EISENBERG Lichterfahrt wird wie Volksfest gefeiert

Der Nikolaus ist da – er kommt auf dem Traktor.
Der Nikolaus ist da – er kommt auf dem Traktor.

Viel Zuspruch hat die Lichterfahrt der Landwirte im östlichen Donnersbergkreis erfahren. Unzählige Zuschauer säumten die Straßen und Feldwege. Sie winkten den leuchtenden Schleppern zu, deren Fahrer mit ihrer Aktion einen Funken Hoffnung verbreiten wollten. In einem Dorf wurden sogar „Danke“-Schilder hochgehalten.

Schon eine Stunde, bevor sich der Tross an Schleppern am Samstagabend in Bewegung setzte, herrschte rings um den Erlenhof in Eisenberg reges Treiben. Junge Familien und Opas und Omas mit Kleinkindern beobachteten das Geschehen. Nach und nach trafen bunt geschmückte Traktoren ein und formierten sich. Vor allem jüngere Landwirte hatten sich – wie in vielen anderen Gegenden der Pfalz – der diesjährigen Hoffnungsfahrt angeschlossen.

Michael Selzer aus Göllheim erzählte, dass es eine Herausforderung sei, einen Traktor mit Lichterketten zu schmücken. Mehrmals habe er losfahren müssen, um zusätzliche kleine Leuchten zu organisieren. Daniel Dinges aus Insheim stand neben seinen beiden blauen Traktoren. „Ich habe meine Fahrzeuge erst einmal ordentlich mit Wachs poliert“, erläuterte er. Anschließend habe er die Schlepper über Tage hinweg mit Lichterketten und Figuren verziert. Die neueren Traktoren sind mit Blick auf die Stromtechnik im Vorteil. Mit kleinen Zusatzgeräten haben sie genau die notwendige Spannung zur Verfügung, während die älteren entweder ein Stromaggregat dabei haben oder mit Zusatzbatterien ausgestattet werden müssen.

Die mit Lichtern geschmückten Traktoren sind immer wieder ein Hingucker.
Die mit Lichtern geschmückten Traktoren sind immer wieder ein Hingucker.

Ältester Traktor zählt 74 Lenze

„Mich hot mein Enkel angefixt, do mitzumache“, erzählte Rudi Wegrzynowski aus Imsbach. Er hatte an diesem Tag den ältesten Traktor der Marke Ursus und freute sich auf die Fahrt mit seinem 74-jährigen Bulldog.

Die beiden Organisatoren Thilo Holstein (Kindenheim) und Alexander Seiler (Eisenberg) waren wochenlang damit beschäftigt, dieses Spektakel zu organisieren. Unter anderem mussten alle Fahrten angemeldet und genehmigt werden. Bekannte, Freunde und Unternehmer riefen an und boten Sachspenden an. „Ein Ziel dieser Lichterfahrt ist es, den Kindern eine Freude zu machen und ein kleines Geschenk zu übergeben“, unterstrich Holstein. Am Ende konnten über 400 Tüten mit hochwertigen Geschenken gefüllt werden, wie Matthias Meng erzählte. Er selbst habe Spendenquellen im benachbarten Rheinhessen angezapft.

Landrat übernimmt die Schirmherrschaft

Bereits am Vortag wurden die Geschenktüten gefüllt, sodass man sich am Samstag auf die Ausfahrt konzentrieren konnte. Die Polizei aus Kirchheimbolanden sicherte die Lichterfahrt ab und Landrat Rainer Guth (parteilos), der auch die Schirmherrschaft übernommen hatte, setzte sich ans Steuer eines Schleppers. „Ich habe 1986 den Traktorführerschein gemacht“, erzählte er.

Guth zeigte sich beeindruckt von den vielen jungen Landwirten, die ihren Berufsstand engagiert vertraten, auf ihre existenziellen Probleme aufmerksam machten und gleichzeitig Gutes taten. Als stillen Protest waren an einigen Fahrzeugen Plakate angebracht mit Beschriftungen wie „Regional statt International“ oder „Keine Weihnachtsgans ohne Landwirtschaft“. Der Traktor-Umzug setzte sich über die Konrad-Adenauer-Straße in Richtung Kinderdorf in Bewegung. Dort wurde er auch schon von vielen Kindern erwartet. Anders als in den Vorjahren konnten sie die Präsente von den Lichterfahrt-Teilnehmern persönlich in Empfang nehmen und nicht mit großem Abstand nur von einem Tisch herunternehmen.

Im Dunkeln wird die leuchtende Pracht sichtbar

Inzwischen war es dunkel geworden und die ganze Pracht des mobilen Lichtermeeres wurde richtig sichtbar. Weiter ging es nach Stauf, vorbei an unzähligen Menschen, die die Straßen und Feldwege säumten. Im Burgdorf musste mühsam gewendet werden, nur so gelang es, in die Talstraße einzubiegen. Am Dorfbrunnen wurde Glühwein ausgeschenkt und am Kinderheim wurden Geschenktüten verteilt.

Im Bereich des Gewerbegebietes West kamen die Trecker den Berg herabgefahren und man konnte die Länge der diesjährigen Lichterfahrt mal so richtig sehen. Quer durch Eisenberg standen rechts und links an den Straßenrändern viele Schaulustige, die winkten. An Stellen, an denen es hinsichtlich der Verkehrssicherheit möglich ist, machte Evi Holstein mit ihrem Kleinbus Halt und verteilte – unterstützt von ihrer Familie – Nikolaus-Figuren, Orangen und Äpfel an die kleinen Zaungäste.

Feuer und Glühwein zum Wärmen

In Kerzenheim und Göllheim wurde die Lichterfahrt schon fast wie ein kleines Volksfest gefeiert. In Einfahrten waren Feuerstellen zum Wärmen aufgebaut. Vielerorten gab es Glühwein und Punsch.

Thilo Holstein war noch am Tag danach gerührt ob der großen Anteilnahme aus der Bevölkerung. Anders als in den vergangenen beiden Corona-Jahren sei Weihnachtsfeeling aufgekommen. In Marnheim hielten Passanten „Danke“-Schilder hoch. Ihren Abschluss fand die Aktion nach fünf Stunden in Kirchheimbolanden.

Es wurden mehr als 400 Päckchen für Kinder gepackt.
Es wurden mehr als 400 Päckchen für Kinder gepackt.
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