Grünstadt Musikschule überzeugt bei Frühjahrskonzert

Herausragend: Sängerin Olivia Schick und Gitarrist Volker Riegler.
Herausragend: Sängerin Olivia Schick und Gitarrist Volker Riegler.

Alles musste wegen Corona verschoben werden, sogar 2021 das Jubiläumsfest: Am Freitag hat die Musikschule Leiningerland endlich ihr 45-jähriges Bestehen nachgefeiert – mit einem Frühlingskonzert in Grünstadt, das so bunt war wie das Bildungsangebot der Einrichtung. Es kam sehr gut an.

Zarte Gitarrenklänge waren der Auftakt zum Frühjahrskonzert der Musikschule Leiningerland im gut besetzten Grünstadter Weinstraßencenter. Wie immer seit der Premiere 2003 wurde es von der Sparkasse Rhein-Haardt finanziell unterstützt. Das Besondere diesmal: Es waren nicht Beiträge von Schülern, sondern von Lehrkräften zu erleben. Mit einer Ausnahme gleich zu Beginn: Gitarrenlehrer Jonas Flatter, der selbst einst Unterricht in der Musikschule hatte, trat im Duo mit seinem Bruder Alwin auf, der ein fortgeschrittener Schüler ist und auch schon Preise gewonnen hat. Die beiden zupften Werke von Ferdinando Carulli (1770 bis 1841) und den zeitgenössischen Komponisten Joep Wanders und Gerrit de Boer.

Bei dem romantischen Song „Drink To Me Only With Thine Eyes“ aus dem 19. Jahrhundert, dessen Text auf dem 1616 erstmals veröffentlichten Gedicht von Ben Jonson beruht, brillierte der Tenor Volker Gütermann. Er verriet: „Das ist mein liebstes Liebeslied.“ Lachtränen trieb dem Publikum das Couplet „Ich habe zu viel Angst vor meiner Frau“ von Otto Reutter in die Augen. Gütermann – begleitet von Pianist Stefan Merkelbach – trug es in der Rolle des verschüchterten Ehegatten vor.

Hommage an Alanis Morissette

Herausragend war die Interpretation des Alanis-Morissette-Hits „Ironic“ von Olivia Schick als Frontfrau einer fünfköpfigen Band: leidenschaftlich, kraftvoll, Gänsehaut erzeugend. Ebenso grandios präsentierte sie „No Roots“ von Alice Merton, wobei sie auch schwungvoll tanzte. Gitarrist Volker Riegler animierte das Publikum, im Rhythmus mitzuklatschen.

Mit ihrem glasklaren und voluminösen Sopran brachte die Gesangspädagogin Lena Maria Kosack das „Frühlingslied“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy sowie eine Operettenarie zu Gehör. Mit ihrem leidenschaftlichen Vortrag erntete die 30-Jährige einen kräftigen Applaus und „Bravo“-Rufe aus dem Auditorium.

Ungewöhnliche Arrangements waren von den Violinisten Daniel Grosskinsky, Heidi König und Melanie Lorenz sowie Edwin Monninger auf dem Cello als Streichquartett zu erleben: Sie spielten die Popsongs „Girls Like You“ von Maroon 5 und „In My Blood“ (Shawn Mendes). Eine besondere Kombination ist auch das Duo aus Nadja Schmidt auf dem Akkordeon und Gerhilde Zuck mit der Querflöte. Die beiden trugen ebenso gefühl- wie temperamentvoll drei Stücke vor und wurden dabei von Patrick Schneller auf dem Cajon begleitet. Das Publikum jubelte anerkennend.

Martin: Wie ein Berufsanfänger gefühlt

Es sei sehr schön, endlich wieder öffentlich aufzutreten, sagte Schulleiter Richard Martin, der seit 1983 unterrichtet, sich jedoch in der ungewohnten Pandemie-Situation wie ein Berufsanfänger gefühlt habe. Laut Kosack ist es aber innerhalb einer Woche gelungen, Konzepte für Online-Unterricht auf die Beine zu stellen. Robert Falke führte die neu gewonnenen Möglichkeiten vor: Er spielte live Trompete und begleitete sich selbst auf der Leinwand mit der Posaune. Zu sehen war auch ein Video, in dem das Jugendorchester „Crystallize“ (Lindsey Stirling) in einer Turnhalle spielte. Mit diesem Film hatte die Musikschule beim Kommunalforum Pfalz überzeugt und als Preisgeld 550 Euro gewonnen. „Wir werden die digitalen Wege auch in Zukunft nutzen“, erläuterte Martin und berichtete, dass er nun eine Smart-Musikschule führe, die eine eigene Cloud habe. Zwischendurch ehrte er Sibylle von Strachwitz für ihren jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz für die Einrichtung.

Die Beigeordneten Carsten Brauer (Verbandsgemeinde Leiningerland) und Hans Tisch (Grünstadt), beide CDU, hoben die Bedeutung der Musikschule als Bildungsstätte hervor. Ein Instrument zu erlernen, habe positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Persönlichkeit und der kognitiven Fähigkeiten. Es sei keine Frage, dass VG und Stadt die 1976 gegründete Schule weiterhin alljährlich unterstützen werden, auch wenn sich der Umzug in den Leininger Oberhof, der aktuell saniert wird, noch verzögert. Tisch berichtete von davon galoppierenden Kosten, Lieferengpässen beim Baumaterial und der Schwierigkeit, Fachfirmen in den einzelnen Gewerken zu finden. Brauer drückte dafür die Daumen, dass Deutschland dem Beispiel Luxemburgs folgen möge: Dort habe jetzt der Staat die Finanzierung der Musikschulen komplett übernommen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x