Quirnheim Motorrad- und Technikmuseum: Renaissance des Mopeds – Ausstellung ab Samstag

 Thomas Pöllath mit dem ältesten Exponat der Ausstellung: Cucciolo (Hündchen) von Ducati, Baujahr 1947.
Thomas Pöllath mit dem ältesten Exponat der Ausstellung: Cucciolo (Hündchen) von Ducati, Baujahr 1947.

Das Interesse an Mopeds ist groß. Das merkt auch das Motorrad- und Technikmuseum auf dem Quirnheimer Berg. Die Vereinsmitglieder wollen mit dieser Welle schwimmen – und präsentieren deswegen jetzt eine Sonderausstellung.

Man fühlt sich erst einmal erschlagen, wenn man das Museum betritt und die 90 Zweiräder sieht: Bis ins kleinste Detail restauriert stehen sie dicht nebeneinander, ein Schmuckstück neben dem anderen ist da im Museum auf dem Berg zu sehen. Und wer nicht nur schauen, sondern auch etwas lernen will, findet Tafeln mit technischen Daten zu den einzelnen Ausstellungsstücken. In elektronischen Bilderrahmen werden Videos von der Restaurierung oder der Maschinen in Aktion gezeigt. Pressewart Hans Benkula sagt: „So können die Besucher sehen, wie die Fahrzeuge früher mal ausgeschaut haben und wie sie nun nach der Restauration da stehen.“ Die Mitglieder des Vereins, der hinter dem Museum steht, überlegen immer, was sie Besonderes anbieten können, und so wird heute eine Sonderausstellung mit Zweirädern bis 50 Kubik eröffnet. Gezeigt werden in der Spezialausstellung rund 40 Fahrzeuge, hergestellt von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre. Von fahrradähnlichen Fahrzeugen mit Motor und klassischen Tretmopeds oder Kickstartern bis hin zu ausgefallenen Modellen ist alles dabei.

Die Idee, eine Sonderausstellung „Zweiräder bis 50 ccm“ zu organisieren, ist nach einem Treffen im Juni entstanden, zu dem die Besitzer von 100 Fahrzeugen gekommen sind. „Das Interesse an Zweirädern dieser Klasse ist groß, auch viele jüngere Menschen zeigen sich von den Fahrzeugen begeistert“, erzählt Thomas Pöllath, der seit Oktober als Vorsitzender den Verein führt. Doch was macht diese Zweiräder so besonders? Benkula sagt: „Größtenteils sind noch Ersatzteile erhältlich.“ Da die kleinen Fahrzeuge oft in großen Stückzahlen gebaut worden seien, seien noch einige zu bekommen. Die Zweiräder seien zwar oft in bedauernswertem Zustand, könnten aber recht leicht und für wenig Geld wieder fahrbereit gemacht werden und seien deshalb extrem beliebt. „Deshalb erleben sie eine außergewöhnliche Renaissance“, so Benkula. Auch der Wert sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. „Vor ein paar Jahren konnte man Modelle noch für wenige Hundert Euro kaufen. Im restaurierten Zustand kann das Zweirad dann heute schon mal 5000 Euro wert sein.“

Das älteste Stück ist 75 Jahre alt

Das älteste Exponat der Sonderausstellung ist eine Cucciolo der italienischen Marke Ducati. Das 1926 gegründete Unternehmen produzierte zunächst Bauteile für Radios, nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam 1946 die Fertigung des Fahradhilfsmotors Cucciolo hinzu. In Quirnheim ist dieses 1,3 PS starke Zweirad von 1947 zu sehen. Gerade einmal 40 Kilogramm schwer und so konzipiert, dass es zum Verstauen in eine extra dafür vorgesehene Tasche passt, ist die Motograziella des Unternehmens Carnielli & Co von 1947. Diese sei besonders bei Wohnwagen-Urlaubern beliebt, erzählt Benkula. Zweiräder deutscher, italienischer, französischer, österreichischer und japanischer Fabrikate werden in der Ausstellung gezeigt. Darunter unter anderem die NSU-Quickly, Baujahr 1954, sowie die Schwalbe der Simson Werke.

Wie ein Relikt aus einer anderen Zeit und bei Filmfans bekannt, steht die Velosolex 3800 im Ausstellungsraum. Liebhaber hat das Rad mit Hilfsmotor auch heute noch, nicht zuletzt weil die Schauspielerin Brigitte Bardot es berühmt machte. Die Liste der Schätzchen (die übrigens bis 200km/h auf den Tacho bringen können) ist lang, selbst Laien dürfte die Sonderausstellung begeistern. Die deutschen Moped- oder Mokickhersteller stellten die Produktion übrigens mangels Nachfrage früh wieder ein. Kreidler baute bis 1981, Zündapp bis 1984 solche Fahrzeuge. Bei Hercules stellte man die Produktion 2002 endgültig ein.

Verein verzeichnet Zuwachs

Die Fangemeinde wachse zusehends, die Anzahl der Vereinsmitglieder steige. Derzeit sind es 180. „Zuletzt sind zwölf Mitglieder hinzugekommen“, sagt Benkula. In den Jahren zuvor seien es im Schnitt fünf bis sechs gewesen. Schrauber können dienstags ab 18 Uhr in die Werkstatt neben dem Museum kommen. Dann sind Vereinsmitglieder vor Ort, die selbst restaurieren und bei dem einen oder anderen Problem helfen können. Manchmal wird auch mehr draus, wie Benkula erzählt: „Es kam jemand mit Fragen zu uns in die Werkstatt und wir konnten ihn für unseren Verein gewinnen.“

Mit der Besucherzahl des seit 2001 existierenden Museums ist der Verein zufrieden. Während der Pandemie zählte das Museum rund 1000 Besucher. In den Jahren zuvor waren es im Schnitt rund 2000. „Wir hoffen, dass wir da wieder hinkommen, aber es sieht gut aus“, berichtet Benkula. Insbesondere die Nachfrage nach Gruppenführungen sei groß, sagt der Vorsitzende Pöllath.

Das Museum existiert seit 2001. 80 Prozent der ausgestellten Zweiräder sind Leihgaben, der Rest Vereinseigentum. Der Verein finanziert sich durch Eintrittsgelder, Spenden und Fördergelder.

Kontakt & Termin

Die Sonderausstellung „Zweiräder bis 50ccm“ startet heute um 11 Uhr im Motorrad- und Technikmuseum, Kleine Wust 11, Quirnheim. Das Museum ist bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung läuft bis 27. November. Öffnungszeiten: Sonntag und Feiertag 11 bis 17 Uhr, Dienstag 18 bis 20 Uhr, für Gruppen können Sondertermine vereinbart werden, Telefon 01515 8886060. Internet: www.motorrad-technik-museum.de.

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