt. Die gab es nicht. „Wir haben den Wählern ein richtig gutes Paket anzubieten“, pries Reinhold Niederhöfer, Fraktionsvorsitzender im Kreistag, die Liste an. „Die Auszählung war nicht einfach“, teilte Erich Pojtinger, Sprecher der Auszählkommission, nach rund eineinhalb Stunden mit. Denn viele der Delegierten waren von dem „richtig guten Paket“ offensichtlich nicht so wirklich überzeugt. Das beste Wahlergebnis hatte die auf Platz fünf kandidierende Martina Hauenstein aus Grünstadt, für die 83 der 88 Delegierten, deren Stimmzettel gültig war, votierten. 81 Stimmen gab es für den Bad Dürkheimer Bürgermeister Christoph Glogger und 80 für Niederhöfer. Alle anderen Bewerber mussten sich mit weniger Zustimmung und teils sehr bescheidenen Wahlergebnissen zufriedengeben. Für altgediente Genossen und auch Kreistagsmitglieder, wie Reinhard Brenzinger, Erich Pojtinger, Rolf Ohk, Adam Vogel, Marliese Nitsche, votierten jeweils nur etwas über 50 Genossen. Auch Neulinge, wie Timo Jordan aus Haßloch, bekamen nur bescheidene 56 Stimmen. Und für die Landtagsabgeordnete Georgina Kazungu-Haß, die auf Platz zwei antritt, votierten nur 67 Genossen. Lediglich 32 Delegierte hatten für Huter gestimmt, der damit weniger als die Hälfte der Stimmen hatte und nicht gewählt war. Der Wachenheimer war nicht mehr anwesend. Nach einiger Aufregung mit hektischen Beratungen und grimmigen Blicken am Vorstandstisch sowie mehreren Telefonaten teilte Niederhöfer mit, dass der Vorstand Breier als Kandidaten für den nun freien Platz acht vorschlage. Nach Angaben von Kazungu-Haß sei der Wechsel der Plätze acht und 19 ein Alleingang von Huter gewesen, der weder mit dem Vorstand der Kreis-SPD noch mit dem Vorstand des Wachenheimer Gemeindeverbands abgesprochen gewesen sei. Kampfabstimmung um Platz 19 Gestern bestritt Huter dies gegenüber der RHEINPFALZ: Er sei vom Wachenheimer Gemeindeverband gebeten worden zu kandidieren und habe dann zur Bedingung gemacht, dass er als Vertreter des größeren Ortsvereins Wachenheim den besseren Platz als der Ellerstadter Breier bekommt, so Huter. Breier wurde mit großer Mehrheit auf Platz acht gewählt. Bei der einzigen Kampfabstimmung des Abends um Platz 19 setzte sich Torsten Schneider (Wachenheim) gegen Axel Mattern (Hettenleidelheim) durch. Als Besonderheit hoben Kazungu-Haß und Niederhöfer mehrfach hervor, dass „auf den Spitzenplätzen sehr viele Frauen sind“. Insgesamt sind allerdings nur zehn der 44 Kandidaten weiblich. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der über 60-Jährigen, von denen viele das erste Mal für den Kreistag kandidieren. Mit 20 Jahren jüngste Kandidatin ist die Haßlocherin Lara Gabrisch auf Platz 18. Sanierung und Digitalisierung von Schulen, Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, Radschnellwege, Sanierung von Kreisstraßen, Angebote für die ältere Generation, Förderung des Tourismus und den Bau der fehlenden Teilstücke der neuen B 271 nannte Niederhöfer als Aufgaben für die kommende Wahlperiode.

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