Grünstadt Netter Abend mit nettem jungen Mann

Zum Auftakt seines Kulturprogramms hat der Neue Landweg einem Newcomer eine Chance gegeben: Comedian Olivier Sanrey war am Samstagabend auf der kleinen Bühne des Evangelischen Gemeindehauses in Eisenberg mit seinem Programm „Alle garstig!“ zu erleben. Den Belgier mit dem sympathischen französischen Akzent habe der Verein bei einem Auftritt in Freiburg entdeckt, erklärt der Vorsitzende Michael Werner-Scheid den knapp 40 Zuhörern.

Zur Auflockerung lässt Sanrey alle Zuschauer aufstehen und sich gleichzeitig mit Vor- und Zunamen sowie Beruf vorstellen. Er selbst würde seinen Namen gern aus dem Spanischen ableiten und mit „Heiliger König“ übersetzen, könne das aber aufgrund seiner familiären Wurzeln nicht, sagt er mit einem Augenzwinkern. Seine Heimat sei wie die Niederlande, nur ohne Kiffen, aber mit vorzüglichem Bier. Für die Bayern, erzählt der Wahl-Münchner, sei Belgien eher wie die Bauchspeicheldrüse: Man hat schon mal davon gehört, weiß aber nicht so genau, wo es liegt. Wenn ein Roter Faden in Sanreys Debüt-Programm auszumachen ist, dann ist es das Land seiner Herkunft. Es sei klein – weshalb die Züge dort auch langsam fahren, damit′s einem größer vorkommt – und möchte trotzdem ernst genommen und auch abgehört werden. Um sich in der Bundesrepublik richtig zu integrieren, habe ihm Sarah, seine Verflossene, geraten, sich mit deutschen Märchen zu befassen. „Ich habe dann die Bildzeitung gelesen.“ Über die Brutalität der Grimm′schen Erzählungen und seine peinlichen Erfahrungen im Fitnessstudio kommt der Nebenberufs-Komiker zu der Frage, was sich die Inder bei den Bezeichnungen der Yoga-Positionen gedacht haben. Sanrey zeigt unter anderem die komplizierte Figur des Adlers, eine der wenigen Verrenkungen und Gestiken des 33-Jährigen, der sich auch kurz als Rammstein-Sänger versucht. In Belgien habe er lange Zeit Improvisationstheater gespielt, erläutert Sanrey gegenüber der RHEINPFALZ. Als er 2005 auswanderte, habe er zu schlecht Deutsch gesprochen, um damit weiterzumachen. „Und da hab′ ich mir gedacht, ich schreibe mal Comedy-Sketche“, so der studierte Volkswirt, der seit November 2012 mit seinem ersten Programm auf Tour ist. Wenn man wie er noch relativ unbekannt ist, brauche man viel Geduld. „Man wird nicht so einfach engagiert.“ Tagsüber arbeite er als Produktmanager bei einem Kreditkartenhersteller und abends verwirkliche er seinen Traum. Wie Sanrey verrät, wird sein nächstes Programm, das bereits im Werden ist, von seinen Beziehungen zu Frauen handeln – Partnerin, Großmutter, Schwester und andere. Angerissen hat er das Thema auch in „Alle garstig!“ Er erzählt Episoden aus seinem Alltag mit Sarah, die erklären, weshalb er mit ihr nicht mehr zusammen ist. Streit mit ihr sei wie Tetris-Spielen: Es komme immer mehr auf ihn zu, sagt er und zeigt, wie er den imaginären Steinen auszuweichen versucht. Als Zugabe geht es nochmal um Belgien. Ein netter Abend mit einem netten jungen Mann dürfte das Fazit des Publikums lauten – nicht mehr und nicht weniger.

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