Grünstadt Neue Züge in BASF-Orange

Sabine wiegt 67 Tonnen, ihr Bruder Bernhard 90. Beide Lokomotiven gehören zur neuen Lokflotte der BASF. Um seinen Gütertransport effizienter und umweltfreundlicher zu machen, hat der Konzern 22 neue Diesellokomotiven angeschafft. Die neuen Maschinen haben automatische Kupplungen und können sogar ferngesteuert werden.

„Ich bin sehr stolz auf unsere neue Lokflotte“, sagt Lokführer Olaf Hages, als er seinen neuen Arbeitsplatz vorstellt. Bisher ist er auf Lokomotiven gefahren, die schon seit den 70er-Jahren im Einsatz waren. Er ist einer von 90 Lokführern, die am Standort Ludwigshafen arbeiten. Für ihn und seine Kollegen wird die Arbeit leichter und sicherer – dank der 40-Millionen-Euro-Investition der BASF. Er besuchte mit dem Projektteam den Hersteller Vossloh in Kiel. Dort wurden 16 Loks vom Typ G6, vier vom Typ DE 12 und zwei vom Typ DE 18 gebaut. Die kleineren sind für Rangierzwecke innerhalb des Werks besonders geeignet. Sie sind knapp elf Meter lang und können damit engere Kurven fahren. Sie leisten 690 Kilowatt und können mit bis zu 100 Stundenkilometern Waggons schleppen. Allerdings sind im Werk nur zehn Stundenkilometer erlaubt. Die DE 12 leistet 1000 Kilowatt, die DE 18 1500 Kilowatt. Beide sind 17 Meter lang und erreichen bei Überlandfahrten Schleppgeschwindigkeiten von maximal 120 Stundenkilometern. Für Olaf Hages und seine 90 Lokführer-Kollegen bringt die neue Technik viel: Im Gegensatz zu den alten Loks verfügen die neuen über automatische Kupplungen an beiden Enden. Niemand muss mehr zwischen Puffer klettern, um Kupplungen einzuhängen. Ein Tempomat reguliert automatisch die gewünschte Geschwindigkeit. Alle Loks lassen sich per Funksteuerung bedienen. Dazu steht der Funkrangiermeister auf einer Plattform vorne auf der Lok. Weil die Loks aus einer Hand kommen, ist auch der Führerstand einheitlich gestaltet. Früher mussten die Lokführer mit vielen unterschiedlichen Typen arbeiten. Neu ist auch die Start/Stop-Möglichkeit für die Motoren. Während früher die Dieselmaschinen fast durchgehend liefen, lassen sich die neuen Loks sofort aus- und wieder einschalten. Das spart rund zehn Prozent Kraftstoff und mindert den Schadstoffausstoß. Zudem verfügen die sechs großen Loks über zusätzliche Elektroaggregate, die den Verbrauch weiter senken. Für BASF-Logistik-Chef Thorsten Bieker ist das ein wichtiges Argument. „Wir vermindern im Vergleich zu vorher den Kohlendioxidausstoß jedes Jahr um 300 Tonnen“, sagt der Transport-Fachmann. Mit einem Schadstoff-Ausstoß von maximal 21 Gramm pro Tonne und Kilometer seien Bahn und Schiff deutlich weniger belastend für die Umwelt als die Straße mit 65 Gramm pro Tonne und Kilometer. Bisher werden laut Bieker 28 Prozent des Güterumschlags mit der Bahn erledigt, das seien 424 Waggons am Tag mit je 64 Tonnen Gewicht. Dazu kommen 41 Prozent mit dem Schiff und 31 Prozent auf der Straße – was immer noch 2000 Lastwagen pro Tag bedeute. Nach aktuellen Prognosen werde das Volumen des Güterumschlags weiter steigen, erläutert Bieker. Deshalb müsse die Logistik effizienter werden. Die neuen Loks sollen eine Verfügungsbereitschaft von 96 Prozent haben. Das heißt, Standzeiten durch Wartung und Reparatur werden weniger. Möglich wird dies auch durch die Plattformbauweise der Lokomotiven: Alle verwenden die gleichen Bauteile. Die alte gemischte Flotte erreichte dagegen nur 70 Prozent Verfügungsbereitschaft. Dadurch ist es möglich, die Flotte von bisher 30 auf 22 Lokomotiven zu verkleinern. Personelle Veränderungen gebe es dabei nicht, denn es müsse ja dieselbe Zahl an Betriebsstunden geleistet werden, erklärt BASF-Bahnbetriebsleiter Michael Edinger. Die Wartung der Loks werde in Ludwigshafen erledigt. Das Unternehmen hat dafür mit Hersteller Vossloh einen Wartungsvertrag abgeschlossen und die Verfügbarkeit von Verschleiß- und Ersatzteilen verbessert. Dass Lokomotiven Namen bekommen, sei allgemein üblich, sagte Edinger. Bernhard wurde nach seinem Amtsvorgänger Bernhard Nick benannt, Sabine nach einer Mitarbeiterin des Projektteams. Die Loks sind einheitlich in der Unternehmensfarbe Corporate Orange lackiert und mit Folie für Aufschriften beklebt – beides natürlich in der BASF hergestellt.

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