Grünstadt Mord mit Lokalkolorit

Es war eine angenehme Überraschung für das Obrigheimer Gemeindebüchereiteam am Freitag. Rund 30 Zuhörer fanden sich zur ersten abendlichen Autorenlesung in den Räumen gegenüber der Schulturnhalle ein. Zu Gast war die Kurpfälzer Krimiautorin Claudia Schmid, die Kostproben aus ihrem neuen Buch „Wer mordet denn schon in Mannheim?“ vorstellte.

Büchereileiterin Doris Schweitzer und ihren engagierten Frauen war anzumerken, dass sie über die Besucherzahl erfreut waren. Kennengelernt habe sie die Autorin bei Besuchen in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, so Schweitzer in ihren Begrüßungsworten über das Zustandekommen der Veranstaltung. Claudia Schmid stieg ohne große Umschweife in eine erste gruselige Kurzgeschichte ein. Unter dem Titel „Du wirst die nächste sein“ geht es um einen Serienmörder, der sich in der Stadt herumtreibt. Auf der Maulbeerinsel bei Feudenheim wird eine Frau tot aufgefunden. Angelina, die aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt, trifft zufällig am Fundort der Leiche ein. Und mit ihr die Hauptprotagonistin der Autorin, die ermittelnde Kommissarin Melanie Härter. Angelina ahnt nicht, dass sie in Folge dem Täter noch sehr nahe kommen wird. Bei einer Episode von „Museumstod“ ist die Kunstexpertin Sophia, die sich in der „schachbrettartig durchnummerierten Stadt“ auskennt wie niemand anderes, in der Galerie zugange. Sie stößt auf vermeintliches Diebesgut, auf Kunstfälschungen und auf eine geheimnisumwitterte Kiste mit mysteriösem Inhalt. „Dumm gelaufen“ ist eine humorvolle, sarkastisch angehauchte Beziehungsgeschichte zwischen Edelgard und Norbert, die schöne gemeinsame Urlaubstage an der Bergstraße verbringen. Es könnten auch die letzten gemeinsamen sein. Weil Edelgard Pläne schmiedet, wie der Gatte um die Ecke gebracht werden könnte. Ein gut getarnter Versicherungsbetrug, der beiden übel mitspielt, macht den mörderischen Absichten von Edelgard einen Strich durch die Rechnung. Elf Kurzkrimis – ernsthafte, nachdenkliche, abgründige und heitere – sind im Buch enthalten. Ab und an wird der Leser mitgenommen auf einen amüsanten Streifzug durch Mannheim und Umgebung; selbst wer kein echter „Mannemer“ ist, dürfte etliche Stätten wieder erkennen: den Fernsehturm mit dem Dreh- und Aussichtsrestaurant am Luisenpark, das Technomuseum, den Paradeplatz, die Kurpfalzbrücke, alte Feuerwache und Marktplatz oder das Schloss. In den Dialogen der Hauptfiguren wird Mannheimer Historie thematisiert: etwa das Carl Benz das erste Automobil hier erfunden hat, ebenso wie Heinrich Lanz den Traktor. Dazu kommen Fußnoten am Ende jeder Geschichte. So sind, ohne dass der Lesefluss gestört wird, im hinteren Teil des Buches Informationen zu historischen Besonderheiten zu finden. Antworten gibt es auch darauf, woher der Paradeplatz seinen Namen hat, wo Friedrich von Schiller einst wohnte oder warum die Maulbeerbäume vor langer Zeit gepflanzt wurden. Seit 25 Jahren lebt die in Passau geborene 54-jährige Autorin in der Quadratestadt. An der Uni studierte sie Germanistik und BWL. Schmid ist Mitglied in der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur „Das Syndikat“. Neben Krimis – der erste mit dem Titel „Tödliche Hausmittel“ erschien 2007 – schreibt sie mit Vorliebe historische Romane, für die sie gerne intensiv recherchiert. Sie sei Kurpfälzerin mit Leib und Seele. „Hier bin ich zuhause“, meint sie, was sie mit ihrem inzwischen vierten Krimi-Buch, das sie innerhalb von sechs Monaten schrieb, eindeutig unterstreicht. „Die gesamte Palette, die uns das Leben bietet, will ich in meinen Texten abbilden“, sagt sie. „Kurzweilig und sehr unterhaltsam“, hieß es bei den Zuhörern, während sich in der Obrigheimer Bücherei am Verkauftisch der Grünstadter Buchhandlung Frank, eine Warteschlange bildete. (gsp)

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